Kritik: Kubo- Der tapfere Samurai

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(c) Universal Pictures

Stop Motion ist ein Thema, was schon oft in meiner Umgebung zu hitzigen Dikussionen geführt hat. Neben allen Kunstformen, die man in Filmen finden kann, ist das wohl diejenige, die mir am wenigsten zusagt. Die abgeschnittenen Bewegungen und die oftmals stumpfen Bewegungen reißen mich eher raus, als dass sie mir gefallen. Auch wenn es positive Ausnahmen gibt, so sollte doch jetzt der Film kommen, der das Genre für mich retten sollte: Kubo – der tapfere Samurai verspricht nämlich packende Action, eine kunstvolle Bildsprache und eine spannende Story. Insofern ist es dann auch der Animationsfilm gewesen, auf den ich mich seit langer Zeit am meisten gefreut habe. Ob meine hohen Erwartungen erfüllt wurden und ob ich nun auch Stop-Motion-Fan bin, könnt Ihr in meiner Kritik lesen!


Handlung

Die Geschichte spielt in Japan vor unserer Zeit. Unser junger, gutherziger Held Kubo lebt in einer Stadt am Meer und kümmert sich um seine Mutter, seit sein Vater verstorben ist. Er lebt ein bescheidenes Dasein als Geschichtenerzähler, zu dessen Zuhörern auch Hosato, Akihiro und Kameyo gehören. Doch Kubos recht ruhige Existenz zerbricht mit einem Schlag, als er versehentlich einen Geist aus seiner Vergangenheit beschwört und dieser voller Zorn auf die Erde hinab stürmt, um eine uralte Blutrache zu vollstrecken.


Kritik

Wenn Ihr den oben verlinkten Trailer gesehen habt, werdet ihr vermutlich nachempfinden können, weshalb ich mich so auf Kubo gefreut habe. Eigentlich stimmt in diesen paar Minuten alles: Die generelle Stimmung, der Art-Style, die Figuren und die Musik. Doch wie es so oft der Fall ist, kann der gesamte Film dann nicht komplett diese Stimmung tragen. Auch wenn „Kubo“ durchaus eine ernste und schon fast todtraurige Geschichte erzählt, so gibt es doch die an die junge Zielgruppe gerichteten Witze, die mich nicht einmal zum Lachen gebracht haben. Im Trailer wirkt der ganze Film noch viel ernster und geheimnisvoller, als er es im Endeffekt ist. Besonders die Figur des Käfer-Samurais hat mir gar nicht gefallen, weil sein Charakter nur zwischen dumm, albern, aber auch mutig geschwankt hat.

Das ist insofern schade, weil alle anderen Figuren sonst rundum gelungen sind. Kubo selbst ist so, wie man sich einen Jungen seines Alters vorstellt, nur noch mit einer riesigen Ladung Mut und Abenteuerlust. Da fällt es mir leicht, ihm auf seiner Reise folgen zu wollen. Auch seine Mutter und der Affe Monkey sind in ihren jeweiligen erzieherischen Rollen toll dargestellt. Größtes Lob verdienen die Macher aber für die Kreationen der bösen Schwestern. Von Rooney Mara genial synchronisiert verbreiten die beiden mit ihren ausdruckslosen Masken Angst und Schrecken. Solche Antagonisten, wenn auch nur grundlos böse, habe ich schon lange nicht mehr gesehen. In ihrer Machart sind sie durchaus einmalig.

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Nun muss ich aber zur oben angesprochenen Animationsart kommen. Wie schon oben erwähnt, handelt es sich um einen Stop-Motion-Film, der allerdings mit computeranimierten Effekten garniert ist. Das funktioniert über weite Strecken auch prächtig, nur leider gab es immer wieder Momente, die mich rausgerissen haben. Ich kann mich einfach mit Stop-Motion nicht anfreunden, auch hier bewegen sich die Figuren teilweise abgehackt und halt wie Puppen. Ich kann auch nicht beschreiben weshalb mich das stört, wer damit kein Problem hat, wird hier aber sich voll auf seine Kosten kommen. Besonders in Actionsequenzen merkt man davon auch kaum etwas. In solchen Szenen, wie zum Beispiel im Kampf gegen ein riesengroßes Skelett, wurde ich extrem beeindruckt.

Worüber man dann aber nicht hinwegsehen kann, ist das Finale. Eventuell lag es auch hier wieder an mir, aber zumindest in diesen Szenen hat die Einbindung der Computeranimationen in die Stop-Motion-Welt gar nicht funktioniert. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten, ich kann nur sagen, dass man hier die Probleme in aller Größe vorgeführt bekommt. Auch hier ist es sehr schade, weil das Finale an sich wieder toll inszeniert ist und den Zuschauer mit einem melancholisch schönen Gefühl nach Hause schickt.

