Kritik: Mein Lehrer, der Krake

Mein Lehrer, der Krake – der schmale Grat zwischen Doku und Fetisch

Natürlich sind die Oscars immer eine recht guter Gradmesser für die Qualität von Filmen, auch wenn immer mal wieder andere Eigenschaften eines Films in die Preisverleihung reinzuspielen scheinen. Aber oftmals schaut man dann doch eher nur auf die großen Gewinner, in diesem Jahr waren das ja „Nomadland“ und „The Father“, die sicherlich einen Blick wert sind. Da dies in Deutschland noch nicht (legal) möglich ist, habe ich mich einer anderen, doch eher kleinen Kategorie gewidmet und zwar dem Dokumentarfilm. Da hat 2021 Mein Lehrer, der Krake den Preis abgestaubt und wie man so gehört hat, nicht ganz unverdient. Dementsprechend habe ich mal geschaut, was da so dran ist und kann nun berichten, was davon zu halten ist.


Handlung

Der Filmemacher Craig Forster befindet sich in einer schweren Zeit seines Lebens. Er hat das Gefühl, in einer Sackgasse angekommen zu sein und beschließt, aus dieser Phase mithilfe des Freiwassertauchens zu entkommen. Deswegen beginnt er, regelmäßig bei einer nahen Bucht zu tauchen und trifft dort einen alleine lebenden Kraken. Anfangs nur fasziniert von ihm entwickelt sich im Laufe der Zeit schon eine fast freundschaftliche Beziehung, die sich fast ein ganzes Jahr ziehen soll.


Kritik

Nun, wo fängt man denn da am besten an? Denn wirklich viel gibt es eigentlich nicht zu besprechen. Der Film ist genau das, was in der Handlung schon so steht. Man folgt quasi durchgängig dem Herrn Forster und seinem Kraken. Dabei ist es im Grunde eine Nacherzählung dessen, was er erlebt hat. Während Forster am Tisch sitzt und davon erzählt, wie erfüllend die Zeit mit dem Kraken war, werden gleichzeitig seine aufgenommenen Filme gezeigt und dabei das zeigen, wovon Forster erzählt. Viel mehr gibt es dabei nicht. Ab und zu ein paar Filmchen aus seiner Familie bzw. von seinem Sohn und noch schöne Drohnen-Aufnahmen der Gegend, in der er taucht. Das sind dann auch die Szenen, die in Erinnerung bleiben. Zwar sind die Kraken-Aufnehmen aufgrund des Geschehens recht spannend, nur leider ist die Qualität doch arg schwach, was natürlich auch daran liegt, dass es hauptsächlich unter Wasser spielt. Ich bin da kein Experte, ob das anders möglich wäre, mich hat die Optik nur leider doch auf Dauer genervt.

Und auch sonst ist die große Frage, was man nun von dem Herrn Forster hält. Zum einen ist es eine berührende Geschichte einer unwirklichen Freundschaft, zum anderen könnte man auch argumentieren, dass man einem Mann in der Midlife-Crisis dabei zuschaut, wie er sich eine Beziehung einredet, die so nicht vorhanden ist. Ich tendiere dabei eher zu Zweiterem, denn es muss doch stark bezweifelt werden, ob die Beziehung auch gegenseitig so gesehen wird. Es ist halt immer noch ein Tier und nur weil dieses Tier gemerkt hat, dass von dem Mann keine Gefahr ausgeht, ist das doch kein Zeichen für Zuneigung. Und wenn man diesen Gedanken erstmal im Kopf hat, wird es umso schwerer, sich emotional auf den Film einzulassen. Bei mir jedenfalls hat es überhaupt nicht funktioniert. Zwar wird am Ende nochmal auf die Tränendrüse gedrückt, aber da reicht dann schnulzige Musik und ein pseudophilosophischer HIntergrundtext einfach nicht aus. Ich habe schon Meinungen gelesen, dass man da zu Tränen gerührt war, bei wir war das jedoch nicht der Fall.

Dann ist es aber immer noch eine Dokumentation und davon erhoffe ich mir dann doch einen gewissen Mehrwert, was mein Wissen angeht. Und da muss man sich dann die Frage stellen, ob man wirklich was gelernt hat. Da ist die klare Antwort Jein. In den Momenten, wo nicht über die Beziehung zwischen Mensch und Tier geredet wird, gibt es zwar einige nette Infos zu Kraken, aber die sind dann doch recht oberflächlich. Man lernt etwas über das Jagdverhalten und die Fortpflanzung, aber da hört es fast schon aus. Die Bilder, die man sieht, zeigen dabei aber recht gut, wie der Alltag eines Kraken aussieht. Insofern kann man da doch einen gewissen Mehrwert draus ziehen. Mit einer Dokumentation, die einem wirklich etwas beibringen möchte, ist das jedoch nicht zu vergleichen.


Fazit

Normalerweise kann man immer über die Preisträger bei den Oscars streiten und die Meinungen sind da oftmals so vielseitig wie es Nominierte gibt. Bei dem Preis für Mein Lehrer, der Krake muss ich jedoch fragen: Gab es keinen besseren Dokumentarfilm dieses Jahr? Wenn ich vergangene Jahre denke, an so Filme wie „Free Solo“ oder der vielfach beachtete „Citizenfour“, so ist das doch ein ganz klarer Niveauabfall. Einem Mann in der Midlifecrisis muss ich nicht zuschauen und für Informationen zu Kraken schaue ich andere Tierdokus. Dabei ist der Film nie schlecht und bietet schöne Bilder, fehlt die Emotionalität, fehlt nur leider auch der Grund, den Film überhaupt zu schauen.


Cast

  • Regie: Pippa Ehrlich, James Reed
  • Drehbuch: Pippa Ehrlich, James Reed
  • Darsteller: Craig Forster, Tom Foster

Die Filme von Pippa Ehrlich

  • Mein Lehrer, der Krake (2020)

Die Filme von James Reed

  • Will Work for Nuts (2007)
  • Jago (2015)
  • Ngogo – Königreich der Affen (2017)
  • South Korea: Earth’s Hidden Wilderness (2018)
  • Wild Korea: Life at the Borderlands (2019)
  • Mein Lehrer, der Krake (2021)

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