
Wenn man an den großen Erfolg der „Hangover“-Reihe zurückdenkt, fallen einem natürlich sofort die Darsteller ein. Immerhin haben es zumindest Zach Galifianakis und Bradley im Speziellen zu absoluten Größen in der Filmszene gebracht. Über die Drehbuchautoren Jon Lucas und Scott Moore hat man danach allerdings nicht mehr so viel gesprochen und das hat auch einen guten Grund. Nach „Hangover 3“, der mächtig in die Hose ging, kam nämlich nicht mehr viel von den beiden. Nun sind sie jedoch wieder zurück und dann sogar auch als Regisseure. Bei Bad Moms verlassen sie sich dabei wieder auf deftigen Humor, vertrauen jedoch dieses mal einem Frauen-Ensemble rund um Mila Kunis. Ob das funktioniert oder nicht, könnt Ihr nun in meiner Kritik lesen.
Handlung
Amy Mitchell steckt mittendrin im Alltagswahnsinn die attraktive 32-jährige strampelt sich ganz schön ab, um Kids und Karriere unter einen Hund zu bringen. Als sie herausfindet, dass sie von ihrem Mann betrogen wird, ist Schluss mit Nettigkeit und Perfektion. Ab sofort pfeift Amy auf alle Regeln, setzt den untreuen Gatten kurzerhand vor die Tür und lässt es mit ihren neuen Freundinnen, der braven Kiki und der frivolen Carla, so richtig krachen: Supermom war gestern – jetzt regieren die Bad Moms! So viel unverschämte Freizügigkeit ruft umgehend Gwendolyn James auf den Plan. Die spießige Übermutter der Schule hält nämlich gar nichts von Spaßkultur und setzt ein böses Intrigenspiel in Gang, was Amy nur noch mehr in Fahrt bringt: Ring frei für den „Battle of the Moms“…
Kritik
Ehrlich gesagt habt ich vor dem Gang ins Kino absolut gar nichts von Bad Moms erwartet. Immerhin haben Lucas und Moore die Handlung der „Hangover“-Filme geschrieben, aber sonst war ihre Arbeit noch nie wirklich von hoher Qualität. Zudem war der dritte Teil auch noch eine mittelschwere Katastrophe. Doch hier wurde ich wirklich positiv überrascht. „Bad Moms“ ist kurzweilig, teils sehr witzig und kommt mit gar nicht mal so blöden Figuren daher. Allein das ist bei den heutigen Komödien schon fast ein Grund, ins Kino zu rennen, doch der Film hat noch mehr zu bieten, nämlich sogar eine Handlung, die mir nicht komplett egal war.
Der im Presseheft umworbene „Battle of the Moms“ ist zwar extrem überzogen und auch nicht nachvollziehbar erzählt, man kauft ihn aber den Figuren ab. Mila Kunis als überforderte und Christina Applegate als nahezu perfekte Mutter bieten ein tolles Leinwand-Duo, die wie geschaffen sind für einen spannenden Krieg um die Vorherrschaft im Elternrat. Dabei erzählt die Geschichte noch interessante Nebengeschichten über die Kinder von Amy und auch ihre Beziehung zu ihrem (Ex-)Mann und dem neuen Schwarm sind erfrischend kurz gehalten, so dass man nie Gefahr läuft, in eine schmalzige Handlung abzurutschen.

Großes Lob verdienen die Autoren aber, wieder nach „Hangover“, für die Figuren. Auch wenn Mila Kunis‘ Figur etwas blass bleibt, sind es vor allem ihre Freundinnen (gespielt von Kristen Bell und Kathryn Hahn), die hier für die Lacher sorgen. Der Mix aus völlig verunsicherter Mutter und geschiedener Schlampenmutter bietet auch hier wieder Konfliktpotential, der ausgezeichnet beschrieben und genutzt wird. Zudem kommen dann nette Nebenfiguren, wie den Schulleiter oder den Fußball-Coach. Leider werden aber auch manche Figuren unfassbar unnötig überzeichnet. So ist die Tochter immer besorgt um ihre Zukunft, was man aber in „Modern Family“ zum Beispiel wesentlich nachvollziehbarer dargestellt hat. Auch die obligatorische dumme Freundin der Feindin darf nicht fehlen, sorgt hier aber eher für Fremdschämmomente.
