NDA – Die Rettung des Abendshowlandes?
Normalerweise schreiben wir hier bei Filmexe ja über Filme und Serien, unser Name ist immerhin nicht völlig aus der Luft gegriffen. Für die heutige Kritik möchte ich mir allerdings mal eine Ausnahme der Regel erlauben. Als großer Fan des Internetsenders Rocketbeans TV möchte ich jede Gelegenheit nutzen, so viel Aufmerksamkeit wie möglich für dieses großartige Projekt zu generieren. Nun versuche ich dies mal mit der Kritik zur ersten Staffel der Late-Night-Show Neue Deutsche Abendunterhaltung (NDA) mit dem Moderatorenduo Lars Paulsen und Andreas Lingsch. Da es sich dabei in Grundzügen um einen typischen Vertreter seiner Art handelt, verzichte an dieser Stelle ausnahmsweise mal auf eine Inhaltsbeschreibung, aber soviel sei gesagt: Es ist nicht die typische Late-Night-Show, die man sonst kennt.
Kritik
Möchte man zusammenfassen, was eine Late-Night-Show ausmacht, so landet man laut Wikipedia bei folgenden Punkten: Der Moderator ist stets gut gekleidet, es gibt einen Monolog zu Beginn, einen Sidekick, eine Band und natürlich findet das Ganze abends statt. Bis auf die ersten beiden Punkte sind alle Zutaten teilweise vorhanden und doch grenzt sich NDA ganz klar von solchen Sendungen ab. Anstatt eines Sidekicks gibt es mit Andreas Lingsch einen gleichgestellten Moderatoren (auch wenn er in Miniaturform auf dem Tisch sitzt) und auch die Band würde bei manchen Shows wohl sofort abblitzen. Aber genau das macht NDA und den gesamten Sender aus, weshalb man auch hier sehr viel Spaß haben kann.
Wahrscheinlich sind die beiden Moderatoren nicht jedem Leser bekannt. Paulsen wurde an der Frank Elster Masterclass ausgebildet und hat danach lange Zeit auf Youtube Videos produziert (SRSLY, die er nun auf Rocketbeans TV fortsetzt). Lingsch hingegen hat Journalistik studiert und hat u.a. als Redakteur für Tamme Hanken gearbeitet. Die beiden mögen also nicht deutschlandweit bekannt sein, ihr Können ist aber scheinbar unverkennbar. Leider muss man jedoch sagen, dass beide in den ersten Episoden doch noch arg nervös waren und sie sich noch einspielen mussten. Wo anderen Moderatoren vermutlich auf den Punkt da sind, musste sie sich noch finden. Dies trifft aber maximal auf die ersten drei Folgen zu, dann funkt es zwischen den beiden und sie spielen sich die Bälle gekonnt zu, sodass man bei den Dialogen der zwei und bei den Interviews mit den Gästen sehr viel Spaß hat. Da beide auch wie perfekt zueinanderpassen und sowohl für Lacher, als auch interessante Fragen sorgen, wird man hier dem Titel der Sendung spätestens ab der vierten Folge mehr als gerecht.
Ein anderer Punkt ist die Band. Generell ist es meist die Neue Deutsche Schelle, bestehend aus Hannes Kersting am Mikrofon und Felix Farkas an den Turntables, die zwischen den Pausen und zu Beginn für die musikalische Untermalung sorgt. Besonders interessant ist dabei, dass Kersting als Sänger nahezu komplett improvisiert, zumindest wirkt es so. Schon bei der Vorgänger-Sendung „Bohn Jour“ wurden die beiden dafür gebucht und schon da spalteten sich die Geister. Ich habe eigentlich immer viel Spaß an den Gedanken der beiden und dem Improvisationstalent, nur kann ich auch jeden verstehen, der damit seine Probleme hat. Oftmals wirkt es ungeplant und zu wirr, als dass man nun wirklich Musik darin erkennen könnte. Aber wäre es nicht furchtbar langweilig, nur eine weitere Band dort sitzen zu haben, die perfekt ihre Lieder spielen? Zudem werden die beiden auch teilweise von weiteren Mitarbeitern des Senders ersetzt, wie z.B. durch den Poetry Slammer Andy Strauß, der einem dann zeigt, dass es immer noch eine Nummer schräger werden kann.
