Kritik: Julieta

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Als Fan von Filmdramen kennt man es bestens: das Paar findet nach Jahre langen Bemühungen und Schwierigkeiten aller Art endlich zusammen, sind glücklich und plötzlich wird einer der Partner einfach von ’nem Auto überfahren. Oder hat nen Herzinfarkt. Oder die Tabak-Sucht schlägt nun endlich an und die Person stirbt an einer Lungenentzündung. Ja, so sind ziemlich viele Filme. Bei Julieta findet jedoch nicht nur eine Person den Tod durch einen Unfall, sondern ganze drei, und auch wenn sich die Botschaft zugegebenermaßen in den Toden wiederspiegelt, kommt man nicht umhin dem Film ein faules Drehbuch zu unterstellen.

Aber fangen wir von vorne an: Julieta (Adriana Ugarte / Emma Suárez) leidet an der Abwesenheit ihrer Tochter und beschließt die Stationen ihres Lebens Schritt für Schritt aufzuschreiben. In einer Rückblende erfahren wir, wie sie im Zug von einem älteren Herr angesprochen wird, der sich kürzlich später umbringt nachdem sie sich weigert mit ihm ein Gespräch zu führen. Auf derselben Zugfahrt aber lernt sie den Fischer Xoan (Daniel Grao) kennen lernen, den sie schließlich heiratet.

Und wo jetzt die Unfalltode? Naja, das man kann das nicht wirklich vorwegnehmen, ohne alle Spannung aus den Film zu nehmen. Die Qualitäten des Films liegen nicht in der Handlung, und vor allem nicht in den vielen Schicksalsschlägen, die so über die Figuren hineinregnen. Viel besser als Handlungselemente können sich aber die leisen, zwischenmenschlichen Töne entfalten. Wenn Julieta ihrem Freund damit konfrontiert, nicht mit ihm nach Portugal ziehen zu wollen und ankündigt ihr Geheimnis vor ihm verschlossen halten zu wollen, scheint Lorenzo (Dario Grandinetti) in kurzen Sekunden zwischen Enttäuschung und Aggression die ganze Palette verzweifelter Gefühle an sich vorbeiziehen zu lassen. Er spült sie mit einem Glas Wasser herunter und hält an seiner Beziehung fest, womit er sich aus dem Drama von Schuldzuweisung und Trennung ausnimmt.

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(c) tobis

Leider derlei Szenen kleine Lichtblicke in einem Film, der sonst nicht viel zu bieten hat. Das Grundthema der Schuld und Sühne wurde in dieser Konstellation schon von vielen andere um einiges besser realisiert. Von der Durchschlagskraft von Michael Haneckes Caché, in dem sich der blanke Terror zeigt, den ein zerstörtes Menschenleben ausrichten kann, ist dieser Film meilenweit entfernt. Unglaublich aufdringlich sind die überdramatischen Violinpartien zu jeder traurig intendierten Szene. Es liegt aber nicht zuletzt an Pedro Almodovars Armut an Metaphern und starken Bildern, die dem Film nicht seine gebührende Durchschlagskraft und Empfindsamkeit geben.

Stattdessen wird auf die üblichen Strategien zurückgegriffen wenigstens einige reizende Bilder auf die Leinwand zu malen – rurale Szenerien mit einem schönen Landhaus inklusive. Natürlich freut man sich ein wenig paar Weinstöcke und bemalte Steinfassaden im spanischen Sonnenlicht zu sehen, wenn das aber der letzte Ausweg für eine blumige Bildsprache ist, wirkt das wie aus einer einfallslosen Trickkiste gegriffen.


Fazit

Julieta ist leider ein psychologisches Drama mit zu wenig Psychologie, das wohl in Vergessenheit geraten würde, wenn er sich nicht mit einem berühmten Namen als Regisseur schmücken könnte. Auch wenn das gesamte Schauspielerensemble zu überzeugen weiß, können selbst sie dem Film keinerlei Besonderheiten verleihen.

4


Cast

  • Regie und Drehbuch: Pedro Almovodar

Hauptdarsteller

 DARSTELLER  ROLLE
Emma Suarez Julieta
Adriana Ugarte Julieta (jung)

Nebendarsteller

  • Rossy de Palma
  • Daniel Grao
  • Inma Cuesta
  • Dario Grandinetti

Weitere Meinungen

Durchschnitt: nicht so gut

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