Für dieses Gefühl ist vor allem die Handlung verantwortlich. Denn neben allen Witzen, die nicht so funktionieren (aber auch selten vorkommen), und den teils stockenden Animationen erzählt Kubo – der tapfere Samurai eine spannende Geschichte voller Melanscholie, Spaß, Familiengefühl und vor allem Liebe zu den Figuren und der altjapanischen Welt, in der die Story angesiedelt ist. Spätestens beim Abspann merkt auch der letzte, wie viel Liebe die Macher in den Film gesteckt haben und wie viel ihnen die Figuren bedeuten. Zusammen mit der tollen Musik kann man dann auch über die Fehler hinwegsehen, nur leider dämpfen sie den Gesamteindruck doch erheblich.

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Fazit

Kubo –  der tapfere Samurai ist gewiss einer der besseren Animationsfilme der letzten Jahre. Hätte ich nicht so meine Probleme mit Stop-Motion, wäre es vielleicht einer der besten aller Zeiten für mich. So habe ich aber meine Probleme mit einigen Animationen und dem Humor. Jedoch werde auch ich dafür mit einer tollen Geschichte, einem grandiosen Soundtrack und grandiosen Figuren belohnt. Wer also nicht die von mir angesprochenen Probleme mit dem Animationsstil hat, der kann getrost noch ein bis zwei Wertungspunkte addieren.

7


Cast

  • Regisseur: Travis Knight
  • Drehbuch: Marc Haimes, Chris Butler

Hauptdarsteller

Sprecher Figur
 Charlize Theron Monkey
Art Parkinson Kubo
Matthew McConaughey  Beetle
Rooney Mara Schwester

Nebendarsteller

  • Ralph Fiennes
  • George Takei
  • Cary-Hiroyuki Tagawa
  • Brenda Vaccaro

Weitere Meinungen

 

  • Schnitt: 9,1/10

9


Die Filme von Travis Knight

  • Kubo: Der tapfere Samurai (2016)

Die Filme von Laika

  • Coraline (2009)
  • ParaNorman (2012)
  • Die Boxtrolls (2014)
  • Kubo: Der tapfere Samurai (2016)

11 Kommentare Gib deinen ab

  1. Luziferian sagt:

    habe ihn gestern gesehen und muss dir zumindest teilweise widersprechen. Allerdings bin ich auch Fan von stop motion und mag diese Technik lieber als Computeranimationsfilme, da sie ein noch anders Maß an Hingabe und liebe zum Detail erfordern.

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    1. Luziferian sagt:

      Allerdings ist es ja auch wie bei mir gelegentlich, dass die Kritik negativer klingt als sie mit einer Endwertung von 7/10 letztendlich ausfällt. Das wiederum würde ich ähnlich sehen.

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    2. Luziferian sagt:

      so, habe meine Meinung mal fundierter zusammengeklöppelt: https://luzismedienecke.wordpress.com/2016/10/29/kubo-der-tapfere-samurai-kino/ 🙂

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  2. filmlichter sagt:

    Huh, interessant, meine „Kritik“ an den LAIKA Filmen wäre eher, dass sie die StopMotion soweit perfektioniert haben, dass sie fast nicht mehr von Computeranimation zu unterscheiden ist. Da bin ich wohl unkritischer als Du (allerdings mag ich auch StopMotion an sich).
    Auf Kubo bin ich jedenfalls gespannt und sage mal wieder: als Animationsfilmfreunde leben wir in absoluten Schlaraffenlandzeiten. So viele unterschiedliche Techniken, die alle gute bis großartige Filme hervorbringen (und ja, gelegentlich auch mal Mist).

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  3. JOHN sagt:

    Kannst von mir 10/10 Punkte ergänzen und in die Endwertung einfließen lassen 🙂 Ein wunderschöner Film, noch nie bin ich im Kino aufgrund der Optik so sehr ergriffen gewesen. Meiner Meinung nach mit großem Abstand der beste Animationsfilm der letzten Jahre.

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  4. velverin1981 sagt:

    Mich hat nur eine Szene am Schluss wirklich gestört, weil es da zu offensichtlich war, dass da eine Figur vor einem Greenscreen steht.

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    1. Staffmann sagt:

      Genau das meinte ich! Das sah so seltsam aus, irgendwie haben sie es da überhaupt nicht hinbekommen.

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  5. donpozuelo sagt:

    Du mochtest Beetle echt nicht? Ich fand ihn toll. Aber ja, ich kann schon verstehen, wenn man ihn vielleicht nicht so mag. Ich fand den Film rundum toll. Hat mich schwer begeistert.

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    1. Staffmann sagt:

      Hm, ne, der war mir zu dümmlich in meinen Augen. Außerdem hat er dann nicht in das !SPOILER! aufgebaute Bild des großen Kriegers gepasst, der alleine gegen die Götter gekämpft hat.

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