Kritik: Split

Split – sehr passend. Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu diesem Film, auf den ich mich zu Jahresbeginn vermutlich gefreut habe, wie auf sonst keinen anderen. Dennoch habe ich diese Kritik ein wenig vor mir hergeschoben, und z.B. zuerst meine Kritik zu Lion geschrieben, die aber erst in einem Monat erscheint. Woran das liegt, weiß ich zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht so genau. Vielleicht erlange ich während des Schreibens selbst ein wenig Klarheit darüber, wie ich diesem Film bewerte.


Handlung

Auch wenn an diesem Punkt in unseren Filmexe-Kritiken immer eine nüchterne, kleine Inhaltsangabe steht, kann ich nicht anders, als meinen ersten, starken Gedanken niederzuschreiben, der da lautet: Seht Euch einfach den Trailer an. Und nachdem ich hier wenig subtil bereits meinen größten Kritikpunkt angedeutet habe, folgt jetzt die klassische Inhaltsangabe. (Und wenn ihr den Trailer nicht kennen solltet, euch der Film aber interessiert, dann seht euch den Trailer nicht an, der nimmt einfach viel zu viel vorweg!)


Dennis, Patricia und Hedwig sind nur ein paar wenige Namen von Persönlichkeiten, die sich allesamt um die Herrschaft über Kevins Körper streiten. Jeder dieser Charaktere macht dabei seine ganz eigenen Erfahrungen und agiert völlig unterschiedlich mit seiner Umwelt. Die Machtverhältnisse unter den insgesamt 23 Persönlichkeiten verschieben sich von Zeit zu Zeit und so wandert die Vorherrschaft in die Hände von Dennis und Patricia, die einen Plan verfolgen, der von Skrupellosigkeit nicht zu übertreffen ist. Dieser Plan involviert die Entführung der Mädchen Casey, Claire und Marcia. Allen voran versucht Casey (Anja Taylor-Joy), einen klaren Kopf zu behalten und Streitigkeiten unter Kevins Persönlichkeiten als Chance für eine Flucht zu nutzen. Welche Gefahr auf sie lauert, bleibt ungewiss, Patricia und Dennis sprechen von einer Bestie, deren Ankunft kurz bevorsteht…


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Casey (Anja Taylor-Joy) versucht dem 9jährigen Hedwig (James McAvoy) nützliche Informationen zu entlocken

Kritik

Wie nicht anders zu erwarten ist McAvoy in seinen Rollen großartig und macht Split sehenswert. Wie für ihn gemacht scheint das Häuten und Schlüpfen in unterschiedlichste Charaktere, hier kann er sich wunderbar austoben und den psychischen Eigenheiten seiner alter egos freien Lauf lassen. Ich habe den Film in der Pressevorführung leider auf deutsch gesehen, gerne hätte ich auch McAvoys Stimme gehört, dann hätte dieses Schauspiel garantiert noch einmal etwas runder gewirkt. Nichtsdestotrotz sind es bei mir verschiedene Gesichtsausdrücke McAvoys, die aus dem Film besonders hängengeblieben sind, und die ich auch jetzt, 2 Wochen später noch sehr deutlich vor meinem geistigen Auge abbilden kann. McAvoy hat selbst eine große Faszination für Psychologie und diese Rolle schien wie für ihn gemacht, da er sich schon früher mit dem Thema der gespaltenen Persönlichkeit beschäftigt hatte. Anfangs war er noch sehr skeptisch, als Regisseur Shamalayan ihm keine Antwort auf seine Frage geben konnte, wie denn sein Charakter im Film heißen würde. Shamalayan gab ihm das Skript zu lesen und McAvoy verstand, welches Potenzial in dieser Rolle steckte.

Wie Shamalayan auch in einem Interview gesagt hat, war es natürlich nicht möglich, in normaler Spielfilmlänge alle 23 Persönlichkeiten von Kevin einzuführen, und so kriegen wir in Split einen Blick auf ca. 8 von ihnen, was eigentlich auch ausreicht. Was mich allerdings ein klein wenig gestört hat, ist, dass wir eigentlich fast alle davon bereits im Trailer kennengelernt haben. Meine allergrößte Kritik gilt also eigentlich mehr dem Verantwortlichen des Trailers – ich bemühe mich schon immer, von diesen vorab nicht alles zu sehen, aber manchmal ist das z.B. aufgund der Vorschau im Kino auch schlicht nicht möglich. Ich hätte mir gewünscht, dass der Film vielleicht noch ein wenig mehr ins Detail geht, ich hatte hinterher einfach nicht das Gefühl, dass das Potenzial ausreichend ausgeschöpft wurde, vielleicht war meine Erwartungshaltung auch einfach zu hoch. Nicht dass ich einen klassischen Shamalayan-Twist erwartet hätte, bitte nicht, dennoch waren mir einige Elemente einfach zu altbekannt und nicht raffiniert genug. Ich weiß, dass ich hier sehr unkonkret bleibe, was einfach daran liegt, dass ich gar keine ganz konkreten Punkte anführen kann, die mich direkt gestört haben, es war einfach ein Grundgefühl nach dem Film, dass hier doch irgendetwas gefehlt hat.

