Spider-Man: Homecoming – Kritik

Hallo, hier ist Dein inzwischen fast schon wöchentlicher Superheldenreview auf filmexe.com. Ein wenig schade ist es ja, dass wir zur Zeit ein so großes Gewicht auf die Marvel/DC-Actionstreifen legen. Mir gefallen sie meistens wie so vielen auch nicht mehr, trotzdem geh ich immer wieder in die Filme, um einfach mitreden zu können. Vom neuen Spider-Man mit Tom Holland habe ich also nicht viel erwartet, denn er würde mir als Spidey-Fanboy ja eh gefallen. Also: pellen wir uns mal die generischen äußeren Schichten des Films, um vielleicht sichtbar zu machen, was zumindest noch ein bisschen besonders ist.

Spiderman Homecoming ist eine Koproduktion zwischen den Marvel und den Sony Studios (die auch die restlichen fünf des Spinnenhelden in den letzten 15 Jahren zu verantworten haben). Grade aus dieser wiederholten Massenverwurstung von Peter Parkers Origin-Story nimmt sich der neue Film glücklicherweise nicht vor, die Geschichte von Tante May und Onkel Ben oder Harry und Norman Osborn zu erzählen. Im Mittelpunkt daher – Tom Holland als ein alberner 16-jähriger, der die üblichen Probleme von Adoleszenten durchstehen muss. Völlig überwältigt von der Möglichkeit mit Tony Stark zusammenzuarbeiten und hoffentlich auch ein baldiger Avenger zu werden. In diesem recht lockeren Umfeld fern von der ganzen Dramatik der anderen Filme, lässt sich jene vorlaute und freche Seite von Spider-man weiterentwickeln, die in Captain America: Civil War so euphorisch gemacht hat.

 

Es wird nicht auf allgemeine Offenheit stoßen, dass der Spider-man von 2017 ein solches Kindskopf ist. Die alten Comic-Veteranen werden ihren alten Spidey wohl kaum im neuen Film wiederfinden. So viele Umstände haben sich geändert – Peter Parker fängt den Film mit einem Videoblog über sein Treffen mit den Avengers an. Gleich am Anfang also ein solches Grußwort der Generation YouTube an die ältere Nerdriege. Es ist also keine große Überraschung, dass sich der neue Film an eine jüngere Zielgruppe richtet – und das ist wirklich beides, gut und schlecht.

Gut daran ist, dass Tom Holland als bemühter und überforderter Teenager auf in seinen Streifzügen zur Selbstbehauptung viel geschmeidiger und lockerer daherkommt als Andrew Garfield. Und wie hölzern und schwermütig Tobey Maguires Verkörperung des Spinnenmannes im Vergleich abschneidet! Diese jugendliche Frische war bitter nötig. Nur schade, dass im Verlauf des Films Peter Parkers Sidekick Ned (Jacob Batalon) desöfters die Geschwindigkeit aus dem Film nimmt. Denn so lebhaft die Dialoge zwischen den beiden Schulfreunden geschrieben sind, mimisch ist Tom Holland seinem Kollegen meilenweit voraus.

Aber auch wenn die Nebenfiguren schauspielerisch noch einiges hätten reißen können in diesem Film, der ziemlich viel von Gag zu Gag schneidet und außer in den Actionszenen keine größeren dramaturgischen Bögen aufbaut, so ist zumindest das Casting der Klassenkameraden und des Lehrpersonals so multikulturell und ethnisch plural, dass dem Produktionsteam doch ein wenig auf die Schultern klopfen möchte. Peters Freunde sind alle Nerds in den Naturwissenschaften. Kurioserweise auch sein ewiger Widersacher Flash Thompson, der in diesem Film als kleiner asiatischer Schlaumeier charakterisiert wird.

Aber bei allen guten Argumenten, die man für den Film einbringen kann, ist sein größter Makel, dass er sich zur Aufgabe gemacht hat, auf Humor und Leichtfüßigkeit zu setzen, dabei aber einfach nicht überzeugen. Natürlich soll jedem selbst überlassen werden, ob er etwa „Penis Parker“ als Flashs einfallsreichste Beleidigung lustig finden soll. Und auch wenn es schön ist, dass Spider-man auch mal fern der alten Tragik und Ernsthaftigkeit sein kann, wäre ein wenig Spannung in einem Actionfilm doch wünschenswert. Da wird selbst einem Michael Keaton als Vulture so wenig Raum gegeben, dass man ihn sofort und seine Motive sofort wieder vergisst. Und auch wenn das bei Doctor Strange vielleicht auch nicht anders war – dort hatte man wenigstens ein wenig zum Staunen durch die astreinen CGI-Effekte. Spider-Man Homecoming läuft hingegen auch was das angeht auf Sparflamme.


Fazit

Tom Holland ist für einen lockeren Sonntag Nachmittag empfehlenswert. Wer sich aber einen lustigen oder spannenden Film erhofft, sollte anderswo schauen. Viele wertvolle Ansätze laufen beim diesjährigen Spider-man leider ins Leere!

