Ich bin ja allgemein immer ein Freund von spannenden Filmen. Allerdings bin ich auch sehr anfällig dafür und würde mich dann am liebsten unter der Decke verkriechen. Nicht umsonst war wohl „Paranormal Activity“ mein intensivstes Kinoerlebnis. Nun war ich aber mal einen Abend alleine zu Hause und wollte einen möglichst spannenden Film schauen. Nach einer kurzen Suche bin ich dann auf The Invitation gestoßen, von ich dem schon einiges gelesen hatte. In meiner Kritik versuche ich nun zu klären, ob und, wenn ja, warum er so spannend ist und ob es wirklich eine gute Idee war, den Film alleine zu schauen.
Handlung
Irgendetwas stimmt hier nicht auf dieser Dinnerparty, auf der sich alle so übertrieben freundlich verhalten. Auf der Will (Logan Marshall-Green) seine Ex-Frau wiedertrifft. Auf der Leute spurlos verschwinden, heimlich Medizin geschluckt wird und zum Nachtisch ein sehr unpassendes Video läuft. Bei dieser Dinnerparty kriecht die Paranoia durch die perlenden Cocktailgläser. Bildet sich Will die Bedrohung einfach nur ein, oder lauert hinter der schönen Fassade tatsächlich der Vorhof zur Hölle? (Covertext)
Kritik
Bei dieser Prämisse ist eigentlich schon von Anfang an klar, dass etwas nicht stimmt. Es wird einem von der ersten Einstellung an bewusst gemacht und man soll dieses Gefühl auch nie loswerden. Dabei ist aber immer die Frage, ob es Will selbst ist, mit dem etwas nicht stimmt, oder ob es doch die Gastgeber sind, die etwas verheimlichen. Das besondere an The Invitation ist nun aber nicht, dass die Auflösung der große Clou des Film ist, sondern der Weg dahin. Ich habe schon seit Ewigkeiten keinen Film mehr gesehen, der so eine drückende Atmosphäre und eine so beklemmende Stimmung erzeugt hat. Genau das ist die Stärke des Films, in die aber natürlich viele Faktoren mit hinein spielen.

Der erste Faktor ist dabei die an sich normale Stimmung. Sicherlich ist die Ausgangslage ungewohnt, immerhin haben sie Figuren zwei Jahre nicht gesehen und es gibt so manche Vorgeschichten, im Grunde geschieht aber nichts ungewöhnliches. Es gibt zwei Figuren, die nicht zum Freundeskreis gehören, die Party stören sie aber überhaupt nicht. Da spricht man über den Alltag und was die Gastgeber so in Mexiko erlebt haben, besonders bedrohlich wirkt das alles aber nicht. Genau das ist dann aber auch das Entscheidende, die Atmosphäre wirkt einigermaßen locker, beißt sich aber mit dem Gefühl, welches man von Anfang an mit sich herumträgt. Dieses wird durch andere Faktoren hervorgerufen und neben dem Zuschauer scheint nur die Hauptfigur zu verstehen, dass einiges schiefläuft.
Wobei wir auch bei der Frage wären, woher die schaurige und intensive Stimmung hervorgerufen wird. Entscheidend ist dabei vor allem das Bühnenbild. Wie man schon in auf den Bildern sehen kann, ist der Film extrem düster, helle Momente gibt es nur in Rückblenden oder in kurzen Augenblicken. Dabei kommt es wieder zu diesem Bruch, der sich schon bei den Dialogen und den Figuren gezeigt hat. Neben der dunklen Grundtonart des Films dominieren vor allem die Farben braun und rot. In anderen Filmen hätte man sich auch durchaus wohlfühlen können in so einer Umgebung. Hier wirkt es aber zu jeder Sekunde bedrohlich wegen der bereits genannten Gründe.

