Kritik: Der Marsianer

Mit Ridley Scott ist es ja so eine Sache. Früher war er ein Garant für atemberaubendes Hollywood-Kino. „Blade Runner“ und „Alien“ haben nicht nur das Filmgeschäft, sondern auch das Sci-Fi-Genre revolutioniert. Doch wie schon in den Gedanken der Woche vor einiger Zeit beschrieben, waren seine letzten Filme, auch im Sci-Fi, nicht mehr so unterhaltsam wie früher. Das sollte sich aber dieses Jahr ändern. Denn mit Der Marsianer kehrt Scott nicht nur in sein erfolgreichstes Genre zurück, sondern er möchte damit auch den negativen Trend seiner Filme stoppen. Dabei bedient er sich der Handlung des gleichnamigen Bestsellers.


Handlung

Die Mission Ares 3 auf dem Mars soll wegen eines Sandsturms abgebrochen werden. Trotz der Bedenken des gesamten Teams entschließt sich die Leiterin der Mission (Jessica Chastain), zur Erde zurückzukehren. Doch bei der Flucht wird Mark Whatney (Matt Damon) verletzt, für tot gehalten und auf dem Mars zurück gelassen. Auch auf der Erde wird er vom NASA-Leiter (Jeff Daniels) für tot erklärt. Der einzige Haken dabei: Whatney ist nicht tot und muss nun auf sich allein gestellt auf dem Mars überleben.


Kritik

Das Prinzip ist ja bekannt. Jemand ist in einer ausweglosen Situation gestrandet und muss irgendwie überleben. Tom Hanks hat dies schon auf einer einsamen Insel geschafft und Sandra Bullock hat bereits alleine im Weltall überlebt. Nun muss also Matt Damon auf dem Mars überleben. Doch im Vergleich zu den vorigen Filmen ist „Der Marsianer“ dabei keineswegs deprimierend oder gar verzweifelnd. Im Gegenteil: Der Film ist eine einzige Aneinanderreihungen von Katastrophen, die durch gute Ideen und einen recht witzigen Hauptdarsteller überwunden werden, der dabei nur allzu selten seine Hoffnung zu verlieren scheint. Das gibt dem Film einen grundlegend positiven Touch, den man so noch nicht gesehen hat.

Dennoch komme ich als Kenner der Buchvorlage nicht drum herum, die beiden Medien miteinander zu vergleichen. Während das Buch detailliert erklärt, wie Whatney seine Probleme löst, konzentriert sich der Film mehr auf die (logischerweise) optische Umsetzung. Der Zuschauer muss halt damit leben, dass Kartoffeln in Kacke auf dem Mars wachsen. Das Buch versucht wenigstens, es zu erklären. Genauso bleiben doch einige Fragen im Film ungeklärt. Warum hat Whatney überhaupt Kartoffeln, wieso baut er seine Kuppel so um, etc. Das mag dem Leser böse aufstoßen, wer den Film aber zuerst sieht, der hat damit vermutlich keine Probleme.

Das liegt auch daran, dass der Film unnötige Passagen des Buches herausschneidet. Das ist clever und kürzt den Film. Dennoch ist er mit knapp 2,5 Stunden viel zu lang. Während Die Dialoge der NASA-Verantwortlichen (u.a. Chiwetel Ejiofor, Kristen Wiig und Sean Bean) auf der Erde noch einigermaßen spannend sind, habe ich irgendwann das Interesse an Matt Damons Überlebenskünsten verloren. Er ist meiner Meinung nach einfach nicht sympathisch genug, die langen Passagen zu tragen, was nicht an Damon, sondern an der Figur liegt. Von der Crew (Michael Pena, Sebastian Stan, Aksel Hennie und Kate Mara) möchste ich gar nicht anfangen. Die hätte man genauso gut rauslassen können, da sie so gut wie gar nicht charakterisiert werden.


Fazit

Das alles ist aber Meckern auf hohem Niveau. Der Marsianer wird nicht umsonst in der Presse gefeiert. Er ist trotz seiner Länge sehr unterhaltsam, überraschend witzig und bietet atemberaubende Bilder. Wenn man es dann am Ende nicht mehr so genau mit der Wissenschaft nimmt, würde man den Film vermutlich grundlegend feiern. Ich hatte jedoch zu viele Probleme mit dem Film, als dass ich ihn als das Meisterwerk sehen könnte, zu dem er gemacht wird. Für mich ist es ein unterhaltsamer Film, der viel Sitzfleisch erfordert, aber Scotts Trend wieder nach oben hin ablenken konnte.

8


Cast

  • Regisseur: Ridley Scott
  • Drehbuch: Drew Goddard

Hauptdarsteller

Darsteller Rolle
Matt Damon Mark Watney
Jessica Chastain Melissa Lewis
Jeff Daniels Teddy Sanders
Michael Peña  Rick Martinez
Chiwetel Ejiofor Vincent Kapoor

Nebendarsteller

  • Kristen Wiig
  • Sean Bean
  • Kate Mara
  • Sebastian Stan
  • Aksel Hennie
  • Benedict Wong
  • Donald Glover

Weitere Meinungen

 

  • Schnitt: 8,4/10

8


Die Filme von Ridley Scott

  • Die Duellisten (1977)
  • Alien (1979)
  • Blade Runner (1982)
  • Legende (1985)
  • Der Mann im Hintergrund (1987)
  • Black Rain (1989)
  • Thelma & Louise (1991)
  • 1492 – Die Eroberung des Paradieses (1992)
  • White Squall (1996)
  • Die Akte Jane (1997)
  • Gladiator (2000)
  • Hannibal (2001)
  • Black Hawk Down (2001)
  • Tricks (2003)
  • Königreich der Himmel (2005)
  • Alle Kinder dieser Welt (2005)
  • Ein gutes Jahr (2006)
  • American Gangster (2007)
  • Der Mann, der niemals lebte (2008)
  • Robin Hood (2010)
  • Prometheus (2012)
  • The Counselor (2013)
  • Exodus (2014)
  • Der Marsianer (2015)
  • Alien: Covenant (2017)

5 Kommentare Gib deinen ab

  1. Interessant, bei mir war es gerade umgekehrt: Matt Damon ist in Höchstform und ich hätte gerne stundenlang seinem Tun auf dem Mars zugeschaut. Die Szenen bei NASA waren für mich da eher Nebensache.

    Und ja, ich hab das Buch gelesen. 😉

    Gefällt 1 Person

  2. franziska-t sagt:

    Ich kenne das Buch nicht, war aber positiv überrascht vom Film. Ich hatte nach dem Ridley-Scott-Debakel mit EXODUS echt Schlechteres erwartet. Mein Problem war hauptsächlich Matt Damons Figur. Mark Watneys Pragmatismus ist ziemlich gewöhnungsbedürftig. Er kommentiert zynisch und flucht, aber gerät nie sonderlich in Panik. Zu lang empfand ich den Film aber nicht.

    Hier meine Review zum Film: https://filmkompass.wordpress.com/2015/10/13/the-martian-3d-2015/

    Gefällt 1 Person

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