Dann gehören natürlich noch zu jeder guten Late-Night-Show die Einspieler, die hier nicht aus den beiden Moderatoren bestehen, sondern auch immer wieder die weiteren Beteiligten der Sendung zeigen. Verantwortlich zeigen sich dabei hauptsächlich der auch als Podcaster und an vielen Fernsehproduktionen beteiligter Redakteur Donnie O’Sullivan, Rocketbeans-Urgestein Gunnar Krupp und der schon erwähnte Andy Strauß. Dass nicht jeder Einspieler zündet, ist verschmerzbar, dafür gibt es aber immer wieder Granaten, die ich mir immer wieder anschauen könnte. Sei es O’Sullivan als Podcast-Masterclass-Lehrer oder die Doku über Drogen in Hamburg, der schräge Humor des Senders und der Beteiligten ist immer spürbar und für Fans immer wieder eine Freude. Besonders interessant ist dabei auch das Gespräch der Verantwortlichen, bei dem sie nochmals kritisch hinterfragen, was gut und was schlecht lief.
Bei diesem Gespräch wird dann auch nochmal auf die Gäste eingegangen, die überraschend hochkarätig und vor allem abwechslungsreich waren. Mit Coach Esume hat man eine der wohl sympathischsten Sportpersonen des Fernsehens in der Sendung gehabt, mit Frank Buschmann eine der bekanntesten und mit Lucy Cat auch jemanden abseits des Mainstreams. Lucy Cat wird nicht jedem bekannt sein, jedoch sind ihre Amateurpornos mit die bekanntesten in Deutschland. Dass die Moderatoren auch bei ihrem Interview nicht in Witze unter die Gürtellinie verfallen, beweist dabei nur weiter ihre Seriösität. Generell wird niemand zur Lachnummer gemacht, jeder Gast wird ernst genommen und jedes Interview verläuft fair und unterhaltsam.
Fazit
Die Neue Deutsche Abendunterhaltung ist wohl noch nicht die (zumindest von mir) erhoffte Rettung, aber sie bietet schon sehr viel Potenzial, um ein fast vergessenes Genre wieder zurückzubringen. Schafft man es, in der zweiten Staffel, die Ende Juli startet, die Anfangsnervösität abzustellen und die Einspieler auf ein höheres Mindestniveau zu bringen, dann kann das auch etwas für Menschen außerhalb des Rocketbeans-Kosmos werden. Mit tollen Gästen und sympathischen Verantwortlichen hat man eigentlich schon das Potential, etwas Großes zu schaffen. Bislang fehlt es leider noch an manchen Stellen.
Alle Folgen NDA gibt es auf Rocketbeans.tv oder auf Youtube zu sehen.
Quelle Bild: Youtube
Schaue bei den Rocketbeans (teils auch aus Zeitgründen) mittlerweile nur noch sehr wenig. Kino+, Bada Binge und das Nerdquiz sind meine festen Anlaufstellen.
An NDA habe ich bisher gar kein Interesse gezeigt, und dass das Ding von Paulsen moderiert wird, schreckt mich schon mal ab, weil ich den Kerl echt nicht gut finde. Den anderen (dessen Name ich immer vergesse) finde ich hingegen deutlich besser. Aber nach den lobenden Worten werde ich heute mal reinschauen 🙂
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Hab früher echt viel bei Rocketbeans reingeschaut aber irgendwie hat sich das in letzter Zeit etwas verlaufen….sollt aber vielleicht mal wieder einen Blick riskieren nach deiner Rezension dieser Sendung 😉
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Überraschend positive Kritik, die ich übrigens nur teilen kann.
Hatte schon den durchaus gängigen Hass gegenüber Band, Gäste, Mods etc. erwartet.
Gibt irgendwie viel zu viele Leude, die der NDA-Crew (besonders dem Andy Strauß) nur mit Hate begegnen und sich einfach nicht „öffnen“ können. Bäh ekelhaftes Wort irgendwie… aber so ist’s.
Wenn man die Leude nicht mag ist’s ja okay, aber dieses ständige Rumgenörgele…
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