Kritik: Get Out

Es ist bislang die Überraschung des immer noch jungen Kinojahres. Auch wenn „Die Schöne und das Biest“ erst kürzlich „Krieg der Sterne“ aus der Liste der erfolgreichsten Filme verdrängt hat, waren doch die Experten am meisten überrascht vom Erfolg der Horrorsatire Get Out. Für mich am überraschendsten ist allerdings nicht, dass der Film an sich so erfolgreich ist, sondern vielmehr, wer sich dafür verantwortlich zeichnet. Denn mit Jordan Peele sitzt ein Mann auf dem Regiestuhl, den man sonst eher aus dem humoristischen Fach kennt. Warum gerade er jetzt mit einem Horrorfilm Erfolg hatte und ob sich der Kinobesuch wirklich lohnt, erfahrt Ihr nun meiner Kritik.


Handlung

Ein Landhaus im Grünen, ein Wochenende bei den Schwiegereltern in spe, der Empfang ist herzlich – vielleicht eine Spur „zu herzlich“. Schnell muss Chris feststellen, dass mit der Familie seiner Freundin Rose etwas nicht stimmt. Bizarre Zwischenfälle verwandeln den vermeintlich entspannten Antrittsbesuch unversehens in einen ausgewachsenen Alptraum für den Familien-Neuling.


Kritik

Wie schon oben beschrieben, kennt man Peele eher als Comedian. Seine Sketch-Comedy „Key & Peele“, die er mit Keegan-Michael Key betrieben hat, ist bis heute einer meiner liebsten Shows und auch seine Auftritte in anderen Serien, wie z.B. „Fargo„, hatten doch wenig mit Horror zu tun. Und auch wenn Get Out als Horrorfilm bezeichnet mit, so muss man sich nicht allzu oft gruseln. Ich habe mich insgesamt zweimal erschreckt oder wirklich Angst gehabt. Das ist allerdings kein negativer Kritikpunkt, denn der Horror entsteht hier eher unterbewusst durch das Verhalten der Menschen und das Unwohlsein, welches immer weiter vorangetrieben wird. Die große Auflösung ist dann vielmehr eine logische Konsequenz, in derer sich der Film dann auch leider zu sehr in Genrekonventionen ergibt.

Insofern ist die große Stärke des Films nicht der clevere Twist oder die seltenen Jump Scares, vielmehr baut Peele langsam und stetig eine Gesellschaft auf, in der niemand gerne zuhause wäre. Am besten hat das der Regisseur selbst auf den Punkt gebracht: „Der Film vermittelt ein Gefühl und einen Eindruck davon, wie es in den USA ist, schwarz zu sein oder einer Minderheit in diesem Land anzugehören, und davon, wie wir wahrgenommen werden, auch wenn man uns sagt, dass dem nicht so ist“.  Während andere Horrorfilme die verrücktesten Monster auf die Protagonisten hetzen, ist hier das Monster die Gesellschaft selbst und diese Erkenntnis ist nochmals schlimmer.

Get Out

Ich möchte mich hier aber nicht in Analysen ergehen, da das eh nur geht, wenn man dem Leser den Film vorweg nimmt. Was ich aber sagen kann: Get Out ist eben so erschreckend, weil die Figuren eben nicht von Mutanten in einer Wüste gefressen werden. Der Film beginnt so normal, dass man selbst dabei sein könnte und ebenso kann es auch einem selbst passieren, was dann folgt. Und wie schon die meisten Kritiker muss ich selbst sagen, dass das funktioniert. Auch wenn es nicht die großen Schocker gibt, ist es das ewige Unwohlsein, welches einem Angst einflößen kann.

Nichtsdestotrotz ist Get Out aber auch nicht frei von Schwächen. Auch wenn die Musik wirklich toll gewählt ist und immer stimmig die Szenerien untermalt, so hat mich doch besonders am Anfang gestört, wie schnell Peele die Musik jedoch wechselt. Kaum ist ein Titel angespielt, geht es mit dem nächsten weiter. Das ist natürlich kein großer Kritikpunkt, hat mich aber so sehr gestört, dass ich es hier nennen wollte. Je weiter der Film aber läuft und je mehr er in die unwohle Situation reinrutscht, umso weniger achtet man dann aber darauf. Dennoch hatte ich zu Beginn Angst, dass es so weitergehen würde.

Ein anderes Problem lässt sich aber leider überhaupt nicht wegdiskutieren: Get Out möchte witzig sein und damit die Situationen noch kurioser erscheinen lassen. Der Film ist nur leider zu keiner Sekunde witzig. Immer wieder werden scheinbar witzige Dialoge oder Situationen eingestreut, meist in Form von Chris‘ Freund, sie zünden nur leider nie. Das Problem dabei ist nur, dass der Freund ein entscheidender Charakter ist und somit immer wieder auftaucht. Schade ist das auch, weil ich gerade Peele sonst sehr gerne im Comedy-Bereich gesehen habe und deshalb umso enttäuschter war, wie gekonnt der Humor hier eingearbeitet wurde.

Abschließend möchte ich dann aber noch etwas zu den Darstellern sagen, die ich allesamt noch nie bewusst gesehen habe: Großartig! Allen voran die beiden Hauptdarsteller Daniel Kaluuya und Allison Williams spielen ihre Rollen perfekt und bringen so die Stimmung überhaupt erst auf den Zuschauer rüber.

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Fazit

Get Out ist nicht die Revolution, die man sich von Horrorgenre eventuell erhofft. Vielmehr ist es eine clevere Satire, die mit einer grandios unangenehmen Stimmung den Zuschauer an die Leinwand fesselt. Dank der tollen Darsteller und einem spannenden Skript wird man hier durchweg unterhalten. Allein der fehlzündende Humor und die anfangs seltsam geschnittene Musik dämpfen den Eindruck etwas. Wer jedoch einen etwas anderen Horrorfilm sehen will, ist hier genau richtig.

8


Cast

  • Regisseur: Jordan Peele
  • Drehbuch: Jordan Peele

Hauptdarsteller

Darsteller Rolle
 Daniel Kaluuya Chris Washington
 Allison Williams Rose Armitage
Catherine Keener Missy Armitage
Bradley Whitford Dean Armitage

Nebendarsteller

  • Caleb Andry Jones
  • Marcus Henderson
  • Betty Gabriel
  • Lakeith Stanfield
  • Stephen Root
  • LilRel Howery

Weitere Meinungen

  • Schnitt: 8,5/10

8


Die Filme von Jordan Peele

  • Get Out (2017)

Bildrechte liegen bei Universal Pictures

Quelle Zitat Peele: Los Angeles Times

5 Kommentare Gib deinen ab

  1. donpozuelo sagt:

    Ja, den mochte ich tatsächlich auch. Endlich mal einer dieser gehypten Horror-Filme, der tatsächlich was taugt. Mit „It Follows“ konnte ich nur bedingt was anfangen und „Don’t Breathe“ mochte ich überhaupt nicht. „Get Out“ war da tatsächlich mal gute Unterhaltung…

    Gefällt 1 Person

    1. Staffmann sagt:

      Die anderen beiden habe ich noch gar nicht gesehen, hätte ich aber auch schon die ganze Zeit vor. Schade, dass du die nicht so überzeugend fandest..

      Gefällt 1 Person

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