Kritik: Sicario

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(c) Studiocanal

Ich habe ja immer ein gewisses Talent dafür, Filme, die mich interessieren, im Kino zu verpassen. So habe ich schon „Edge of Tomorrow“ verpasst und aktuell habe ich es immer noch nicht geschafft, in „Ghostbusters“ zu gehen. Einer der prominenten Filme, die ich verpasst habe, ist auch Sicario von Denis Villeneuve, der immerhin für drei Oscars nominiert war. Dass diese eigentlich nur technischer Natur sind, merkt man direkt an den ersten Einstellungen. Doch leider konnte mich der Film ansonsten nicht so begeistern, wie ich es mir erhofft hatte. Warum ich zu diesem enttäuschenden Urteil gekommen bin, zeigt meine heutige Kritik.


Handlung

Die Grenze zwischen Mexiko und dem US-amerikanischen Bundesstaat Arizona ist schon seit Jahren vom Drogenkrieg geprägt. Die junge FBI-Agentin Kate Macer schließt sich einer internationalen Einsatztruppe an, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, dem lokalen Drogenhandel endlich Einhalt zu gebieten. Doch schon ihr erster Einsatz in dem gefährlichen Grenzgebiet läuft völlig aus dem Ruder, als die Überführung eines Gefangenen in einem brutalen Hinterhalt endet. Mit der Hilfe des ebenso geheimnisvollen wie erbarmungslosen Söldners Alejandro kommt Kate aber mit dem Leben davon. Bei der nächsten Operation trifft sie wenig später erneut auf Alejandro und seine Spezialeinheit, die jedoch, wie ihr bald klar wird, ganz eigene Ziele zu verfolgen scheinen. So dauert es nicht lang, bis die Grenzen zwischen Freund und Feind verwischen und Kate sich mehr und mehr fragt, wem sie eigentlich noch vertrauen kann.


Kritik

Unter den jungen Regisseuren Hollywoods, von denen man in Zukunft noch so einiges erwarten kann, zählen nicht wenige auch Denis Villeneuve. Seinen Durchbruch erlebte er mit „Prisoners“, in dem er auch mit Hugh Jackman, Paul Dano und Jake Gyllenhaal ein wahres Traumensemble unter sich vereinen durfte. So tolle Darsteller findet man nun auch in Sicario. Emily Blunt, Benicio del Toro und Josh Brolin sind jeder für sich schon ein Grund ins Kino zu gehen, doch zusammen bilden sie einfach eine Schauspielmacht, die da auf einen hinabprasselt. Umso enttäuschender ist es dann auch, dass keiner von ihnen für den Oscar nominiert wurde. Besonders Blunt und del Toro zeigen hier mal wieder ihre Klasse und machen den Film noch ein Stück sehenswerter.

Denn eines muss man ganz klar sagen: „Sicario“ ist auf jeden Fall sehenswert, nur war ich doch etwas enttäuscht über die eigentliche Handlung. Es gibt keine großen Twists und keine überraschende Wendungen, vielmehr gewinnt man einen eindrucksvollen Einblick in den Drogenkrieg an der US-Amerikanischen Grenze zu Mexiko. Dieser ist erschreckend und beängstigend, was man auch aus der Sicht von Emily Blunts Figur hautnah miterleben darf. Ich bin jedoch in den Film gegangen mit dem Gedanken, dass mich jetzt ein packender Thriller erwarten würde. Das hat mich dann leider nicht gepackt, ich hatte zu keiner Zeit große Angst um die Figuren oder habe stark mit ihnen mitgefiebert. Dafür war aber der Einblick in dieses Milieu umso beeindruckender.

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Quelle: giphy.com

Abgesehen von der Handlung hat der Film aber noch sehr viel mehr zu bieten, was die Oscar-Nominierungen ja auch unterstreichen. Der Sound und die gesamte akustische Untermalung ist einfach grandios. So wird eine spannende Szene noch um einiges spannender gemacht. Ich denke dabei an eine spezielle Szene relativ zu Beginn des Films. Dies ist das atmosphärische Highlight des Films und das vor allem aufgrund der Akustik. Dazu kommt dann noch eine Kameraarbeit, die ihresgleichen sucht und so Bilder kreiert, die ich so noch nicht oft gesehen habe. Wie schon in „Prisoners“ zeigt sich hier Villneuves wahre Stärke: Er schafft es einfach, Bilder zu erschaffen, die sich mit der passenden Untermalung in die Gedächtnisse des Zuschauers einbringen.

