Im Rahmen meiner Kritiken und anderen Beiträgen habe ich schon öfter erwähnt, dass ich ein Freund von Horrorfilmen, wenn sie eine tolle eigene Idee haben und sich damit vom üblichen „Geisterquatsch“ absetzen. Ein Film, dem dieses Qualitätsmerkmal in den letzten Wochen attestiert wurde, ist „A Quiet Place“ von John Krasinski. Darin überfallen Aliens die Erde, die ein extrem gutes Gehör haben, weshalb sich die Überlebenden möglichst lautlos bewegen müssen. Was sich angesichts aller möglichen Gefahren als nicht so einfach darstellt. Diese Idee, dass es immer maximal leise sein muss, konnte damals viele Zuschauer begeistern. Ich habe den Film leider nie gesehen, konnte aber im Rahmen der Fantasy Filmfest Nights nun den zweiten Teil schauen. Ob er auch funktioniert, wenn man den ersten Teil nicht kennt und ob sich ein Kinobesuch lohnt, erfahrt Ihr nun in meiner Kritik.
Handlung
Die Handlung von A Quiet Place 2 setzt direkt nach dem ersten Teil an, die Familie rund um Evelyn (Emily Blunt) flieht aus ihrem brennenden Grundstück und muss ich ein neues Versteck finden. Dabei treffen sie auf ihren ehemaligen Nachbarn und Freund Emmett (Cillian Murphy), der sich eine kleine Festung aufgebaut hat, um sich dort vor den Monstern zu verstecken. Während Evelyn auf ihre Kinder aufpassen möchte, sucht die älteste Tochter (Millicent Simmonds) eine Radiostation, um von dort ihre Hörgerätsignale zu versenden. Diese sind nämlich das einzige, was den Monstern wirklich schaden kann.
Kritik
Hätte man mich gefragt, was ich mir von „A Quiet Place“ erwarten würde, hätte ich wohl ungefähr, die oben geschriebene Handlung genannt. Die Überlebenden müssen leise irgendwo langlaufen, dann macht einer von ihnen aus Versehen Krach und dann gibt es einen Angriff, den es irgendwie zu überleben gilt. Da es ja aber auch etwas wie ein Handlung geben muss, gibt es entweder eine Wendung in der Familie oder das Ziel, die Apokalypse irgendwie aufzuhalten oder endgültig vor den Monstern zu entkommen. So hätte ich mir das vorgestellt und so ist es immerhin beim zweiten Teil gekommen. Es gab hier absolut kein Element, das mich überraschen konnte. Sicherlich, es gab auch die typischen Schocks, aber selbst die erwartet man ja in solch einem Film. Insofern war ich in diesem Punkt schon stark enttäuscht, auch weil der Faktor des leise Seins auch nicht stärker ins Gewicht viel als bei anderen Horrorfilmen. Irgendwie muss man doch immer leise sein, das ist jetzt hier kein besonderes Merkmal.
Doch hat der Film auf dem Papier noch mehr zu bieten? Mit Emily Blunt und Cillian Murphy hat man zumindest zwei Darsteller*innen, die in ihren besten Momenten ganze Filme tragen können. Und auch hier kann man ihnen keinen Vorwurf machen. Auch die Darstellerin der taubstummen Tochter, Millicent Simmonds, macht eine gute Figur. Übrigens finde ich es super, dass man mit Simmonds auch wirklich eine taube Schauspielerin besetzt hat. Aber Noah Jupe, der Darsteller des Sohns, ist meiner Meinung nach eine absolute Fehlbesetzung. Immer mit demselben Gesichtsausdruck und Geschrei ist da keine Facette, die mich irgendwie interessiert hat. Und da dann auch noch das Drehbuch nicht zu seinen Gunsten geschrieben ist, hat es keinen Spaß gemacht, ihm zuzuschauen.
Und auch das Drehbuch hat zusätzliche Schwächen. Natürlich kann das ganze uninspiriert sein, aber durch Inszenierung und mit den passenden Darstellern kann man da trotzdem noch viel rausholen. Was mich aber, insbesondere bei Horrorfilmen sehr stört, sind Figuren, die komplett entgegen dem agieren, was man erwarten würde. Und hier kommt dabei alles zusammen. Die einen Figuren agieren so kopflos und unnötig, dass es ohne ihre Aktionen zu gar keinen Problem kommen kann, die andere sind dermaßen klug und verstehen sofort, was getan werden muss, dass ich das auch nicht glauben kann. Und so fehlt mir dabei einfach die bekannte „Suspension of Disbelief“, sodass ich mich nicht in diese Welt fallen lassen kann.
