Kritik: The Light Between Oceans

Seit gestern läuft in unseren Kinos die Verfilmung des gleichnamigen Romans The Light Between Oceans. Der Trailer ließ bereits erahnen, dass das Schauspiel von Fassbender und Vikander wohl zur Säule dieses Films werden wird. Der Film spielt zu 90% auf einer beinahe unbewohnten Leuchtturminsel, also müssen die Schauspieler umso mehr dafür leisten, den Zuschauer 2 Stunden lang zu unterhalten.  Ob dies klappt, versuche ich in dieser Kritik zu klären.


 Handlung

Der Film startet im Jahr 1918 und Tom Shelbourne ist erst vor kurzem aus dem Krieg zurückgekehrt. Er war die letzten 3 Jahre genug unter Menschen und für ihn hört sich eine einsame Insel, fernab von Chaos und Unberechenbarkeiten nach einer perfekten Abwechslung an. So entfremdet fühlt er sich selbst von der Welt, dass wohl momentan kein Job besser für ihn passen könnte, als der des Leuchtturmwärters, also nimmt er die auf 6 Monate ausgeschriebene Vertretungsstelle an und zieht auf die Insel Janus. Die Monate vergehen, und Tom ist mit seiner Stellung vollends glücklich und ausgelastet. Bei einem Zwischenbesuch auf dem Festland besucht er die Familie von Herrn und Frau Graysmark und trifft dort erneut auf ihre Tochter Isabel (Alicia Vikander), der die versteckte Zuneigung des sehr wortkargen und verschlossenen  Herrn Shelbourne dennoch auffällt und diese weitaus offener erwidert und ihren Eltern mitteilt, Tom  hätte sie zu einem Picknick eingeladen. Auf diesem Picknick bittet sie Tom, sie doch einmal mit nach  Janus  zu nehmen und wenn das Gesetz Besuch nicht zulasse, so müsse er sie eben heiraten. Tom meint, sie müsse verrückt sein, jemanden wie ihn ernsthaft für eine Ehe in Betracht zu ziehen. Diesen Dialog zwischen den beiden könnt ihr hier hören:

© Constantin Film

Weitere Monate vergehen, und der Gedanke an Isabel und eine gemeinsame Zukunft mir ihr lassen ihn nicht mehr los. Er lässt seine Bedenken beiseite und sie heiraten und teilen sich nun gemeinsam die Einsamkeit der Insel. So schön ihre Tage anfangs auch sind, so stürmisch und gefahrenvoll werden sie doch zunehmend, schließlich wird die Insel nicht selten von schweren Unwettern heimgesucht und Hilfe ist nie vor dem nächsten Tag zu erwarten. Nach mehreren schweren Schicksalsschlägen wird das Paar vor eine besonders schwere Gewissensentscheidung gestellt, als eines Morgens ein kleines Ruderboot an ihre Küste gespült wird. Darin ein toter Mann und ein kleines lebendiges Baby.


Kritik

Janus, diesen Namen hat Autor  M.L. Stedman nicht zufällig gewählt, die meist idyllische Insel zeigt nämlich nicht selten auch ihre äußerst schattigen Seiten und nimmt den Zuschauer mit in eine Zeit vor digitaler Vernetzung und Mobilität. Auch das Bild des Leuchtturmwärters ist seit jeher ein sehr klar festgelegtes, nicht selten wird dieser Beruf assoziert mit einem Mann, der zwar eine sehr wichtige Aufgabe hat, die Einsamkeit jedoch meist vorzieht und sich dank dieser auch die ein oder andere Eigenart aneignet. In The Light Between Oceans wird diese Charakterentwicklung dieser Person umgedreht, der in sich gekehrte, Menschen überdrüssige Tom sucht sich bewusst diese Stellung aus und findet dank langer harter Arbeit und der Liebe zu Isabels, vor allem aber dank ihrer Liebe zu ihm langsam wieder zu den Freuden des Lebens. Sein eigenes hatte er nämlich schon gänzlich abgeschrieben. Die Stellung des Leuchtturmwärters schien ihm eine willkommene Möglichkeit, das Leben zu verlassen, ohne es gänzlich zu verlassen. Gleichzeitig versucht er ein wenig Seelenfrieden in der harten Arbeit und Abgeschiedenheit zu finden, sozusagen ein selbst auferlegter Bußgang, nach den Schrecken des Krieges, die ihn sehr gezeichnet haben. Umso mehr schreckt er anfangs vor Isabels lebensbejahendem und überschwinglichen Charakter zurück, die er unter keinen Umständen durch seinen Schwermut und die Einsamkeit der Insel in Gefahr bringen möchte. Den gesamten Film hindurch steht Tom in Konflikt mit sich selbst, denn er weiß, welchen großen Fehler er macht, als er Isabels Kinderwunsch über die ihm wohlbekannten Gesetze stellt und ahnt, in welche moralische Widrigkeiten sich die beiden stürzen könnten. Doch nach zwei einschneidenden Verlusten und mehreren von Verzweiflung überschatteten Jahren kann er Isabels Wunsch, das fremde Kind, welches an ihre Küste gespült wurde, als ihr eigenes großzuziehen, einfach nicht zerstören. Auch wenn man in seinem Gesicht sieht, dass er weiß, dass die Schmerzen eines Tages umso größer sein werden.

