Kritik: Stranger Things – Staffel 1

Die 80er sind schon ein tolles Jahrzehnt. Auch wenn ich sie nie miterlebt habe, so weiß ich doch, welchen kulturellen Einfluss sie auf uns alle hatten. Nicht umsonst erschienen in diesem Jahrzehnt mehrere der besten Filme aller Zeiten (wenn man den Leuten so glauben kann) und auch die Musik von damals verstehen viele als stilprägend und bis heute meisterhaft. Nun hat eine neue Serie versucht, diese beiden Vorzüge des Jahrzehnts in acht Folgen zu mischen und dem Zuschauer ein Gruselabenteuer á la „E.T.“ oder „Begegnung der dritten Art“ zu schenken. Ob das so funktioniert hat, kläre ich heute in meiner Kritik zu Stranger Things.


Handlung

Indiana, 1983: Als eines Tages ein kleiner Junge spurlos verschwindet, erweckt der Fall nicht nur die Aufmerksamkeit der Familie, sondern ebenfalls der Behörden. Die Polizei leitet auf der Stelle umfangreiche Ermittlungen ein, doch handfeste Hinweise, geschweige denn eine heiße Spur können die Behörden nicht finden. 99 von 100 vermissten Kindern befinden sich bei einem Elternteil oder einem Verwandten, heißt es. Doch Joyce Byers, die Mutter des Verschwundenen, ist außer sich vor Sorge. Was ist, wenn ausgerechnet ihr Sohn nicht zu den 99 Kindern gehört, die binnen kürzester Zeit wieder gefunden werden? Daraufhin machen sich Mike, Dustin und Lucas auf die Suche nach ihrem verschwundenen Freund – und stoßen auf düstere Geheimnisse, die niemals ans Tageslicht kommen sollten. (Moviepilot)


Kritik

Ich habe schon oft versucht, mich mit den Filmen der Achtziger anzufreunden, jedoch hat es bei mir noch nie so wirklich gefunkt. Ich kann zwar immer verstehen, warum man die Filme damals so unglaublich fasznierend fand, allerdings lässt sich diese Faszination leider nicht ins 21. Jahrhundert tragen. Zumindest bei einigen Filmen ist das meiner Meinung nach so. Kultkomödien wie „Ferris macht blau“ haben mich einfach nur ratlos zurückgelassen, während jedoch „Zurück in die Zukunft“ und „Stand By Me“ grandios sind. Letzterer ist dabei einer von vielen Filmen dieser Epoche, die in Stranger Things zitiert werden und am ehesten vergleichbar sind mit der Stimmung des Films. Die vier Jungen, die ein Rätsel aufdecken, spiegeln sich genauso in dem Jugendfilm wider, wie auch in so bekannten Meisterwerken wie „Die Goonies“ und „E.T.“. Das ist nicht nur eine Ode an die damaligen Filme, sondern auch eine der größten Stärken der neuen Serie.

Anfangs hatte ich Angst, es könnte sich hier wieder um eine Mystery-Serie á la „Lost“ handeln, die jede Folge mehrere Fragen aufwirft, im besten Fall aber nur eine am Ende der Staffel beantwortet. Doch „Stranger Things“ geht dabei so vor, wie man es von den oben genannten Filmen kennt. Alles wirkt irgendwie mysteriös und es werden in der ersten Folge sofort Fragen aufgeworfen, es kommen aber selten neue dazu oder werden nicht beantwortet. Auch wenn man sich die Tür für eine zweite Staffel offen hält, so wirkt die Staffel doch beruhigend abgeschlossen und dadurch auch so schön befriedigend. Dafür gibt es aber auch sehr viele andere Gründe: Die Musik, die Figuren, die Anspielungen auf die Filme der 80er und die allgemeine Stimmung sind so hervorragend, dass ich es schon lange nicht mehr in dieser Art gesehen habe.

