Dies ist erst meine zweite Serienkritik für Filmexe – bisher habe ich mich immer auf Filme beschränkt. Jedoch habe ich in letzter Zeit kaum Filme gesehen, geschweige denn einen halbwegs aktuellen. Deshalb möchte ich mich hier einer Serie annehmen, der so ein kurzer Beitrag natürlich eigentlich nicht gerecht werden kann, vor allem, da ich sie inhaltlich auch gar nicht zu sehr auseinander nehmen möchte. Interpretationen sollte jeder für sich selbst machen, nachdem er sich mit der Materie, in unserem Fall eine noch recht neue Netflix Serie, befasst hat – oder sich zumindest ein Bild gemacht hat. Erst dann kann man vorsichtig abklopfen, ob man denn ähnliche Gedankengänge oder Emotionen gehabt hat. Oder mit dem Ganzen vielleicht auch überhaupt nichts anfangen kann. The OA sorgt wohl für sehr gemischte Gefühle, was ich auch überhaupt nicht schlecht finde. Bei dieser Serie habe ich wirklich mehr als bei jeder anderen das Gefühl, dass die zahlreichen ungewöhnlichen Szenen Spielraum bieten, für ganz subjektive Projektionen eigener Gedanken und Erfahrungen. Oder weniger kryptisch ausgedrückt: Man kann etwas damit anfangen oder eben nicht.
Handlung
Einige Jahre sind vergangen, seitdem Prairie Johnson (Brit Marling) eines Tages spurlos verschwunden ist. Nun taucht sie plötzlich wieder in Ihrer Heimatstadt auf – und stellt ein kleines Wunder dar: Sie hat Ihr Augenlicht zurückerlangt und kann zum ersten Mal in die Gesichter Ihrer Adoptiveltern blicken. Diese sind selbstverständlich überglücklich über Prairies Rückkehr, gleichzeitig jedoch tief verzweifelt, dass Prairie sie nicht an ihrer Geschichte teilhaben lässt und ihnen erzählt, was geschehen ist. Sie würden ihr vermutlich nicht glauben und sich nur noch größere Sorgen um ihren Gesundheitszustand machen, doch Prairies Geschichte darf nicht ungehört bleiben – viel mehr muss sie erzählt werden, und zwar genau 5 weiteren Menschen. Diese werden ihr helfen können, einige Freunde von ihr aus der ihrer Gefangenschaft zu befreien. Wie das alles mit Nahtoderlebnissen und einer tragischen Entführungsgeschichte zusammenhängt und warum es so wichtig ist, dass weitere 5 Personen Ihre Geschichte hören, nun, dass werde ich hier nicht vorwegnehmen.
Abschließend zur Handlung nur noch dies: Die Serie wandelt sich gegen Ende der Pilotfolge stark, also nicht von der ersten Folge abschrecken lassen. Ab Minute 60 des Piloten wirds dann richtig gut, da ist auch erst das Intro zur Serie gesetzt, und das könnt Ihr hier sehen:
Kritik
Auch wenn der Begriff Kritik nicht zwingend eine negative oder positive Konnotation besitzt, so trifft er auch an dieser Stelle (wie auch schon bei vergangenen Beiträgen) nicht so recht zu. Ich möchte an dieser Stelle viel mehr eine Empfehlung aussprechen, dieser Serie einmal eine Chance zu geben. Wie Eingangs erwähnt, gefällt „The OA“ vielen nicht, oder sie interpretieren einzelne Szenen komplett anders, den anderen gibt sie dafür umso mehr. Tim Augurzke, festes Mitglied unseres Filmexe Pocasts, hat mir die Serie damals empfohlen, nur mit den Worten: „John, sieh dir mal the OA an, ich möchte mal wissen, was du denkst, ich denke, die wird dir auch gefallen“. Und recht hatte Tim. Wenig später haben wir abseits des Podcasts einige wenige Worte über die Serie gewechselt und sind sehr schnell zu dem gleichen Ergebnis gekommen, dass wir nicht im Podcast über The OA sprechen werden. Damit würde man vermutlich nur alles zerstören. Manch einer kennt vielleicht dieses Gefühl, dass man etwas in sich stimmiges nicht auf ein paar unausgefeilte Sätze herunterbrechen und damit seiner Ausdruckskraft und Eindringlichkeit berauben möchte. Aber um wieder etwas konkreter zu werden: Die Serie „The OA“ entspringt den Ideen von Hauptdarstellerin Brit Marling und Regisseur Zal Batmanglij – dessen Bruder Rostam hat im Übrigen die wunderschönen Musikthemen geschrieben, die sich durch die 8 Folgen ziehen und jedes Mal für eine unglaubliche Gänsehaut sorgen. Ich überlege schon eine Weile, ob sich die Serie mit einem passenden Begriff beschreiben ließe, doch mir mag so recht nichts einfallen: Anderweltlich finde ich glaube ich ganz treffend. Vielleicht hat ja ein Leser weitere Ideen, wie sich „The OA“ beschreiben lässt. Und es ist weder das Schauspiel, noch die Dialoge oder die Bilder, welche die Serie einzigartig machen – es ist die surreale Komposition aller Komponenten zu einem wirklich schönen „Gesamtkunstwerk“.
Fazit
Dieser Beitrag ist inhaltlich vermutlich noch weniger greifbar als „The OA“ – aber ich denke, das ist auch ganz gut so. Ich wäre gespannt, zu erfahren, wie unsere Leserschaft so zu dieser Serie steht und ob die Meinungen ebenso gespalten sind, wie ich sie bisher wahrgenommen habe. Ich für meinen Teil kann „The OA“ wirklich jedem nur ans Herz legen und von allen Serienneustarts im letzten Jahr ist „The OA“ für mich wirklich die größte Überraschung und mein unangefochtener Favorit.
Weitere Meinungen
- Begüm Karagöz (Filmaffe) – 4,5/5
- Celluloid Buff
- DasDingAufDerSchwelle – 8/10
- Donpozuelo (Going to the Movies) – 6/10
- Juli (Pieces of Emotion)
- Miss Booleana – 10/10
- Schnitt: 8,4/10
Ich habe bis jetzt die Hälfte geschafft, aber mir hat sich die Begeisterung noch nicht eröffnet. Das einzige, das ich sagen kann: Es ist manchmal recht langatmig, aber neugierig macht es halt doch. Nur werde ich bestimmt einige Zeit brauchen um sie abzuschliessen.
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