Kritik: Dark – Staffel 1

Vor ein paar Wochen ist etwas passiert, was ich nicht mehr für möglich gehalten habe. Nach Jahren der Ignoranz habe ich wieder dazu entschlossen, eine deutsche Serie zu gucken. Was selbst Matthias Schweighöfer mit „You are Wanted“ nicht geschafft hat, hat nun Dark geschafft, die erste deutsche Eigenproduktion von Netflix. Woran lag’s? Zum einen bin ich ein Freund von Mystery und zum anderen war es reine Neugier. Ich wollte mal sehen, was mit dem Netflix-Geld in Deutschland möglich ist und das Ergebnis ist mehr als positiv. Dark ist für mich nicht nur die beste deutsche Serie des Jahres, sie spielt auch ganz oben bei den amerikanischen Vorbildern mit. Und genau deswegen finde ich es auch albern, immer wieder darauf zu verweisen, dass es eben eine deutsche Serie ist. Dark ist nicht für eine deutsche Serie gut, Dark ist eine gute Serie und zwar eine verdammt gute. Wieso und weshalb, das erfahrt Ihr in meiner Kritik.


Handlung

Im Zentrum von Dark stehen vier Familien in einer typischen deutschen Kleinstadt. Als zwei Kinder auf mysteriöse Weise verschwinden, wird die vermeintlich heile Welt dieser Familien aus den Fugen gerissen und ein Blick hinter die Fassaden offenbart die dunklen Geheimnisse aller Beteiligten. Im Verlauf der zehn einstündigen Folgen bekommt die Tragweite der Ereignisse eine neue Dimension, als die Ermittlungen zurück ins Jahr 1986 führen und die Schicksale der vier Familien auf tragische Weise durch Raum und Zeit verknüpft werden. (Netflix)


Kritik

Oftmals hat man bei der Veröffentlichung von Dark den Vergleich mit der ebenfalls von Netflix produzierten Serie „Stranger Things“ gelesen. Dies ist vielleicht auf den ersten Blick naheliegend, auf den zweiten Blick aber totaler Quatsch. Beide Serien befassen sich jeweils mit einem großen Mysterium, welches eine Stadt in Aufruhr versetzt und die Optik ist auf den ersten Blick auch sehr ähnlich, danach hört es mit den Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Während „Stranger Things“ viel von der Gruppendynamik und den Anspielungen auf die 80er Jahre lebt, verzichtet Dark auf solchen Firlefanz und konzentriert sich allein auf seine Geschichte. Da ist kein Platz für Humor oder gar gute Laune. Das mag nicht jedem gefallen, es verdient aber mindestens Anerkennung und angesichts der großartigen Story auch Lob.

Die größte Schwäche der Handlung ist wohl, dass man nichts darüber erzählen darf. Abgesehen von der Ausgangslage, dass in der fiktiven Stadt Winden immer mehr Jungen spurlos verschwinden, darf man nichts wissen, um den maximalen Effekt aus der Erzählung ziehen zu können. Nur so viel sei verraten: Es gibt genügend Twists, die sonst schon für mehrere Serien reichen würden und ebenso viele Momente, die sich einem ins Hirn brennen. Da ist es auch nicht schlimm, dass der Humor komplett verbannt wurde, Er würde hier ohnehin nicht reinpassen, zu deprimierend und aussichtlos ist die Story. Da sind es eben die immer neuen Wendungen, die einen dann bei der Stange halten.

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Doch wie schon erwähnt, kommt der Vergleich mit „Stranger Things“ nicht aus dem Nichts. Die optischen Ähnlichkeiten sind nicht zu übersehen, dienen jedoch komplett anderen Dingen. „Stranger Things“ wollten einen eigenen Stil etablieren und gleichzeitig die alten Mystery-Filme der 80er zitieren, Dark hingegen nimmt sich den Titel der Serie als Motto und präsentiert alles so, wie es ist: Dunkel. So wird die Grundstimmung durch den Titel, die Optik und auch die Szenenbilder getragen. Nur selten gibt es überhaupt mal helles Licht zu sehen. Das ist der Stil der Serie und sie ziehen es durch. Als Ergebnis bleibt es dann aber auch bei einer durchgängigen Stimmung, die optimal zur Handlung passt.