Kommen wir zunächst zu den Figuren: Was mich am meisten gefreut hat, ist die Tatsache, dass jede Figur eine Berechtigung in dieser Serie hat. Allzu oft besitzen Serien zwar ein Arsenal an guten Darstellern, nutzen davon aber selten mehr als 5. Hier ist jeder ein Teil der Geschichte und bekommt seinen großen Auftritt. Sei es die Schwester, die anfangs noch arrogant und verwirrt wirkt, oder die Gruppe Jungs, von denen jeder seinen großen Auftritt bekommt. Zudem hat mich keine der Figuren nachhaltig genervt. Großes Lob verdienen aber vorrangig Winona Ryder und David Harbour, die als besorgte Mutter des entführten Kindes und Polizeichef hier allen die Show stehlen, sowohl im Schauspiel, als auch in den Entwicklungen ihrer Charaktere.

Zur Musik kann ich leider kein fundiertes Fachwissen anbieten, was ich aber sagen kann: Die Musik ist einfach unfassbar gut. Die Synthie-Klänge im Hintergrund und vor allem im Intro haben mich noch lange verfolgt, was in diesem Fall aber garantiert ein Lob ist. Ich bin eigentlich nicht der Fan elektronischer Musik, hier passt es aber wie die Faust aufs Auge und unterstreich so noch einmal die ganze Stimmung der 80er. Dabei helfen auch die immer wieder eingestreuten Hits des Jahrzehnts, die einen immer wieder in die Zeit zurückwünschen lassen, wenn es da nicht diese seltsamen Geschehnisse geben würde.

Ohne zu viel von der Handlung zu verraten, kann man schon sagen, dass die Handlung von Anfang bis Ende durchweg gut erzählt wird. Wie oben erwähnt, gibt es am Anfang ein Mysterium, das Verschwinden des Jungen, und seltsame Ereignisse, weshalb verschiedene Figuren sich entschließen, auf Entdeckungstour zu gehen. Mehr braucht es auch nicht, um eine gute Serie entstehen zu lassen. Durch die Musik und die Figuren hat man schon ein tolles Gerüst, an dem man arbeiten kann und mit der Stimmung, die man entstehen lässt, füllt man dieses mit so viel tollen Geschichten, dass man die Serie irgendwann nur noch in einem Rutsch gucken möchte. Dabei wird die Serie allerdings zu keiner Sekunde zu gruselig oder zu lustig, sondern findet immer die richtige Mischung und setzt dann gekonnt die Highlights.

Ein Wort muss ich dann aber doch noch zu den Anspielungen verlieren. Wer nämlich ein Filmfan, besonders der 80er-Jahre, ist, wird sich hier totsuchen können. An jeder Ecke und in jeder einzelnen Szene kann man Anspielungen oder direkte Zitate auf die teilweise schon genannten Filme finden. Das ist dann zwar für die Handlung nicht wichtig, bietet dem Zuschauer aber noch eine zweite Ebene, die mir zumindest fast genauso viel Spaß macht, wie die eigentliche Geschichte zu verfolgen.

Abschließend muss ich aber noch erwähnen, dass ich die Serie zwar großartig fand, sie ist aber auch nich perfekt. Dafür macht sie es sich an manchen Stellen einfach zu leicht. Ich mag es einfach nicht, wenn man es den Figuren zu einfach macht, was hier leider sehr oft passiert. Außerdem gibt es dann noch Beziehungen einzelner Figuren, die für mich leider nie befriedigend aufgelöst werden. Insgesamt sind dass aber Kleinigkeiten, die den Gesamteindruck fast gar nicht schmählern.


Fazit

Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass Stranger Things schon jetzt die Serienüberraschung des Jahres ist. Mit reichlich Anspielungen, tollen und sympathischen Figuren, einer mysteriösen und spannenden Story, sowie einer grandiosen Stimmung, getragen durch die Musik und die Bildsprache, hat mir eigentlich alles, was man sich nur wünschen kann. Ich bin begeistert und kann „Stranger Things“ nur jedem empfehlen, der in den 80ern aufgewachsen oder einfach nur eine richtig gute Serie schauen möchte.