Der letzte Punkt ist dann auch noch die akkustische Untermalung. Musik spielt hier keine große Rolle, der Film kommt weitesgehend ohne musikalische Hintergründe aus. Wenn es mal Musik gibt, dann wirkt es umso ungewohnter und – natürlich – bedrohlicher. Doch auch so fühlt es sich bedrückend an, da nur die Dialoge den Film untermalen. Diese sind an sich schon ein Grund für die Beklemmung, ohne irgendeine akkustische Unterstützung steigert sich dieser Effekt aber noch einmal um ein Vielfaches
So sind es also mehrere Faktoren, die bei „The Invitation“ zusammenspielen und so eine Stimmung kreieren, die seinesgleichen sucht. Allerdings verlässt sich der Film auch auf genau diese Stimmung und vernachlässigt dabei etwas die anderen Teile des Films. So ist eine Handlung nicht wirklich nötig und nur beiläufig entscheidend und das Finale verlässt sich zu sehr auf Genre-Konventionen. Unter welches Genre der Film am Ende fällt, muss jeder selber feststellen, ich hätte den Film rückblickend aber lieber nicht alleine geschaut. Am Ende hätte man dann auf Kosten der Spannung die Auflösung nach vorne schieben können, um dem Finale etwas mehr Beachtung zu schenken. Das sind im Grunde aber nur Kleinigkeiten für einen ansonsten absolut empfehlenswerten Film.
Fazit
The Invitation ist einer der Filme, die man nicht so schnell vergisst. Es wird eine unfassbare Spannung kreiert, allerdings auf Kosten des Finales und der Handlung. Hätte man hier die Prioritäten etwas verschoben, wäre das wohl einer der besten Filme der letzten Jahre geworden. So ist es ein perfides Kammerspiel mit einer bedrückenden Stimmung und tollen Ideen.
Cast
- Regisseur: Karyn Kusama
- Drehbuch: Phil Hay, Matt Manfredi
Hauptdarsteller
Darsteller | Rolle |
---|---|
Logan Marshall-Green | Will |
Emayatzy Corinealdi | Kira |
Tammy Blanchard | Eden |
Michiel Huisman | David |
Nebendarsteller
- Michelle Krusiec
- Mike Doyle
- Jordi Vilasuso
- Jay Larson
- Marieh Delfino
- Lindsay Burdge
- John Carroll Lynch
Links
Weitere Meinungen
- Christian Neffe (audio\visuell) – 4,5/6
- Cinekie.de – 9/10
- Donpozuelo (Going to the Movies) – 10/10
- Matzematiker (Filmfraß) – 3/5
- Miss Booleana – 7/10
- Thomas Neumeier (Filmverliebt) – 4/5
- Schnitt: 7,9/10
Die Filme von Karyn Kusama
- Girlfight (2000)
- AEon Flux (2005)
- Jennifer’s Body (2009)
- The Invitation (2015)
- XX (2017)
Beim Anblick des Covers, weiß ich gar nicht, wen ich weniger ernst nehmen soll. Die Filmkritiker, deren Wortschatz sich offensichtlich auf die Bezeichnung „Meisterhaft“ beschränkt, oder den Verleih, der das Wort dann tatsächlich drei Mal aufs Cover druckt.
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Dabei sollte man aber nicht unerwähnt lassen, dass der Film meisterhaft ist!
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Mag ja sein, aber da kann man doch wirklich mal das Synonyme-Wörtebuch aufschlagen, oder?
Andererseits sind diese „Pressetexte“ auf den Filmen ohnehin immer Quark.
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Ja klar, das wirkt wirklich nur lächerlich. Diese Sternewertungen und Zitate aus Kritiken sind eh immer nur zusammengesucht aus hunderten von Kritiken, da kann man eh nicht darauf vertrauen. Hier ist es aber schon fast peinlich. Da hat es „Legend“ wesentlich besser gemacht. Auf ihrem Poster haben sie eine 2-Sterne-Wertung so positioniert, dass es aussah, als wäre es eine 5-Sterne-Wertung, die verdeckt wird.
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Auch nicht schlecht.
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Schön, dass der Film dir auch gefallen hat… mich hat der ja wirklich sehr überrascht. Ich hatte Null Erwartungen an diesen Film… und die ganze Atmosphäre und die Darsteller – hat wirklich alles gut zusammengewirkt.
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Das eher maue Finale wurde durch mich noch durch die letzte Einstellung gerettet – die war herrlich makaber.
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