Und auch wenn man nicht auf die Handlung direkt eingehen darf, so darf man doch etwas über die Figuren sagen, die mir nahezu alle sehr gut gefallen haben. Das ist insofern überraschend, weil es Unmengen von ihnen gibt. Allein die (mit Abstand schwächste) erste Folge führt dermaßen viele Figuren ein, dass ich schon aufgeben wollte. Hat man sich dann aber erst einmal durch das Gewühl an Menschen gekämpft, versteht man auch ihre Beziehungen und Bedeutungen zueinander und erkennt dann erst den großen Plan, den die Macher verfolgen. So fällt es aber auch schwer, auf besondere Figuren einzugehen. Am ehesten sind dies wohl der junge Jonas, dessen Vater sich in der ersten Folge umbringt, und der Polizist Ulrich, welcher sich um die Entführungsfälle kümmert. Sie sind die ersten, die zusammen mit dem Zuschauer die Mysterien aufdecken und gleichzeitig aufgrund ihrer Erlebnisse am nachvollziehbarsten aufgebaut sind.

Einen großen negativen Punkt gibt es dann doch noch anzusprechen, der jedoch nicht meiner ist. Ich könnte die Kritik eigentlich an dieser Stelle beenden mit dem Hinweis, dass ich durch die Bank weg jeden Darsteller, besonders die Jungschauspieler, grandios fand. Auch hier muss man Louis Hofmann (Jonas) und Oliver Masucci (Ulrich) hervorheben. Für mich waren das tolle Darstellungen. Anders haben das jedoch unabhängig voneinander zwei Freunde von mir gesehen. Ihrer Meinung nach war es durch die Bank weg Theaterschauspiel, also übertriebene Darstellungen, deren Dialoge hölzern und unnatürlich gewirkt hätten. Diese Meinung kann ich nur in der ersten Folge teilen, danach verstehe ich die Kritik nicht, wollte sie hier jedoch anbringen.

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Fazit

Dark ist eine weitere Serienüberraschung 2017. Eine komplexe, aber intelligente Story, verbunden mit tollen Figuren, Darstellern und einer durchgängigen Grundstimmung ergibt hier eine grandiose Serie, deren zweite Staffel ich gar nicht mehr abwarten kann. Kleine Abstriche muss man beim leicht nervigen Soundtrack und dem Schauspiel machen. Wer mit dem (scheinbaren) Theaterschauspiel und dem immer dunklen Stil nichts anfangen kann, wird hier wohl nicht glücklich. Alle anderen bekommen hier jedoch eine tolle Serie, die einen komplett in ihren Bann zieht.

9


Cast

  • Creators: Baran bo Odar, Jantje Friese

Hauptdarsteller

Darsteller Rolle
Oliver Masucci Ulrich Nielsen
Louis Hofmann Jonas Kahnwald
Karoline Eichhorn Charlotte Doppler
Jördis Triebel Katharina Nielsen

 

Nebendarsteller

  • Maja Schöne
  • Stephan Kampwirth
  • Daan Lennard Liebrenz
  • Andreas Pietschmann
  • Deborah Kaufmann
  • Paul Lux
  • Mark Waschke

Weitere Meinungen

 

  • Schnitt: 6,8/10

7


Bildrechte liegen bei Netflix

9 Kommentare Gib deinen ab

  1. Stepnwolf sagt:

    Ich bin gespannt, wie sie jetzt noch die zusätzliche Ebene, die am Ende der Staffel aufklappt, in die zweite Staffel integrieren. Ist zumindest ein krasser Cliffhanger. Man kann nur hoffen, das die Drehbuchautoren auch weiterhin so kreativ fortfahren wie bisher.

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    1. Staffmann sagt:

      Das war fast das einzige, was mich wirklich gestört hat. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie da tolles machen wollen…

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      1. Stepnwolf sagt:

        Na mal schauen, was sich die Drehbuchautoren einfallen lassen.

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  2. donpozuelo sagt:

    Ich bin auch gespannt, wie sie das in Staffel 2 weiterführen wollen. Sie haben ja immerhin doch sehr viele Fragen offen gelassen…

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    1. Staffmann sagt:

      Aber bis auf den letzten „Twist“ war ja nix dabei, was man nicht großartig erklären müsste. Ich finde, das ergibt schon alles irgendwie Sinn, sodass hoffentlich kein großer Quatsch auf uns zukommt ^^

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