Leute, warum tue ich mir das immer wieder an? Jedes mal, wenn eine erneute Verfilmung von Godzilla oder King Kong oder Pacific Rim oder was auch immer gigantisch durch eine Stadt laufen kann ins Kino kommt, renne ich rein, freue mich auf fulminante Action und gehe enttäuscht wieder heim. Die Definition von Wahnsinn sollte ja inzwischen jedem Internet-Nutzer bekannt sein, aber ich denke, hier bin ich wirklich dabei, immer weiter hinein zu stürzen. Nun also ist es nicht Godzilla alleine oder auch nur King Kong, nein, es sind beide und sie kämpfen sogar gegeneinander. Das muss doch einen tollen Film ergeben. Ob Godzilla vs. Kong das wirklich geworden ist oder ob ich endlich aus meinen Fehlern gelernt habe, könnt Ihr in meiner Kritik nachlesen.
Handlung
Braucht es eine Handlung, um zu erklären, weshalb sich eine riesige Echse und ein gigantischer Affe auf die Mütze hauen? Scheinbar schon, deswegen gibt es hier eine Kurzzusammenfassung: Kong lebt immer noch auf seiner Insel, Skull Island, wird dabei jedoch ständig von Forschern (Rebecca Hall) beobachtet. Aus Angst, er könnte von Godzilla angegriffen werden, wird er isoliert und so vor sich selbst geschützt. Die Befürchtungen vor einem Monsterkrieg werden besonders dadurch geschürt, dass Godzilla scheinbar wahllos Basen der Firma Apex (unter der Leitung von Demián Bichir) angreift. Doch sind die Angriffe wirklich wahllos? Und wird Kong endlich zum King? Und warum verbringt man überhaupt Zeit damit, eine Handlung zu konstruieren? Teile dieser Fragen werden immerhin beantwortet.
Kritik
Um zunächst einmal den größten Punkt wegzuschaffen: Die Handlung ist kompletter Schwachsinn, sie ergibt keinen Sinn, soll nur die Figuren irgendwie von einem Ort zum anderen bringen und dabei den menschlichen Charakteren wenigstens ein Minimum an Persönlichkeit zu ermöglichen. Das Problem dabei: sie haben keine. Weder die um Kong besorgte Forscherin (Hall), noch der um die Forscherin besorgte Forscher (Alexander Skarsgard) oder der Verschwörungstheoretiker (Brian Tyree Henry) haben irgendwas zu erzählen. Letzterer darf immerhin Witze machen, aber der Sidekick der anderen beiden Sidekicks (unter anderem Millie Bobby Brown) wirkt das doch nur arg gestelzt und schon fast unangenehm. Von einem Kyle Chandler, der zwei Minuten im Bild ist, muss man da gar nicht anfangen.
Aber es muss natürlich auch gesagt werden, dass die Menschen in einem Film, der „Godzilla vs. Kong“ heißt, nicht die größte Rolle spielen müssen. Das erwartet auch keiner, allerdings sollte man sie dann auch nicht so oft zeigen. Es ist generell ein schlechtes Zeichen, wenn man einem Sprung zu einer anderen Handlung nicht dort sein möchte. Ein noch schlechteres Zeichen ist es, wenn man das bei vier verschiedenen Handlungssträngen in dreien davon verspürt. Das muss man sich dann auch auf der Zunge zergehen lassen: In nur einer davon ist eines der namensgebenden Monster zu sehen. In den anderen wird dann über Hohlerden, Magnetenergie oder Titanen gesprochen, zuhören muss man da aber wirklich nicht.

Und auch das wäre alles kein so großes Problem, wenn es dann aber richtig knallen würde beim Zusammentreffen der Titanen. Nur leider ist das auch nicht immer der Fall. Insgesamt gibt es zwei markante Action-Szenen, die auch beeindruckend aussehen. Gerader der aus dem Marketing bekannte Kampf auf einem Flugzeugträger macht Spaß und lässt einen teilweise sogar den Atem stocken. In diesem Momenten kann der Film überzeugen, umso enttäuschender ist es dann , wenn die Szenen wieder vorbei sind und man sich grässliche Dialoge anhören muss.