Das ist auch insofern schade, weil Krasinski ein wirklich begnadeter Regisseur ist. Durch die Bank weg alle Szenen sind wunderbar gedreht, es ist immer direkt ersichtlich, was passiert. Zusätzlich gab es schon so einige Bilder, die man sich durchaus mal in die Wohnung hängen könnte. Ein Monster muss da nicht unbedingt drauf sein, aber auch die sind im Grunde eine tolle Idee. Ihr Design ist so verstörend und gleichzeitig verständlich, dass man sofort weiß, was los ist. Und das sage ich, der den ersten Film nicht gesehen hat. Insofern hat der Film also auch einiges zu bieten, sodass es eigentlich immer unterhaltsam ist. Und für einen Blockbuster erwartet man ja schon fast nicht mehr.
Fazit
A Quiet Place 2 wird für Fans des ersten Teils vermutlich mehr vom Gewohnten und Geliebten bieten. Immerhin sind das Konzept und auch die Handlung sehr ähnlich. Dazu kommt dann mit Cillian Murphy ein Darsteller dazu, der nochmal eine neue Note reinbringt. Doch im Grunde ist es dann ein Horrorfilm wie so viele andere. Gruselige Monster, einige Schockeffekte und natürlich auch brenzlige Situationen. Doch dazu kommen eine uninspirierte Handlung, nicht nachvollziehbare Aktionen der Figuren und auch einige gruselige Darstellerleistungen. So kann sich A Quiet Place 2 nicht von sonstigen Genrevertreten absetzen und hinterlässt doch zu oft nur Kopfschütteln.

Cast
Regie: John Krasinski
Drehbuch: John Krasinski, Scott Beck, Bryan Woods
Hauptdarsteller*innen
Darsteller*in | Figur |
Emily Blunt | Evelyn Abbott |
Millicent Simmonds | Regan Abott |
Noah Jupe | Marcus Abott |
Cillian Murphy | Emmett |
Nebendarsteller*innen
- John Krasinski
- Djimon Hounsou
- Scoot McNairy
- Blake DeLong
- Okieriete Onaodowan
Die Filme von John Krasinski
- Brief Interviews with Hideous Men (2009)
- Die Hollars (2016)
- A Quiet Place (2018)
- A Quiet Place 2 (2020)
Weitere Meinungen
- Christian Neffe (Audiovisuell) – 4,5/6
- Donpozuelo (Going to the Movies) – 9/10
- Der Filmkürbis – 7/10
- MissCharlesDexterWard (DasDingAufDerSchwelle) – 8/10
- Shalima Moon (Shalimas Filmwelten Kritik) – 8/10
Schnitt: 7,9/10
Bildrechte liegen bei Paramount Pictures
Uiuiui, nur 5 Punkte? Das ist heftig. A QUIET PLACE ist für mich weniger ein Horrorfilm und mehr ein Drama mit Horrorelementen. Und genau das ist auch der Grund, weshalb ich sowohl Teil 1 also auch die Fortsetzung so mag. Die Rahmenhandlung ist für mich eine Familie, die sich in einer außergewöhnlichen Situation behaupten muss.
Dass Noah Jupe im Vergleich zu seiner Filmschwester etwas schwächer ist, will ich gar nicht abstreiten. Auf der anderen Seite finde ich es aber gut, dass der Junge derjenige ist, der sich um das Baby kümmern muss, während das Mädchen raus in die Wildnis geht und die Welt retten will (normalerweise ist das ja in Filmen umgekehrt). Überhaupt finde ich es ganz toll, dass den Kindern von Krasinski so viel Raum eingeräumt wird. Sie sind in den letzten Minuten des Films zu sehen. Sie kämpfen (wie Erwachsene) gegen die Monster und irgendwie hatte das für mich sehr viel von einem Coming-of-Age-Drama. Das muss man natürlich mögen. Wenn man hier einen klassischen Horror-Film erwartet, wird man natürlich enttäuscht.
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Das mit den getauschten Rollen ist mir auch aufgefallen! Das ist in der Tat erfrischend gewesen. Und auch das Bild mit den beiden am Enden hatte natürlich Signalwirkung. Ich habe dann aber eher daran gedacht, dass sich die Fortsetzung jetzt noch mehr auf die beiden konzentrieren wird und hatte jetzt nicht soooo die Vorfreude.
Generell glaube ich, dass einfach das Konzept bei mir nicht funktioniert, handwerklich und sonst auch kann ich natürlich verstehen, warum man den Film mag.
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