Kritik: Steve Jobs

IMG_20151202_163321Ich muss vorab gestehen, dass ich so meine Probleme mit dem Apple-Kult habe. Die Gründe muss ich wohl nicht aufzählen. Dementsprechend gering war auch meine Begeisterung für den neuen Steve Jobs Film, da ich mir die Lobgesänge auf diese Person sparen wollte. Glücklicherweise war Steve Jobs aber letzten Mittwoch im Cinestar im Sonycenter Berlin der Film der Woche und ich bin auf Staffmanns Vorschlag eingegangen, sich den Film doch anzusehen. Ich sage „glücklicherweise“, da ich 2 Stunden lang ausgesprochen gut unterhalten wurde.

Zum Inhalt: Wir starten im Jahr 1984. Der junge Entwickler Steve Jobs (Michael Fassbender) steht kurz vor seiner großen Präsentation der schon vorab gefeierten Innovation in der Technikwelt, dem Macintosh. Jobs steht fest hinter seinem Design, welches darauf ausgelegt ist, die maximale Benutzerfreundlichkeit zu bieten und gleichzeitig den äußeren Eingriff in das System unmöglich zu machen. Diese harte Einschränkung hat schon zuvor den Mitentwickler des bahnbrechenden Vorläufers Apple 2, Steve Wozniak (Seth Rogen) vom Projekt abspringen lassen, da er sich weigerte, die neue Maschine für Tüftler unzugänglich und gänzlich unmodifizierbar zu machen. Drehbuchautor Aaron Sorkin hatte die schöne Idee, die Handlung immer am Tag vor der nächsten großen Präsentation Steve Jobs spielen zu lassen. Und an eben diesen Tagen prasseln von allen Seiten Probleme auf Steve ein. Das System läuft nicht, Wozniak möchte, dass das Apple 2 Entwicklungsteam anerkannt und in der Präsentation genannt wird, eine ehemals Geliebte möchte finanzielle Sicherheit für sich und ihre Tochter, deren Vater Jobs sein soll, was dieser aber abstreitet. Zum Glück hat Steve an seiner Seite noch seine Kollegin und Marketing-Chefin Joanna Hoffman (Kate Winslet), die einzige, der es gelingt, in wichtigen Fragen Druck auf Jobs auszuüben und auch das momentane Projekt (Macintosh, NEXT) nach außen hin zu verteidigen. Doch auch Joanna wird nicht selten an den Rand ihrer Nerven getrieben.

Natürlich entspricht es nicht der Realität, dass alle wichtigen Fragen, Taten und Entscheidungen rund um Steve Jobs und Apple immer nur direkt am Tag der Präsentation des neuesten Produktes gefallen sind, jedoch war die Idee, dies so umzusetzen, meiner Meinung nach sehr gut. Mit dem Zeitdruck und der Sorge vor dem kompletten Scheitern im Rücken aller beteiligten Charaktere gelingt es, als Zuschauer über 120 Minuten gefesselt zu bleiben, in einem sehr dialoglastigen Schauspiel. Auch dieses ist übrigens ausgezeichnet, vor allem Fassbender und Winslet überzeugen auf ganzer Linie. Und auch Seth Rogen ist eine sehr gute Besetzung für Wozniak, der zwar durchweg anklagend und im Grunde schlecht gelaunt ist, allerdings auch für die einzigen recht spärlich gesäten lustigen Momente im Film sorgt, in grandiosen Streitgesprächen mit Jobs.

Gerade dadurch, dass viele Design-Entscheidungen und grundlegende Fehler dieser Projekte so offen ausgebreitet werden, bietet der Film einem breiten Publikum beste Unterhaltung. Mit Ausnahme vielleicht von absoluten Jobs-Verehrern. Mir als durchweg Windows- und Android-Nutzer zumindest hat der Film ausgesprochen gut gefallen, zum einen aus gerade genanntem Grund (Schwachstellen der Apple-Systeme), und zu anderen, da ich tatsächlich sehr viel rund um die Entwicklung dieser natürlich in einigen Bereichen höchst innovativen und bahnbrechenden Erfindungen gelernt habe. Und das Schauspiel selbstverständlich. Für mich einer der besten Filme des Jahres. Von Staffmann wird sicher auch noch eine Kritik zu Steve Jobs folgen. Mal gucken, wie er das so sieht.

Off-Topic: Wir haben die hundert Beiträge geknackt! Vielen Dank an alle für’s fleißige Lesen und Kommentieren unserer Artikel, wir freuen uns über jeden einzelnen! 😀

Und zu guter Letzt natürlich der Trailer:

 

9


 

Weitere Meinungen:

 

  • Schnitt: 8,0/10

6 Kommentare Gib deinen ab

  1. Auch wenn es schon etwas her ist: Herlichen Glückwunsch zu den ersten 100 Beiträgen 🙂

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    1. JOHN sagt:

      Vielen Dank! Mittlerweile sind 331, Da können wir uns so langsam über ein 500Beiträge Special Gedanken machen 🙂

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      1. Oh, da bin ich gespannt!

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