Kritik: The Mandalorian – Staffel 1

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The Mandalorian – Enttäuschung mit riesigem Potenzial

Schaut man sich den Medienausstoß an, der unter dem Banner von „Star Wars“ läuft, so gibt es nahezu nichts, was es nicht gibt: Computerspiele, Comics, Bücher, Animationsserien und natürlich Filme versuchen seit Jahrzehnten, den Zuschauer mit einer umfassenden Geschichte an sich zu binden. Das führt zu Faszination, großen Kinomomenten, aber extrem viel Hass, wenn die Sehnsüchte der Fans nicht erfüllt werden. Bis Ende letzten Jahres gab es jedoch eine Adaption des Universums noch nicht: Die Realfilm-Serie. Dies änderte sich dann jedoch mit The Mandalorian, der wohl heiß ersehntesten neuen Serie seit einiger Zeit. Doch schafft die Serien den Spagat, sowohl die alten Fans zu befriedigen, als auch neue Zuschauerschaften zu generieren? Das versuche ich in der heutigen Kritik zu klären.

Eines vorweg: der namensgebende Mandalorianer ist nicht Boba Fett, dieser ist ja in Episode 6 in das Wüstenmonstermaul gefallen und die Serie spielt einige Jahre nach den Geschehnissen der alten Film-Trilogie. Vielmehr verfolgt die Serie den Weg eines anderen Mandalorianers, dessen Vergangenheit erst im Laufe der Staffel aufgedeckt wird und der sich als Kopfgeldjäger einen Namen gemacht hat. Leider ist der weitere Handlungsverlauf bereits ein massiver Spoiler (der zwar niemanden mehr Spoilern wird), dennoch soll an dieser Stelle nur grob auf den Aufbau einzelner Folgen eingegangen werden. Diese verlaufen nämlich stets nach demselben Schema: Der Mandalorianer kommt an einen neuen Ort und muss ein Auftrag erfüllen. Dabei trifft er auf Feinde und Mitstreiter, die teilweise noch eine Rolle spielen werden. Insgesamt wird sich aber nur die Hauptperson konzentriert, Nebenhandlungen oder größere Charakterisierungen von anderen Figuren sucht man vergebens.

Das mag zunächst seltsam anmuten, ist man doch spätestens seit „Game of Thrones“ mindestens zwanzig Charaktere mit verschiedenen Plotlines gewohnt, umso zahlt es sich jedoch aus. Man lernt den Mandalorianer kennen, fühlt mit ihm und seinem Schicksal mit und erlebt so ein Staffelfinale, was für mich wohl eines der beeindruckendsten aller Zeiten ist. Besonders bemerkenswert ist dies, da man den Hauptdarsteller nie sieht, er trägt stets seine markante Maske, was wiederum durch Rückblicke und Lore-Erklärungen anschaulich erklärt wird. Für Kenner von „The Clone Wars“ oder „Star Wars Rebels“ wird hier nichts überraschendes zutage gefördert, alle anderen jedoch bekommen einen tollen Einblick, wie groß das Universum eigentlich ist.

Das ist dann auch der größte Pluspunkt der Serie: Es handelt sich zu 100% um Star Wars, wie die alten Fans es lieben gelernt haben. Dazu gehören echte Kulissen, die man bereits kennt, Alienpuppen statt leblosen Animationskreaturen und eine stringente Geschichte, die sich nicht mit endlosen Debatten im Parlament der intergalaktischen Republik aufhält oder was auch immer Episode 2 erzählen wollte. Neben den für eine Serie beeindruckenden Special Effects, die dank den Disney-Millionen möglich sein, wird so eine Welt (oder mehrere) geschaffen, zu der man gerne wieder zurück kommen möchte. Über die zweite Staffel ist schon einiges bekannt geworden, die Dreharbeiten wurden bereits abgeschlossen, aber wichtig ist eigentlich nur, dass man diesen Charme für die Welt beibehält und in eine Geschichte packt, bei der man dann auch mitfiebert.

Denn eines konnte The Mandalorian nicht: restlos überzeugen. Klar, das Finale ist grandios und die Figur des Mandalorianers ist irgendwann auch zu einem durchgedrungen, doch bis dahin vergehen mindestens 5 Folgen, bei denen man sich doch öfter fragt, was das eigentlich soll. Die Aufträge, die der Kopfgeldjäger annimmt, schwanken dabei extrem darin, wie unterhaltsam das dann für den Zuschauer ist und manchmal verliert sich die Geschichte dann doch zu sehr in Erklärungen über Hintergründe und Kulturen. Betrachtet man aber die ansteigende Kurve der Qualität, kann die zweite Staffel nur eine wahre Freude werden.

Abschließend noch ein paar Worte zu den Beteiligten. Als Showrunner und Autor fungiert hier Jon Favreau, den Disney-Fans schon von „Iron Man“ oder den Realverfilmungen von „The Jungle Book“ und „Der König der Löwen“ kennen. Wie viel Arbeit in die Serie floss, erkennt man eigentlich erst an den Konzeptbildern, die stets während der Credits laufen und veranschaulichen, welche Planung dahinter steckt. Regie geführt hingegen haben viele bekannte Regisseure, allen voran Bryce Dallas Howard und Dave Filoni. Besonders hervorgetan hat sich jedoch Taika Waititi („Thor: Tag der Entscheidung“), der die finale Episode inszeniert hat und mit Humor und toller Action mein absolutes Highlight war. Zu den Darstellern kann man nicht viel sagen, da sich neben Pedro Pascal als Mandalorianer niemand groß hervor getan hat, aber zumindest Gina Carano und Carl Weathers haben mir auch viel Freude bereitet. Und Werner Herzog als fieser Auftraggeber konnte immerhin seiner Rolle als Meme gerecht werden.


Fazit

Lohnt sich also die erste Staffel von The Mandalorian? Auf jeden Fall! Fans der Filme werden hier so einige Nostalgietränen vergießen, während sich neue Zuschauer durch die Action und einiger markanter Szenen mehr als unterhalten fühlen werden. Das kann dann aber bestimmt nicht über so manche schlampige Erzählweisen und mehrere extrem langweilige Episoden hinwegtäuschen. Insofern ist die erste Staffel die Vorarbeit für eine Serie, die perfekt in das Star-Wars-Universum passt und ihr vielmehr ihren eigenen Stempel aufdrücken wird.


Cast

  • Creator: Jon Favreau

Hauptdarsteller

DarstellerRolle
Pedro PascalDer Mandalorianer

Nebendarsteller

  • Carl Weathers
  • Werner Herzog
  • Nick Nolte
  • Gina Carano
  • Taika Waititi
  • Giancarlo Esposito

Weitere Meinungen

  • Schnitt: 8,3/10

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