Kritik: Hardcore

Die Überschneidungen von Filmen und Videospielen sind in den letzten Jahren immer größer geworden. Bislang hat sich dies aber mehr auf Spiele basierend auf einem Film oder auf Videospielverfilmungen beschränkt. Zudem werden Videospiele immer hochwertiger, sodass ihre Sequenzen schon fast echten Filmszenen zum Verwechseln ähnlich sehen. Andersrum ist das Übernehmen von Stilmitteln eher seltener. Nun hat es aber ein Film versucht, sich der beliebten Egoperspektive zu bedienen, die besonders in Ego-Shooter-Spielen essentiell ist. Doch im Gegensatz zu ähnlichen Filmen wie „Maniac“ soll Hardcore auch knallharte Action und vor Allem massig Gewalt garantieren. Ob der Film dieses Versprechen einhalten kann, kläre ich meiner Kritik.


Handlung

Eben noch auf der Schwelle zwischen Leben und Tod, im nächsten Moment als kybernetisch aufgemotzte Kampfmaschine auf der Suche nach der eigenen Identität und den Entführern seiner Frau Estelle: Für Henry kommt es im futuristischen Moskau hammerhart. Lediglich untersützt durch den schrägen Jimmy, muss er es nicht nur mit Heerscharen namenloser Söldner aufnehmen, sondern auch deren psychopathischen Boss Akan in die Schranken weisen, der eine Armee biotechnisch aufgerüsteter Soldaten produzieren will. Getreu dem Motto „Blut schlucken und schlucken lassen“ bleibt Stehaufmännchen Henry nichts anderes übrig, als bis zum finalen „Game Over“ auch den letzten der „Scheißkerle“ endgültig plattzumachen. (Pressetext)


Kritik

Wie die Inhaltsangabe des Pressetextes schon andeutet, ist die Nutzung der Egoperspektive nicht die einzige Verbeugung vor dem Medium Videospiel. Vielmehr könnte man auch jemanden mit einem Playstation-Controller vor die Leinwand setzen und man könnte nicht unterscheiden, ob es nun Film oder Spiel ist. Nur vereinzelte Schnitte lassen einen die Grenze der beiden Medien erkennen. Das ist für Videospielfans wie mich sicher eine schöne Sache, für alle anderen gibt es einen tollen neuen Blickwinkel auf eine andere Art, Medien zu konsumieren. Jedoch gibt es auch die Kehrseite, wenn man damit nichts anfangen kann. So fand ich es ziemlich interessant, dass mindestens 3 Zuschauer den Kinosaal vor dem Ende schon verlassen haben. Der gewagte Stil ist eben nicht für jeden was.

Andererseits haben aber auch einige beim Abspann applaudiert, vermutlich selbst Gamer. Diese Leidenschaft für den Film kann ich leider nicht uneingeschränkt teilen. An sich ist die Egoperspektive eine tolle Idee für einen Film, die wahrlich nicht alltäglich ist, andererseits ist es doch anstrengend, anderthalb Stunden lang eine Geschichte durch die Augen eines anderen Menschen zu erleben. Das war für mich schon so bei „Maniac“ mit Elijah Wood, bei Hardcore verstärkt sich der Eindruck aber noch einmal durch die Schnitte und die extrem Actionszenen.

Die angesprochenen Actionszenen sind auf jeden Fall ein riesiger Pluspunkt des Films. Eigentlich hat er neben der Story sonst nichts zu bieten, doch dazu später mehr. Selten habe ich Action so bewusst und mit so einer Empfindung wargenommen wie hier. Ich musste wirklich sehr oft zusammenzucken, einfach aus Ekel oder aus Reflex, da hat die Egoperspektive sicherlich seinen Einfluss. In diesem Sinne muss man dem Regisseur Ilya Naishuller sicher ein Kompliment aussprechen, was hier gezeigt wird, setzt im gewissen Maße Maßstäbe, nicht nur von der Art, sondern auch von der Dauer der Action. Eines muss einem aber auch bewusst sein: Hardcore ist wirklich hardcore, die Beantragung auf eine Altersfreigabe ab 16 Jahren würde ich zumindest ablehnen, Brutalität ist hier einfach an der Tagesordnung.

Ein weiterer Vorteil an der besonderen Machart ist auch das Wegfallen eines Hauptdarstellers. Man sieht nur Hände und Arme, die aber meist zu sehr agieren, um das fehlende Sprechen auszugleichen. Dies ist ein Problem von Spielen und auch hier. Oft konnte ich nichts mit den Gesten anfangen, weil sie einfach zu übertrieben waren. Das mag zunächst nicht auffallen, gestört hat es mich aber. Gestört haben mich aber vor allem die Darsteller. Nur Sharlto Copley als in immer anderen Rollen auftauchender Helfer darf hier sein ganzes Können zeigen, alle anderen dürfen oder können einfach nicht. Besonders die beiden Hauptdarsteller Haley Bennett und Danila Kozlovsky sind für mich krasse Ausfälle, die einfach nur nerven. Insofern ist eben der Bösewicht und die treibende Kraft meiner Meinung nach nicht vorhanden und schadet damit der Handlung.

Diese ist aber ohnehin nicht optimal. Es gibt ein paar nette Ideen, die aber ausschließlich für die Action genutzt wurden. Die Handlung schwankt von dumm zu schwachsinnig, spannend ist sie nie. Dafür sorgt einzig und allein die Action, was auch funktioniert. Man hat nie eine Sekunde Zeit zum Durchschnaufen. Mit einer besseren oder eher existierenden Story wäre das Zuschauen aber um einiges angenehmer und vor allem einfacher gewesen.


Fazit

Hardcore setzt in der Action und in der besonderen Inszenierung sicherlich Maßstäbe. Doch für mich ist der Film eher ein Prototyp als der Messias des Actionkinos. Dafür hat der Film einfach zu viele Schwächen, die angesichts der Handlung verschmerzlich, bei den Darstellern aber nicht verzeihbar sind. Da hätte man doch etwas mehr Geld in Casting un Special Effects stecken sollen, anstatt in die Choreografien. So macht der Film einiges falsch, was aber zum Teil durch den besonderen Twist und die gnadenlose Action gerettet werden kann.

6


Cast

  • Regisseur: Ilya Naishuller
  • Drehbuch: Ilya Naishuller

Hauptdarsteller

Darsteller Rolle
 Sharlto Copley Jimmy
Haley Bennett Estelle
Danila Kozlovsky Akan

Nebendarsteller

  • Tim Roth
  • Will Stewart

Links


Weitere Meinungen

 

  • Schnitt: 6,7/10

7

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