4


Cast

  • Regisseur: Jon Watts
  • Drehbuch: Jonathan Goldstein, John Francis Daley, Jon Watts, Christopher Ford, Chris McKenna, Erik Sommers

Hauptdarsteller

Darsteller Rolle
Tom Holland Peter Parker / Spider-Man
Michael Keaton Adrian Toomes / Vulture
Robert Downey Jr. Tony Stark / Iron Man

Nebendarsteller

  • Marisa Tomei
  • Jon Favreau
  • Gwyneth Paltrow
  • Zendaya
  • Donald Glover
  • Jacob Batalon
  • Laura Harrier
  • Tony Revolori
  • Bokeem Woodbine

Weitere Meinungen

 

  • Schnitt: 7,4/10

7


Die Filme von Jon Watts

  • Clown (2014)
  • Cop Car (2015)
  • Spider-Man: Homecoming (2017)

Das Marvel Cinematic Universe

  • Iron Man (2008)
  • Der unglaubliche Hulk (2008)
  • Iron Man 2 (2010)
  • Thor (2011)
  • Captain America: The First Avenger (2011)
  • The Avengers (2012)
  • Iron Man 3 (2013)
  • Thor – The Dark Kingdom (2013)
  • The Return of the First Avenger (2014)
  • Guardians of the Galaxy (2014)
  • Avengers: Age of Ultron (2015)
  • Ant-Man (2015)
  • The First Avenger: Civil War (2016)
  • Doctor Strange (2016)
  • Guardians of the Galaxy Vol. 2 (2017)
  • Spider-Man: Homecoming (2017)
  • Thor 3 (2017)

Bildrechte liegen bei der Sony Pictures Realeasing GmbH.

16 Kommentare Gib deinen ab

  1. woandersblog sagt:

    Mich persönlich hat ja Wonder Woman völlig begeistert, was ich nie geglaubt hätte. 🙂

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  2. Sich einen Film nur anzusehen, um „mitreden“ zu können, ist vielleicht schon eine nicht ganz soo gute Voraussetzung, um den Film genießen zu können.

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    1. kuyaa sagt:

      das stimmt! klingt aber schlimmer, als es ist. filme sind für mich nunmal soziale events. wenn ich niemanden hätte, mit denen ich im anschluss über filme reden könnte oder wenn keine blogeinträge/kritiken nicht entstehen würden, würde ich mir wahrscheinlich die hälfte aller filme sparen.

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      1. Na dann, es soll ja keine Qual werden 😉 . Und wenn die mangelnde Motivation zu einem Film sich nicht auf das tatsächliche Erleben bzw. die Beurteilung auswirkt, ist es ja auch nicht weiter wild.

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      2. kuyaa sagt:

        Achso, nee, das auf keinen fall! Qual ist zu viel gesagt, eine gewisse Trägheit habe ich bei den Marveldingern aber mittlerweile entwickelt 😀

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      3. Das verstehe ich gut. Ist mir teilweise auch zu viel, aber dann reißen es doch ein paar Verfilmungen wieder heraus wie z.B. GOTG oder Doctor Strange.

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  3. zacksmovie sagt:

    Cool, dann spare ich ihn mir für eine DVD auf. Danke für deine Kritik.

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    1. kuyaa sagt:

      jo, so ist es glaub ich am besten! die 10+€ mit 3d aufschlag lohnen sich halt echt nicht!

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  4. velverin1981 sagt:

    Ich werde ihn mir einem Freund zu liebe anschauen, denn reizen tut er mich nicht. Einzig Thor reizt mich aktuell noch ein wenig, aber ansonsten brauche ich aktuell auch keine Marvelfilme mehr. Oder besser ausgedrückt, ich brauche keine Filmuniversen, die durch x-Filme verknüpft sind.

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  5. donpozuelo sagt:

    Wow! Wie unterschiedlich Meinungen doch immer sein können. Ich fand eigentlich so ziemlich fast alles an diesem neuen Spider-Man echt mehr als nur unterhaltsam. Ich fand, der amüsante Ton wurde genau richtig getroffen. Ich mochte sowohl Peter Parker als auch Spider-Man. Tom Holland ist da mal eine rundum gute Darstellung gelungen. Ich mochte diesen ganzen Teenie-Aspekt und das man mal weggeht von diesem ewigen „Mit großer Kraft kommt große Verantwortung“-Kram.

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  6. Immer wieder interessant, wie anders Meinungen sein können. Das ist das Schöne an Filmen und Serien und macht diesen „Beruf“ so spannend. Und was ich noch sagen muss, ich kann deine Argumentationen verstehen. Es schnappt nur halt jeder anders auf 🙂
    L G Tom

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    1. kuyaa sagt:

      das freut mich! so stell ich mir filme kritisieren vor!

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