Alien: Covenant – Kritik

Nachdem die bisherigen Kritiken ja eher durchwachsen sind, ist es mir tatsächlich ein wichtiges Anliegen, hier eine Lanze für Ridley Scott’s neuen Alien: Covenant zu brechen. Allerdings hatte ich auch keine großen Erwartungen an den Film und kann mich kaum noch an den ersten Alien Film erinnern. Dementsprechend habe ich natürlich eine andere Sicht auf diesen Film, die sich mit der von großen Fans der alten Filme hier und da vermutlich nicht deckt. Vielleicht kann ich mit meinem Review aber manch einen für diesen Film begeistern, gerade wenn die Erinnerung an den Alien Film von 1979  schon etwas verblasst ist.

Handlung

10 Jahre sind vergangen, seitdem die „Prometheus“ im gleichnamigen Film auf Entdeckungsreise gegangen ist und dabei wichtige Informationen über die Schöpfung der Menschheit sammeln wollte. Mit an Bord der Besatzung dieses Schiffes war auch der humanoide Android David(Michael Fassbender), dessen Wesenheit derart konzipiert worden war, dass er den Menschen in all seinen Fähigkeiten bei weitem übertrifft. Einige Komplikationen später sind von der ursprünglichen Crew nur noch er und die Archäologin Elizabeth Shaw übrig. Ihr Schiff ist stark beschädigt, doch David ist sich sicher, dass er es wieder flugtauglich machen kann und beiden gemeinsam den Weg zum Heimatplaneten der sogenannten Konstrukteure (Engineers) antreten können. Antworten finden, warum die Schöpfer und Lichtbringer der Menschen(Bezug Prometheus aus griech. Mythologie) ihrer eigenen Kreation gegenüber mittlerweile so feindlich eingestellt sind. Wer mehr zum Film Prometheus erfahren möchte – hier geht’s zu Tims Audiokritik.

Ich werde keine wichtigen Details zur Handlung preisgeben. Es kann also jeder unbesorgt lesen.

Es ist erneut ein Raumschiff mit Pionieren von der Erde entsannt worden. Diesmal mit einem anderen Ziel: Der Kolonisation einer neuen Welt. Die Route ist festgelegt und der erdähnliche Planet viele Jahre Flugzeit entfernt, weshalb sich die über 2.000 Passagiere inklusive der Crew in einem langen Hyperschlaf befinden. Walter (Michael Fassbender) jedoch ist wach und sorgt dafür, dass auf USCSS Covenant alles nach Plan verläuft. Walter braucht keinen Schlaf, schließlich ist er ein Android und unterscheidet sich optisch nicht von seinem Vorgängermodell, wie David eines war. Seine Programmierung jedoch hat einige entscheidende Veränderungen erfahren – Seine Aufgabe besteht einzig und allein im Dienen und Erfüllen seiner Aufgaben, denn die Emotionen und menschlichen Bewegründe seines Vorgängermodells bereiteten den Menschen Unbehagen.

Alles läuft planmäßig, bis eine plötzliche Neutrinoexplosion das Schiff stark beschädigt und die Hauptbesatzung aus ihrem langen Schlaf erwachen lässt. Wie es der Zufall will, erreichen die Crew während der Instandsetzung der Covenant einige sonderbare Signale, die von einem bisher unbekannten Planeten zu kommen scheinen, der auch in der habitaren Zone seines Sonnensystems liegt. Die Crew ist uneins, doch der Captain hat das Kommando – und so verlässt das Schiff seine ursprüngliche Route und begibt sich auf die Suche nach der Quelle der Nachricht und vielleicht auch einem neuen Zuhause…

