Shape of Water – Still a better Lovestory than Twilight?
Es gibt Filmideen, die müssen einfach funktionieren. „Inception“ war meiner Meinung ausgehend von der Grundidee ein Selbstläufer und auch die neue Welle von Superheldenfilmen überrascht im Grunde niemanden. Dann gibt es auch Filmideen, bei denen man sich immer wieder wundert, wie sie es ins Kino geschafft haben. Dies trifft wohl auch auf Shape of Water zu, in dem es um die Liebe zwischen einer stummen Frau und einem menschlich-amphibischen Wesen geht. Wirkt das auf den ersten Blick seltsam, ist es doch angesichts des Regisseurs schon fast folgerichtig. Guillermo del Toror ist der heutigen Zeit wohl der Regisseur, der seine Ideen gnadenlos durchsetzt und damit bislang auch immer Erfolg hatte. Nach „Pans Labyrinth“ sind nun aber auch mal wieder die großen Filmpreise auf ihn aufmerksam geworden. Ob das ebenso folgerichtig ist und ob ich diese positiven Eindrücke verstehen kann, erfahrt Ihr in meiner Kritik.
Handlung
In den Wirren des Kalten Krieges wird in einem Geheimlabor an gefährlichen Projekten gearbeitet. Eines dieser Projekte ist die Erfoschung eines menschlichen Amphibienwesens. Während dieses vom agressiven Sicherheitschef gepeinigt wird, entdeckt die stumme Putzkraft Elisa an ihm eine andere Seite und es bahnt sich eine Liebe an. Zusammen mit ihrer Kollegin und ihrem arbeitslosen Nachbarn versucht sie, das Wesen zu befreien und mit ihm zusammen glücklich zu werden.
Kritik
Meine bisherigen Erfahrungen mit Guillermo del Toro waren zwiespältig. „Pans Labyrinth“ ist ein visuelles und erzählerisches Meisterwerk, welches zurecht bis heute in einigen Toplisten geführt wird. Dafür konnte mich der Roboter-Monster-Kracher „Pacific Rim“ überhaupt nicht überzeugen. Was man del Toro aber so oder so zusprechen muss: Er setzt seine Visionen durch, die alle immer seine unverkennbare Handschrift tragen. So ist es auch bei Shape of Water. Ab der ersten Kamerafahrt und dem dazugehörigen Off-Text merkt man schon, dass hier jemand seine eigene Geschichte verfilmen wollte und auch seinen Spaß daran hatte. Da mag es dann auch eine absurde Grundprämisse sein, wie del Toro sie jedoch präsentiert und so natürlich wirken lässt, ist für mich schon jetzt die größte Kinoerrungenschaft 2018.
Ich würde vermutlich Bücher füllen können, um die visuellen Einfälle und Kniffe in Shape of Water beschreiben und huldigen zu wollen. Viel zu oft wird es geschafft, recht simple Geschehnisse in einer Ansicht zu verpacken, die es sowohl schaffen, den Blick des Zuschauers an die Leinwand zu fesseln, als auch die teils märchenhafte, aber auch gruselige Stimmung den ganzen Film über zu tragen. Sei es dabei die erste Begegnung mit dem „Monster“, dem amphibischen (Doug Jones), als auch dem menschlichen (Michael Shannon) oder eine ganz bestimmte Szene in einem überfluteten Bad. Jede Szene, sei sie nun für die Handlung notwendig oder nicht, ist in einer Art gedreht, die man so nur ganz selten zu sehen oder noch schwieriger zu beschreiben ist.
Bevor ich nun aber weiter in Lobhudeleien verfalle, muss ich auch noch etwas negative Kritik anbringen. Denn auch wenn jede Szene schön anzuschauen ist, für die Handlung sind sie nicht alle notwendig. Vielmehr verbringt man zu viel Zeit mit der mitspielenden Kalten-Krieg-Thematik und lässt so die ein oder andere Charakterentwicklung außen vor. So wie die Beziehung zwischen den beiden Liebenden optimal dargestellt wird, so sind es doch die anderen Figuren, deren Motivationen oftmals im Unklaren bleiben. Sicherlich ist das Meckern auf hohem Niveau, jedoch blieben so einige Fragezeichen bei mir übrig, die mir nicht beantwortet werden konnten oder wollten.