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Dr. Fletcher (Betty Buckley) ist Kevins Therapeutin und überzeugt davon, dass seine Fähigkeiten den Beweis liefern werden, welch ungeahntes Potential des menschlichen Gehirns freisetzbar ist

Und dennoch ist Split ein spannender und durchaus sehenswerter Film und ich denke, ich nehme nicht zu viel vorweg, wenn ich erwähne, dass Shamalayan sich durchaus die Möglichkeit offengelassen hat, Split mit einem Nachfolgerfilm auszustatten, in dem wir dann vermutlich auch die anderen Persönlichkeiten von Kevin zu sehen bekommen. Das Ende lässt einige Fragen entstehen, zu denen es diverse Deutungen und Spekulationen gibt, über die ich mir aber bisher noch nicht informiert habe. Ich bin dennoch gespannt, wohin Shamalayan diese Geschichte treiben lassen will..


Fazit

Split ist unterhaltsam, spannend und lebt vom großartigen Schauspiel James McAvoys, wer ihn also gerne sieht, wird in Split sicher unterhalten werden. Hier und da hätte ich mir ein wenig mehr Tiefgang gewünscht, der das Interesse geweckt hätte, sich mit diesem psychologischen Phänomen der gespaltenen Persönlichkeit weiter auseinanderzusetzen. Nichtsdestotrotz ist Split sehenswert und bekommt von mir ca. 7,5 Punkte, also hier eine

7


Cast

  • Regisseur: M. Night Shyamalan
  • Drehbuch: M. Night Shyamalan

Hauptdarsteller

Darsteller Rolle
James McAvoy Dennis, Patricia, etc.
Anja Taylor-Joy Casey
Betty Buckley Dr. Fletcher

Nebendarsteller

  • Haley Lu Richardson
  • Jessica Sula

Weitere Meinungen

  • Schnitt: 6,5/10

7


Die Filme von M. Night Shyamalan

  • Praying with Anger (1992)
  • Wide Awake (1998)
  • Sixth Sense (1999)
  • Unbreakable (2000)
  • Signs (2002)
  • The Village (2004)
  • Das Mädchen aus dem Wasser (2006)
  • The Happening (2008)
  • Die Legende von Aang (2010)
  • After Earth (2013)
  • The Visit (2015)
  • Split (2016)

10 Kommentare Gib deinen ab

  1. Schreibst du den Namen des Regisseurs im Text absichtlich Falsch? Gibt ja mittlerweile einige Memes mit Namensdrehern.

    Finde es interessant, dass du der bislang erste bist (von den Kritiken, die ich heute gelesen habe), der die Handlung aus der Sicht von Kevins Persönlichkeiten erzählt. Hat mir gefallen.
    Weniger gefallen hat mir wie dir der Trailer. Diese Marketing-Fritzen. Saubande. Aber wenigstens verrätst du nicht zu viel in deiner Kritik. Finde ich auch gut.

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    1. JOHN sagt:

      Haha, danke für den Hinweis mit dem Namensdreher, war tatsächlich keine Absicht, ich war mir während des Schreibens recht sicher bzgl. der Schreibweise, hab dann aber beim Einfügen des gesamten Casts gesehen, dass ich da falsch lag. Und dann schlicht vergessen, dass ich ihn ja im Text bereits erwähnt hatte. Finds aber lustig, vielleicht korrigiere ich das nicht^^

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  2. blaupause7 sagt:

    Gespaltene Persönlichkeit im Film… es ist schon Jahre her, aber den Film „Identität“ fand ich sauspannend.

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    1. JOHN sagt:

      den fand ich auch immer toll!

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      1. blaupause7 sagt:

        Eben hab ich nochmal bei Wikipedia nachgeschaut, ob’s wirklich DER Film war, und was muss ich sehen? Die Namen der zehn People im Motel tragen allesamt Namen, die von amerikanischen Bundesstaaten inspiriert worden sind, z.B. Virginia, Lou Isiana, Rhodes, Nevada, u.s.w. u.s.f. –

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      2. JOHN sagt:

        Das wusste ich auch nicht mehr. 🙂 Identität lebt natürlich auch davon, dass man das nicht von Anfang an weiß, weshalb mehrfachschauen etwas schwieriger wird.. Wenn ich mich richtig erinnere, dann fällt den Charakteren ja auch irgendwann auf, dass es seltsam ist, dass sie alle am gleichen Tag Geburtstag haben…

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      3. blaupause7 sagt:

        ach…. ich glaube ich muss mich mal auf die suche machen

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  3. trallala sagt:

    saw it, loved it 🙂

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