Damit hören dann die Schwächen von „Bad Moms“ auch leider noch nicht auf. Wie bei so viele Komödien hapert es auch hier an der Handlung. Sicherlich muss eine Komödie nicht die optimale Story mit Twists besitzen, siehe „Kindsköpfe“, aber es gibt auch hier wieder Schwächen, die sehr unnötig waren. So war die Auflösung am Ende doch sehr einfach, während alles vorher noch so stark auf der Kippe stand. Auch die Motivation mancher Figuren sind nicht immer nachvollziehbar oder nicht bis zum Ende durchdacht. Das ist dann zwar leicht störend, man kann aber anhand des Humors darüber hinwegsehen.

Das wichtigste an einer Komödie sind nämlich wie immer die Witze und die zünden hier überraschend und erfreulich oft. Dabei bleiben die Witze natürlich nicht immer über der Gürtellinie. Wer „Hangover“ gesehen hat, weiß auch, dass Lucas und Moore sich sehr gerne eher im unteren Bereich aufhalten. Das mag hier bei dem Frauen-Ensemble zunächst seltsam anmuten, funktioniert aber ausgzeichnet. Nicht jeder Witz trifft immer ins Schwarze, die Trefferquote ist aber wirklich sehr hoch. Besonders im Vergleich zu anderen Genre-Vertretern („Bad Neighbors 2″, „Central Intelligence„) in diesem Jahr gibt es hier sehr viel zu lachen.
Fazit
Ohne große Erwartungen hat mich Bad Moms sehr positiv überrascht. Die Witze zünden erfreulich häufig, viele Figuren passen gut in die Handlung und die Story ist vergleichsweise nachvollziehbar und zum Mitfiebern geeignet. Abstriche gibt es dabei für kleinere Schwächen im Drehbuch und für sehr übertriebene Figuren. Wer aber zur Abwechslung mal wieder eine nette Komödie sehen möchte, der ist bei Bad Moms auf jeden Fall an der richtigen Adresse.
Cast
- Regisseur: Jon Lucas, Scott Moore
- Drehbuch: Jon Lucas, Scott Moore
Hauptdarsteller
Darsteller | Figur |
---|---|
Mila Kunis | Amy Mitchell |
Kristen Bell | Kiki |
Kathryn Hahn | Carla |
Christina Applegate | Gwendolyn James |
Nebendarsteller
- Jay Hernandez
- David Walton
- Oona Laurence
- Emjay Anthony
- Jada Pinkett Smith
- Annie Mumolo
- Clark Duke
Weitere Meinungen
- Antje Wessels (Kritik)
- Antje Wessels (Vorschau) – 3/5
- Christian Gertz (mehrfilme) – 7/10
- Dennis Lebski
- FilmkritikenOD
- Juli (Pieces of Emotion)
- Liegeradler (Kinogucker)
- Peeweeski (Popkulturelle Differenzen)
- Salih Yayar (Filmaffe) – 3,5/5
- Sarah (Popcornfilme) – 7/10
- Shalima Moon – 8/10
- Thomas (Der Plapperblog) – 6,5/10
- Schnitt: 6,9/10
Die Filme von Jon Lucas
- 21 & Over (2013)
- Bad Moms (2016)
Die Filme von Scott Moore
- 21 & Over (2013)
- Bad Moms (2016)
Kathryn Hahn spielt mit. So langsam mag ich die Dame, spätestens seit ihrem Mitwirken in „Transparent“. Weil ihre Rolle darin so wunderbar gezeichnet war.
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Mir hat sie vorher gar nichts gesagt, aber auch hier spielt sie wirklich gut. Ist auf jeden Fall ein Pluspunkt im Film.
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