Besonders bei der Charakterentwicklung hat man damit so einige Chancen verpasst, die den Film noch ein, zwei Stufen nach oben gepusht hätten. Denn es sind gerade die Figuren und ihre Darsteller, die neben der Inszenierung die großen Pluspunkte des Films sind. Sally Hawkins als stumme Putzkraft ist eine Offenbarung, ebenso wie Michael Shannon, den ich ab sofort in jeder Bösewicht-Rolle sehen möchte. Doch auch die Nebenrollen sind so toll besetzt. Octavia Spencer als Putzkollegin und Richard Jenkins als homosexueller Nachbar geben dem Film ihren eigenen Charme, sodass sie noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Während diese den Film bereichern, ist es jedoch Michael Stuhlbarg, der ihn (mal wieder) dominiert. Jeder Film, jede Serie mit ihm wird automatisch besser, wenn er nur zwei Zeilen sagen darf. Gerade hier ist es traurig, dass seine Figur zwar wichtig, aber doch etwas konturlos geblieben ist.
Entgegen anderer Kritiken von mir muss ich dann zur Abwechslung auch mal auf die Musik eingehen. Dafür bin ich normalerweise nicht der richtige Ansprechpartner, doch ich kann schon erkennen, wann Musik nicht ganz so schlecht oder unpassend ist. Und hier muss ich sagen: Das ist verdammt nochmal grandiose Filmmusik. Angefangen mit der ersten Szene zieht sich der Soundtrack durch jede Szene und jeden Dialog und unterstreicht damit weiter den gruselig-märchenhaften Charme, sodass sich am Ende ein gelungenes Gesamtkunstwerk entwickelt. Auch hier wird der Film bzw. Komponist Alexandre Desplat hoffentlich seine Bestätigung finden.
Fazit
Shape of Water ist nach „Pans Labyrinth“ wohl Guillermo del Toros bester Film. Visuell, emotional, akustisch und darstellerisch greift alles ineinander, um ein fantastisches Gruselmärchen zu schaffen. Nur leider schafft es del Toro im Gegensatz zu seinem anderen Werk nicht, den historischen Kontext in die Handlung einzubauen. Vielmehr ist es ein Störfaktor, der einen immer wieder aus dieser tollen Welt reißt. So verdient der Film jeden Filmpreis, den er sicher noch gewinnen wird, ein echtes Meisterwerk ist es aber leider nicht geworden, dafür aber ein toller, unterhaltsamer Film.
Cast
- Regie: Guillermo del Toro
- Drehbuch: Guillermo del Toro, Vanessa Taylor
Hauptdarsteller
Darsteller | Rolle |
---|---|
Sally Hawkins | Elisa Esposito |
Michael Shannon | Richard Strickland |
Doug Jones | Amphibian Man |
Nebendarsteller
- Richard Jenkins
- Octavia Spencer
- Michael Stuhlbarg
- David Hewlett
- Nick Searcy
Weitere Meinungen
- Ainu89 (VERfilmt&ZERlesen)
- Antje Wessels (Wessels Filmkritik)
- Apokalypse Film – 8/10
- Dennis Lebski (Filmspleen)
- DerStigler
- Der Filmkürbis – 7/10
- Der Plappergott (Der Plapperblog) – 8,5/10
- Donpozuelo (Going to the Movies) – 5/10
- Julian Dax (Kinogucker)
- Luziferian (Luziferians Medienecke)
- Matthias Holm (Die Nacht der lebenden Texte)
- Miss Booleana – 8/10
- MissCharlesDexterWard (DasDingAufDerSchwelle) – 8/10
- Peeweeski (Popkulturelle Differenzen)
- Prestophisto (The Popcornguys) – 7/10
- Privatkino – 6/10
- Schauwerte
- Schlopsi (Inernal Cinematic Affairs) – 3,5/10
- Singende Lehrerin – 7,5/10
- Ulrike Schirm (Ulrike tratscht Kino)
- Schnitt: 7,0/10
Die Filme von Guillermo del Toro
- Cronos (1993)
- Mimic (1997)
- Das Rückgrat des Teufels (2001)
- Blade II (2002)
- Hellboy (2004)
- Pans Labyrinth (2006)
- Hellboy 2 (2008)
- Pacific Rim (2013)
- Crimson Peak (2015)
- Shape of Water (2017)
Du schreibst viel ausführlicher als ich. Mir haben einige Leute gesagt, dass sie lange Besprechungen nicht lesen. Anyway, deine Besprechung gefällt mir
LikeGefällt 1 Person
Okay, danke für den Hinweis^^ dann werde ich Zukunft wohl mal versuchen, mich kürzer zu halten
LikeLike
Bitte nicht kürzer fassen…
Solange es flüssig zu lesen ist (und ist es ja), spielt doch die Länge kaum eine Rolle. Wer es kurz will, kann direkt zum Fazit oder zu den vergebenen Punkten scrollen. Ich finde den Aufbau der Kritiken richtig gut.
LikeGefällt 1 Person
Sehr interessante Kritik! Ich hätte mir auch teils mehr Tiefe gewünscht und ich finde, dann hätte die Liebesgeschichte auch mehr Sinn gemacht – mir kam das ganze nämlich etwas unbegründet.
LikeGefällt 1 Person