9


Cast

  • Creator: Matt Duffer, Ross Duffer
  • Showrunner: Matt Duffer, Ross Duffer

Hauptdarsteller

Darsteller Figur
 Winona Ryder Joyce Byers
David Harbour Jim Hopper
Finn Wolfhard Mike Wheeler
Millie Bobby Brown Eleven
Gaten Matarazzo Dustin Henderson
Caleb McLaughlin Lucas Sinclair
Natalia Dyer Nancy Wheeler
Charlie Heaton Jonathan Byers

Nebendarsteller

  • Cara Buono
  • Matthew Modine
  • Noah Schnapp
  • Joe Keery
  • Shannon Purser
  • Ross Partridge

Weitere Meinungen

 

  • Schnitt: 8,8/10

9

24 Kommentare Gib deinen ab

  1. tarlucy sagt:

    Nein, nein, nein…die 80er kann man nicht verstehen, wenn man nicht drin aufgewachsen ist…Ferris macht Blau, Breakfast Club, Pretty in Pink…ach…ich versinke gerade in schönen Erinnerungen…..und so viel tolle Trashfilme..ich glaub das war DAS JAHRZEHNT der Trashfilme, die sich A-Movies nannten..Tut mir Leid….das geht nicht…Aber die Musik…die ist für jeden was..Ich hab auch schon bei Stranger Things reingeschaut…aber bis her nur 2 Folgen…schön, dass sie ihr Niveau hält…freut mich…LG

    Gefällt 2 Personen

    1. Filmschrott sagt:

      Gebe dir absolut recht, was die Filme betrifft. Gibt nix besseres als die 80er. Ob im Mainstream oder auf Trashebene. Es war einfach kreativ und irre und anders, als es sonst jemals war.
      Aber die Musik der 80er ist eine absolute Katastrophe. Alleine, was in dem Jahrzehnt mit der Rockmusik passiert ist, ist ein absolutes Desaster, für das nachwirkend noch alle Beteiligten öffentlich gesteinigt werden sollten.

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      1. tarlucy sagt:

        Hahahaha…Echt, findest Du die Musik so desaströs?? Gut das ich nur Konsument war…die neue deutsche Welle…die war doch was…Hahahahaha…

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      2. Filmschrott sagt:

        Geh mir bloß weg mit den NDW-Affen. Das war alles so unfassbar grausam. Nana will ich heute noch die Stimmbänder verätzen, wenn sie anfängt rumzukrächzen.

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      3. tarlucy sagt:

        Ich lach mich weg…Und so – geil…(nicht das Lied)…aber diese grottige Umsetzung der englischen Lieder ins Deutsche…AHHHH…;-)

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      4. Filmschrott sagt:

        Es war das, was die Filmbranche heute ist. Ein komplettes Desaster.

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      5. tarlucy sagt:

        Ja…ach…das war eine Zeit….Netzshirts und Neonfarben…gut dass es vorbei ist…aber die Erinnerung…die ist einmalig…:-)

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      6. Filmschrott sagt:

        Die Erinnerungen sind ja immer schön. Aber wenn man es neutral betrachtet, war jede Zeit auf ihre Weise eigentlich totale Grütze. Disco in den 70ern. Glamrock in den 80ern. Techno in den 90ern. Aber zumindest hatten all diese Dekaden ihre Alleinstellungsmerkmale. Und heute? Heute ist alles nur noch irgendwelche kopierte Scheiße, die man dann „retro“ nennt, damit es nicht zu sehr auffällt, dass die Leute komplett unkreativ geworden sind.

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      7. tarlucy sagt:

        Retro…das Unwort des Jahrhunderts…Du hast Recht…wir haben wenigstens Original gelebt…:-)

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  2. donpozuelo sagt:

    Du kannst echt nichts mit „Ferris macht blau“ anfangen??? Ich liebe den Film. Aber was das angeht, bin ich eh ein großer 80er-Jahre-Film-Fan.

    Serie hat mir auch sehr gut gefallen. Ich bin wirklich mal gespannt, wie sie das noch weiterführenwerden.

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    1. Staffmann sagt:

      Ne, habe den letztens gesehen und war mächtig enttäuscht. Kaum witzig, sondern eher belanglos

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      1. donpozuelo sagt:

        Hahaha… ich könnte den immer wieder schauen. Ich mag den wirklich sehr.

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  3. mumi68 sagt:

    Stimme dir zu, würde aber einen Punkt mehr draufpacken 🙂

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  4. Auch ich bin nach Stranger Things ein bisschen im 80er Fieber und musste gerade lachen, weil mich „Ferris macht blau“ tatsächlich auch auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht hat. Konnte nichts daran finden. Gibt aber genug anderes Tolles, z. B. die alten John Cusack Filme (Teen Lover, der Volltreffer, Sixteen Candles). Hach, die machen echt Spaß.

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