Bevor ich aber komplett in wütendes Geschreibe abdrifte, kommen auch noch einige gute Punkte: Visuell ist das schon sehr beeindruckend, was man hier zu sehen bekommt. Die beiden Monster sehen dermaßen realistisch aus, dass es mich nicht gewundert hätte, Kong auf dem Heimweg zu begegnen. Und auch die Setpieces, in denen es zu Kämpfen oder auch zu entspannteren Interaktionen kommt, sehen fantastisch aus. Gerade die genannte Hohlerde kann auch dank ihrer Ideen bezüglich der Gravitation ein paar nette Bilder präsentieren. Hätte man sich mehr auf diese Stärken des Films konzentriert, hätte man noch sehr viel mehr rausholen können.
Fazit
So gerne ich es auch gehabt hätte, Godzilla vs. Kong ist nicht der erhoffte Umschwung im Monster-Genre, es ist vielmehr mehr vom Alten. Das bedeutet zwar, fulminante Titanen-Kämpfe, toll gefilmte Locations, aber auch unendlich lange und langweilige Dialoge, unnötige Charaktere und sehr viel Leerlauf, den man einfach nicht sehen möchte. So muss man sich leider durchkämpfen, bis man mit den gewünschten Kämpfen belohnt wird. Und wenn ein Action-Blockbuster eines nicht sein sollte, dann doch Arbeit.

Cast
Regie: Adam Wingard
Drehbuch: Terry Rossio, Michael Dougherty, Zach Shields, Eric Pearson, Max Borenstein
Hauptdarsteller*innen
Darsteller*in | Figur |
Alexander Skarsgard | Nathan Lind |
Millie Bobby Brown | Madison Russell |
Rebecca Hall | Ilene Andrews |
Brian Tyree Henry | Bernie Hayes |
Nebendarsteller*innen
- Shun Oguri
- Eiza González
- Julian Dennison
- Lance Reddick
- Kyle Chandler
- Demián Bichir
- Kaylee Hottle
Weitere Meinungen
- Christian Neffe (Audiovisuell) – 4/6
- Donpozuelo (Going to the Movies) – 6/10
- Filmspleen
- Florian Schneider (Die Nacht der lebenden Texte)
- MissCharlesDexterWard (DasDingAufDerSchwelle) – 8/10
- Peeweeski (Popkulturelle Differenzen)
- Schnitt: 6,9/10
Bildrechte: Warner Bros. Germany
Ich verstehe ohnehin sowieso bis heute nicht wie man so einen Haufen Geld (155 bis 200 Millionen Dollar!) für so einen von vorneherein inhaltsleeren Film ausgeben kann. Diese Diskrepant zwischen „Inhalt“ und Verpackung ist nicht zu erklären. Man steckt doch auch nicht einen einzelnen Cornflake in einen Umzugskarton, oder?
Aus meiner Sicht genügt hier ein Budget zwischen 2 und 3 Millionen Dollar, CGI etwas über The Asylum-Niveau und den ganzen Kram dann auf DVD/BluRay bzw. als Stream rausbringen. Aber nein der Quark muss ja Kinosäle blockieren. *seufz*
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Also auf Asylum-Niveau wäre das Ganze unerträglich. So schlecht man den Film auch finden kann, auf der großen Leinwand funktioniert es dann doch noch ganz okay. Aber klar, ich wäre auch glücklicher, wenn es weniger davon und mehr Nomadland etc. geben würde
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Ich meinte ja auch, die Effekte dürften etwas über dem Niveau von „The Asylum,“ sein. 😉
Aber immerhin hast du Verständnis für meine Sichtweise.
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