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Michael Fassbender kann mich vermutlich nicht mehr enttäuschen. Nach einer Reihe von Filmen der letzten Jahre, allen vorran Steve Jobs und MacBeth, bin ich mir ziemlich sicher, dass fast jede Rolle durch sein Schauspiel nur bereichert werden kann. In the Light Between Oceans schafft er es, den verschlossenen, unnahbaren, als auch den liebevollen und glücklichen Familienvater zu spielen, doch egal in welcher Szene des Films man sich gerade befindet, im Bruchteil einer Sekunde kann sich ein Schicksalsschlag oder eine Vorahnung in Fassbenders Gesichtszügen widerspiegeln. Die Dreharbeiten zum Film begannen schon Ende 2014, wo Fassbender auch Alicia Vikander kennenlernte, mit der er auch seit einiger Zeit liirt ist. Auch Sie spielt ihre Rolle erwartungsgemäß großartig, von unerschütterlich lebensfroh hin zu totunglücklich. Die dritte große Rolle im Film spielt Rachel Weisz, die ich hier nicht unerwähnt lassen möchte, da auch sie sehr überzeugend spielt und sich gut in das Ensemble einfügt, auf ihre Rolle im Film möchte nicht näher eingehen, um für niemanden, der den Film noch nicht gesehen hat, zu viel vorwegzunehmen, auch wenn der Trailer dies bereits schonungslos tut.

Die Landschaftsaufnahmen sind schön, aber nicht das was in Erinnerung bleibt. In Erinnerung bleibt die Charakterentwicklung und die herzzerreißenden Konflikte, mit denen sich die Protagonisten konfrontiert sehen. Ihre Entscheidungen zu Gunsten anderer, aus dem Wunsch heraus, schlussendlich doch das richtige zu tun. Ein schöner Soundtrack und und ein stimmungsvolles Setting helfen dabei, dem Ensemble den Spielraum zu geben, den sie brauchen. Hier und da hätte man den Film sicherlich etwas raffen können, einen Abbruch hat es dem Ganzen aber meiner Meinung nach trotzdem nicht getan.


Fazit zu The Light Between Oceans

Stimmungsvoll und sehr emotionsgeladen ist the Light Between Oceans, ohne übertrieben in Szene gesetzte Gefühlsausbrüche oder unnachvollziehbaren Überschwangshandlungen einzelner Charaktere. Der Film wirkt eine ganze Weile nach, wenn man ihn lässt. Von mir gibt es eine knappe:

8


Cast

  • Regisseur: Derek Cianfrance
  • Buchvorlage: M. L. Stedman

Hauptdarsteller

Darsteller Rolle
Michael Fassbender Tom Sherbourne
Alicia Vikander Isabel Graysmark Sherbourne
Rachel Weisz Hannah Roennfeldt

Nebendarsteller

  • Bryan Brown
  • Jack Thompson
  • Florence Clery
  • Caren Pistorius

Weitere Meinungen

 

  • Schnitt: 6,1/10

6


Die Filme von Derek Cianfrance

  • Brother Tied (1998)
  • Blue Valentine (2010)
  • Cagefighter (2012)
  • The Place Beyond the Pines (2012)
  • The Light between Oceans (2016)

3 Kommentare Gib deinen ab

  1. An sagt:

    Mir war gar nicht bewusst, dass der schon läuft! Nachdem ich gehört hatte, dass Alicia Vikander mitspielt, war für sowieso schon klar, dass ich ihn schauen würde, aber nach dem Trailer erst recht. Und deine Kritik klingt ja auch nicht schlecht, auch wenn die allgemeine Meinung etwas schlechter zu sein scheint.

    Gefällt 1 Person

  2. filmlichter sagt:

    Hmm, Michael Fassbender ist eigentlich immer großartig und Alicia Vikander bestenfalls besser als, „schlimmstenfalls“ exakt so gut, wie das Material zulässt.
    Die eher mittelmäßigen Kritiken (Deine ist, glaube ich, mit die positivste, die ich gelesen habe) werden mich wahrscheinlich nicht abhalten den Film zu sehen.

    Gefällt 1 Person

    1. JOHN sagt:

      Freut mich zu hören! Wenn ich bei unserem Bewertungssystem zwischen zwei Noten schwanke, tendiere ich meistens dazu, die höhere zu vergeben. Aber wie die Kritik durchscheinen lässt, fand ich den Film wirklich gut, die letzten 10 Minuten (zu denen ich inhaltlich natürlich nichts sage) hätten mir sogar beinahe eine Träne entlockt, was auch nicht so oft passiert 🙂

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