Kritik

Während der Eröffnungssequenz war ich noch etwas unschlüssig: Ist das nicht etwas dick aufgetragen und zu plakativ, dass die neue, idealisierte Nachbildung des Menschen in dem schlichten, weißen Raum ausgerechnet Wagner auf dem Flügel spielen soll? Nein, es stand dem Film gut, hat sich doch schließlich dieses idealisierte Bild einer übermenschlichen Kreation später immer deutlicher als roter Leitfaden dieser Geschichte herauskritallisiert. Nachdem ich mir dessen sicher war, konnte ich den Film ein Stück weit mehr genießen, zeichnete sich doch im Verlauf immer mehr ab, dass ich hier keine zwei Stunden voller Raumstationaction, Jumpscares und Alienkreaturen zu erwarten hatte. Vielmehr bleibt der Film über weite Strecken hinweg auf gewisse Weise ruhig und konzentriert sich sich auf die Entstehungsgeschichte der Alienwesen, wie wir sie aus den anderen Teilen der Reihe bereits kennen. Auf diese Weise mit dem Schöpfungsgedanken zu spielen und gerade eine nichtmenschliche Entität auf die lange Suche nach dem allumfassenden Sinn zu schicken, habe ich hier nicht erwartet und hat für mich den Hauptreiz dieser Erzählung ausgemacht. Die Menschen auf dieser Mission handeln meist nicht sonderlich weise, was mir in vielen anderen Filmen missfallen würde. Wenn dieser Umstand aber bewusst eingesetzt wird, um die Grenzen und Zwänge aufzuzeigen, welche den Menschen nunmal dank ihrer Emotionen und ihrer Fähigkeit zum Mitgefühl geschenkt worden sind, dann ist dies mehr als willkommen. Schließlich liegen hier nicht nur die größten Schwächen sondern auch die größten Stärken unserer Spezies.

Wagner und die Götterdämmerung

Hier tauche ich nun doch etwas in die Handlung ein, werde mich aber bemühen, keine Charakterhandlungen vorwegzunehmen/ zu verraten. Die Anspielungen und der Bezug zu vielen „Wagnerianischen“ Vorstellungen ist allgegenwärtig, jedoch weiß ich nicht, ob dieser Faktor eine Rolle in der allgemeinen Wahrnehmung dieses Films spielt. So viel sei gesagt: Ein Charakter des Films strebt nach einer vielleicht unerreichbaren Spitze der Schöpfung, deren letzter Schluss paradoxer Weise in der vollkommenen Zerstörung mündet. Mehrfach tauchen in Alien: Covenant Passagen aus Wagners Ring der Niebelungen auf (Rheingold, Götterdämmerung), die den Gottkomplex noch stärker unterstreichen sollen. Im Film lässt es sich dann finde ich sehr schön mit einen späten Satz von Nietzsche verknüpfen, der die beherrschende Stimmung in Wagners Komposition einmal auf diesen Satz hinunterdampfte: Alles auf der Welt laufe schief, und alles gehe zugrunde. So sei nur das Nichts, die Auslöschung, die „Götterdämmerung“ die Erlösung – und dieses Nichts werde von Wagner nun unaufhörlich gefeiert.

Alle, die sich neben all dieser Entstehungsgeschichte auch ein paar Alienkreaturen wünschen und auf ein wenig Action hoffen, dürfen aufatmen, die gibt es nämlich auch, in einem sehr angenehmen Verhältnis zu den ruhigeren Szenen, wie ich finde.


Fazit zu Alien Covenant

Kurz und knapp: Ein grandioser Film, ich war schwer begeistert und werde mir Alien: Covenant vermutlich in naher Zukunft ein zweites Mal ansehen. Von mir eine ganz klare Empfehlung, auch oder gerade für die, die dem Film besonders skeptisch entgegen sehen. Selten hat ein Film bei mir so lange am Stück so intensiv nachgeklungen. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Danke Ridley Scott, alles richtig gemacht.

9


Cast von Alien Covenant

  • Regisseur: Ridley Scott
  • Drehbuch: John Logan, Dante Harper

Hauptdarsteller

Darsteller Rolle
 Michael Fassbender  David / Walter
Katherine Waterston Daniels
Billy Crudup Oram

Nebendarsteller

  • Danny McBride
  • Demián Bichir
  • Carmen Ejogo
  • Jussie Smollett
  • Callie Hernandez
  • Amy Seimetz

Weitere Meinungen

  • Schnitt: 6,3/10

6


 Die Filme von Ridley Scott

  • Die Duellisten (1977)
  • Alien (1979)
  • Blade Runner (1982)
  • Legende (1985)
  • Der Mann im Hintergrund (1987)
  • Black Rain (1989)
  • Thelma & Louise (1991)
  • 1492 – Die Eroberung des Paradieses (1992)
  • White Squall (1996)
  • Die Akte Jane (1997)
  • Gladiator (2000)
  • Hannibal (2001)
  • Black Hawk Down (2001)
  • Tricks (2003)
  • Königreich der Himmel (2005)
  • Alle Kinder dieser Welt (2005)
  • Ein gutes Jahr (2006)
  • American Gangster (2007)
  • Der Mann, der niemals lebte (2008)
  • Robin Hood (2010)
  • Prometheus (2012)
  • The Counselor (2013)
  • Exodus (2014)
  • Der Marsianer (2015)
  • Alien: Covenant (2017)