Ich habe Cloverfield (2008) nicht gesehen. Alles, was ich vorab von diesem Film wusste, war, dass es im Vorgängerfilm eine Alieninvasion gegeben hat, J.J. Abrahms natürlich wieder Produzent ist, und drei Leute, teils wohl unfreiwillig, in einem unterirdischen Schutzbunker rumhängen. Und einer davon wird gespielt von John Goodman. Das klingt eigentlich nach einer soliden Grundvoraussetzung für 100 Minuten gute Unterhaltung.
Handlung
Michelle (Mary Elizabeth Winstead) sitzt Nachts in ihrem Auto und fährt einen Highway entlang. Zuvor hatte sie einen großen Streit mit ihrem Verlobten Ben, der vergeblich versucht, die in Tränen aufgelöste Michelle auf dem Handy zu erreichen. Hier möchte ich einen Sprung machen, um nicht zu viel von der Handlung preiszugeben und springe direkt in die Situation, die schon nach ein paar Sekunden des Trailers ersichtlich ist. Michelle findet sich nämlich wenig später angekettet in einem fast leeren, mit einer starken Stahltür verschlossenen Raum wieder. Dort hingebracht wurde sie von Howard (John Goodman), einem permanent schnaufenden, stark rundlichen Mann, der behauptet, ihr das Leben gerettet zu haben. Denn glücklicherweise wusste er, dass irgendwann Großes Unheil über das Land hereinbricht und man vorgesorgt haben muss. Er stellt Michelle seine komplett eingerichtete unterirdische Bunkerwohnung vor, mit Verpflegung für mehrere Jahre. Die werden sie auch brauchen, so Howard, schließlich werden sie jahrelang dort unten festsitzen, und niemals darf es jemand versuchen, nach draußen zu gehen. Wenigstens eine scheinbar vertrauenswürde Person bleibt Michelle zum Glück in Emmett (John Gallagher). Dieser ist im Gegensatz zu ihr freiwillig dort unten und überzeugt, dass er nur dank Howards Vorkehrungen und Gastfreundschaft noch am Leben ist. Doch Michelle hat nichts von einem Krieg oder Alienangriff mitbekommen und traut der ganzen Geschichte überhaupt nicht..
Kritik
Ich finde es immer wieder bewundernswert, wenn es einem kammerspielartigen Film gelingt, über die komplette Laufzeit hinweg zu unterhalten. Der letzte Film, den ich davor gesehen habe, der das geschafft hat, war The Hateful Eight, allerdings hatte Tarantino da auch 8 Charaktere, die er mit unterschiedlichen Eigenheiten ausstatten konnte. Doch auch 10 Cloverfield Lane schafft das, und das mit nur 3 Personen. John Goodman war hier meiner Meinung nach die perfekte Besetzung und er trägt den gesamten Film. Er spielt so überzeugend den verschrobenen, schroffen, pragmatischen und auch hoch emotionalen Unterdrücker, der dem Zuschauer sowie seinen beiden Bunkerkollegen immer wieder, teils mit Erfolg, die Geschichte von der Endzeit und seiner Heldentaten verkauft. Die Unstimmigkeiten, aus denen Michelle schließt, dass Howard aber zumindest nicht das ist, was er vorgibt zu sein, sind sehr schön in den Handlungsstrang eingeflochten und lassen den Zuschauer permanent lauern und mitraten. Erzählt Howard nun die Wahrheit? Aha! Das kann ja so nicht stimmen, Michelle sollte unbedingt versuchen zu fliehen. Soll sie Emmett einweihen? Oder stecken die am Ende unter einer Decke? Hinzu kommt die ständige Beklommenheit Michelles, die man gut mitempfinden kann, da Howard so undurchsichtig und unberechenbar bleibt. Jeder Schritt von ihr muss vorsichtig erfolgen, und so bleibt die Spannung den gesamten Film über konstant. Ich persönlich hätte auch kein Problem damit gehabt, wäre die Handlung noch verschachtelter gewesen, was ja J.J. Abrahms erfahrungsgemäß ganz gut beherrscht. Aber auch so war alles stimmig. Ein paar Worte möchte ich zum Ende des Films sagen, werde gleichzeitig aber versuchen, den Ausgang nicht zu verraten. Nur so viel: Es bildet einen äußerst starken Kontrast zu den vorrangegangen 80 Minuten des Films. Mit diesem Twist/Ausgang habe ich nämlich kaum gerechnet, war aber tatsächlich froh darüber. Wäre am Ende alles heile Welt gewesen, hätte der Film einen völlig anderen Eindruck hinterlassen. So bekommt er eine angenehme Vielschichtigkeit, mit einem netten Teaser auf einen möglichen dritten Teil.
Fazit
Rundum gelungenes Schauspiel, denn genau das ist es. Alle drei Schauspieler passen großartig in ihre Rolle, wobei John Goodman eindeutig das Gerüst dieses Films ist. Auch wenn er teils mit ordentlich Dialekt spricht und nuschelt und schnauft, so macht gerade das seinen Charakter zu einem großen Teil aus und fließt definitiv in meine Endwertung ein. Ich mag die Standardsynchronstimme von John Goodman sehr gern und hab mir auch noch nicht den deutschen Trailer angesehen, möchte allerdings doch jedem, der gut genug englisch versteht, ans Herz legen, diesen Film im Originalton zu sehen.
Cast
- Regisseur: Dan Trachtenberg
- Produzent: J.J. Abrahms
Hauptdarsteller
Darsteller | Rolle |
---|---|
John Goodman | Howard |
Mary Elizabeth Winstead | Michelle |
John Gallagher | Emmett |
Weitere Meinungen
- Antje Wessels – 4/5
- Belkor
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- Behind the Screen – 8/10
- Schnitt: 7,3/10

Die Filme von Dan Trachtenberg
- 10 Cloverfield Lane (2016)
Hi,
wie immer vielen Dank für die Verlinkung. Aber könntest du die Bewertung bei Lukas K. (myofb) in eine 9/10 ändern? Da war das falsche Bild verlinkt. Danke 🙂
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Geändert 🙂
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