Greatest Showman – Gute Laune to Go
Musical-Filme waren für mich lange Zeit verbrannte Erde. „Mamma Mia“ war ganz nett, konnte bei mir aber kein weiteres Interesse an dem Genre generieren, „Sweeney Todd“ hingegen hat das wenige Interesse dann auch gleich komplett vernichtet. Es musste einige Jahre dauern, bis ich mit „La La Land“ wieder einmal einem Musical-Film eine Chance gegeben habe. Der große Oscar-Gewinner 2017 hat dann auch das geschafft, bei dem die anderen beiden versagt hatten: Er hat in mir Interesse geweckt an einem Genre, von dem ich nie gedacht hätte, jemals dafür ins Kino zu gehen. Nun habe ich es jedoch wieder gemacht, denn mit dem Greatest Showman kommt nun wieder ein Musical ins Kino, welches mit großartiger Inszenierung und einer einfachen Geschichte den Siegeszug von „La La Land“ fortführen könnte. Ob er das geschafft hat, erfahrt Ihr nun in meiner Kritik.
Handlung
Ein großer Tusch erklingt – sehr bald können Sie ihn hören! Es ist uns ein besonderes Vergnügen, Ihnen eine ganz außergewöhnliche Persönlichkeit ankündigen zu dürfen. Mit seiner Erfindung des Showbusiness, dem Motto ‚Träume mit weit geöffneten Augen‘ und noch nie dagewesenen spektakulären Shows verblüffte und begeisterte er die ganze Welt. Es ist der große, nein DER „GREATEST SHOWMAN“ und Gründer eines weltberühmten Unterhaltungsimperiums, das unzählige Generationen verzauberte: P.T. Barnum
Kritik
Bislang hatte ich so meine Vorurteile gegenüber Musicals, sowohl filmisch, als auch auf der Bühne: Abgesehen von der Musik könnten sie keine Geschichte erzählen, große Abwechslung in der Liedauswahl ist aufgrund des Themas selten möglich und generell bleibt kein Platz für Charakterentwicklung. „La La Land“ konnte diesen Vorurteilen gut entgegenwirken, indem man ab der zweiten Hälfte doch stark auf gesungene Texte verzichtete. Zwar hat man sich klar dem (Mainstream-)Jazz verschrieben, dieser konnte aber auch gefallen, sodass dies kein Kritikpunkt für mich war. Greatest Showman hingegen fällt etwas zu oft in diese „Musical-Falle“, mit allen positiven und negativen Punkten, die dazugehören.
Überraschenderweise hat mich die begrenzte Musikauswahl auch hier wieder nicht gestört. Zwar geben sich die Genres hier nicht die Klinke in die Hand, man bleibt stur beim Pop-Rock, dafür ist dieser aber immer stimmig, mitreißend und in den passenden Momenten auch gefühlvoll. Insofern gibt es da keinen Grund zu meckern. Für den durchschnittlichen Musikhörer, zu denen ich mich selbst zähle, war das alles wunderbar, ein Musikkritiker würde aber vielleicht die ein oder andere falsche Oktave finden. Es hat aber seinen Grund, dass ich Filme und nicht Musik kritisiere. Ich hatte meinen Spaß, wenn gesungen wurde und konnte schön mit Beinen und Armen mitwippen.
Glücklicherweise wird die Musik aber auch für den Zuschauer großartig optisch dargestellt. Das für ein Musical wohl perfekte Thema einer Aufführung von „Freaks“ bietet zu jeder Sekunde die Möglichkeit, in die nächste Choreografie oder Tanzeinlage einzusteigen, ohne dabei neben dem nichtmusikalischen Teil des Films als separater Abschnitt zu wirken. Auch das ist ein Punkt, der mich sonst bei Musicals stört („Sweeney Todd“), hier aber aufgrund der Handlung kein Problem darstellt. Dazu gehört dann auch, dass durch die Bank weg alle Darsteller, sowohl in den großen als auch in den kleinen Rollen, perfekt gecastet wurden. Der ehemalige Musical-Darsteller Hugh Jackman und Michelle Williams sind ohnehin immer ein Kinobesuch wert, aber auch Zac Efron und Zendaya wachsen hier über sich hinaus. Nicht unbedingt schauspielerisch, aber ihre Tanz- und Singeinlagen sind einfach großartig und zeigen, dass Efron seit „Highschool Musical“ nichts verlernt hat.