Umso ärgerlicher ist es, dass „Sicario“ darüber hinaus keine von Anfang bis Ende gelungene Geschichte erzählen kann. Es geht dann halt von Einsatz zu Einsatz und zeigt, wie man im Kampf gegen die Kartelle vorgehen kann und eventuell auch sollte, ohne dabei natürlich die Stimme der Vernunft zu vergessen. Diese erscheint in Form von Blunts Figur, weswegen sie mir auch noch am sympathischsten erschien. Insgesamt konnte ich mich aber auch nicht mit ihr identifizieren. Während die einen Figuren so in dem Krieg stecken, dass sie dem Zuschauer völlig abgedreht vorkommen, sind die anderen dermaßen illusioniert, dass ich ihr irrationales Handeln nicht nachvollziehen konnte.

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Quelle: giphy.com

Fazit

Insofern wechseln sich aktuell positive und negative Eindrücke ab. Im Endeffekt ist Sicario aber einfach ein guter Film, der mich nur nicht so wirklich abgeholt hat. An einem anderen Tag, in einer anderen Stimmung hätte der Film vielleicht sogar die Höchstbewertung von mir bekommen können. So habe ich mich dann aber doch an der einfallslosen Handlung und den unsympathsichen Figuren gestört, sodass ich nicht so viel Freude an dem Film hatte, wie ich es mir gewünscht hätte. Sehenswert und empfehlenswert ist er aber auf jeden Fall!7


Cast

  • Regisseur: Denis Villeneuve
  • Drehbuch: Taylor Sheridan

Hauptdarsteller

 Darsteller  Rolle
Emily Blunt Kate Macer
Benicio del Toro Alejandro
Josh Brolin Matt Graver

Nebendarsteller

  • Victor Garber
  • Jon Bernthal
  • Daniel Kaluuya
  • Jeffrey Donovan
  • Maximiliano Hernández

Weitere Meinungen

 

  • Schnitt: 7,9/10

8

6 Kommentare Gib deinen ab

  1. Ich glaube mir wäre es ähnlich ergangen, hätte ich nicht Previewkarten damals gewonnen. So konnte ich nämlich ohne Vorwissen oder Erwartung in den Film gehen und wurde ab dem ersten Ton des Soundtracks in den Sitz geklebt. So intensiv, dabei war mein einziger Anspruch mal wieder Benicio auf großer Leinwand zu sehen, wenn möglichst gut aufgelegt und toll spielend.

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    1. Staffmann sagt:

      Auf der Leinwand hätte ich den wahrscheinlich auch anders wargenommen als Sonntag morgen auf meiner couch^^ deswegen meine ich ja, dass der mir sicherlich noch besser gefallen könnte

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  2. bullion sagt:

    Ich verstehe deine Kritikpunkte, sehe sie für den Film aber größtenteils als Stärken. Dabei finde ich ihn auch nicht perfekt. Mag also durchaus auch an der Tagesform liegen. Ist ja oft so, egal ob Sport, Filme usw.

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  3. filmlichter sagt:

    Ich glaube, wenn ich mich direkt nach dem Ansehen des Films hingesetzt hätte und eine Kritik geschrieben, wäre ich, glaube ich, zu einem ähnlichen Urteil gekommen, wie Du.

    Bei mir war es so, dass mir der Film dann einige Tage nicht aus dem kopf ging und ich bemerkte, dass einige der Frustrationen, die ich empfand, vom Film durchaus so geplant waren und ist seitdem extrem in meiner Beurteilung gestiegen. ‚Enemy‘ mochte ich aber lieber.
    Wie das meiste von Villeneuve tief beeindruckend aber etwas zu spitzkantig, um zu einem wirklichen „Lieblingsfilm“ zu werden.

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    1. Staffmann sagt:

      Vielleicht liegt es auch einfach an dem Stil von Villeneuve. „Prisoners“ hat mich jetzt auch so umgehauen wie ich gedacht hätte. Ich werde bestimmt beiden Filme noch einmal sehen und „Enemy“ steht auch auf meiner Liste!

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