Das größte Problem von Greatest Showman ist jedoch, dass die Schauspieler ansonsten einfach nicht viel zu tun haben. Es ist meiner Meinung nach immer leichter, mit Musik und Gesang Gefühle auszudrücken, als über bloßes Schauspiel. Insofern werden dann die Szenen, in denen nur Dialoge geführt werden, auch nicht mehr für große Emotionen, sondern nur für bloße Informationen genutzt. Insofern merkt man dann doch den Kontrast zwischen Gesang und normalem Dialog, auch wenn die Übergänge immer fließend sind. Ebenso wäre es wohl eine Frechheit, die Handlung des Films überhaupt als solche zu bezeichnen. Ich könnte den gesamten Plot wohl in zwei Sätzen zusammenfassen und hätte das auch schon tun können, bevor ich gesehen hätte. Überraschungen oder gar Twists findet man hier keine, dafür aber die typische Underdog-Story, die bekannt, aber auch wieder mitreißen kann.
Der Cineast wird jedoch an manchen Stellen schlucken müssen, denn die Entscheidung, doch so oft auf CGI zu setzen, war meiner Meinung nach ein großer Fehler. Selten habe ich so schlechte Animationen gesehen, die an den unnötigsten Stellen genutzt wurden. Da hat man sich wirklich keinen Gefallen getan. Insgesamt haben sich also meine Bedenken in Teilen bewahrheitet, dennoch wurden gleichzeitig auch meine Hoffnungen alle erfüllt. Ich wollte kein ernstes Drama, um ehrlich zu sein, habe ich sogar die meiste Zeit gehofft, der Film würde nur im Zirkus spielen. Ich wollte gute Laune und tolle Choreografien und habe sie bekommen. Sicher gibt es die Kritikpunkte, die man unbedingt nennen muss, sodass es sich hier um kein Meisterwerk handelt, aber Spaß haben wird wohl so ziemlich jeder im Kino.
Fazit
Greatest Showman kann dem Musical-Genre einen weiteren starken Titel hinzufügen, der selbst Musical-Grummel wie mich überzeugen kann. Starke Darsteller, die jedoch abgesehen von den großartigen Choreografien wenig zu tun bekommen und launige Songs sind die großen Stärken des Films. Kann man dann noch über eine blasse Story und grauenhaftes CGI hinwegsehen, hat man großen Spaß im Kino. Insofern ist Greatest Showman absolut sehens- und nicht nur für Muscial-Fans empfehlenswert.
Cast
- Regisseur: Michael Gracey
- Drehbuch: Jenny Bicks, Bill Condon
Hauptdarsteller
Darsteller | Figur |
---|---|
Hugh Jackman | P.T. Barnum |
Michelle Williams | Charity Barnum |
Zac Efron | Phillip Carlyle |
Zendaya | Anne Wheeler |
Nebendarsteller
- Rebecca Ferguson
- Austyn Johnson
- Cameron Seely
- Keala Settle
- Sam Humphrey
- Yahya Abdul-Mateen II
Weitere Meinungen
- Ainu89
- Antje Wessels (Wessels Filmkritik)
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- Schnitt: 7,2/10
Die Filme von Michael Gracey
- Greatest Showman (2017)
Bildrechte liegen bei 20th Century Fox
Okay, wenigstens weiß ich jetzt wieder, wie der Film heißt, der in der Kinowerbung mein Interesse geweckt hat. Allerdings ging daraus nicht hervor, dass es sich um ein Musical handelt. Und das ist für mich ein Grund, nicht diesen Film zu sehen.
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Klingt gut. Ich bin ja auch eher ein Musical-Grummel, wie du es so schön nennst, aber „Greatest Showman“ steht tatsächlich auch auf meiner Liste 😀
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