Kritik: The Hateful Eight

Einige Tage nach Kinostart habe ich nun endlich auch geschafft, mir the Hateful Eight anzuschauen. Eingestellt habe ich mich auf einen verschneiten, kammerspielartigen Western mit durchdachten Dialogen, das ganze untermalt von Musik von Morricone, unterbrochen von Tarantinogeprägten Ausflügen in die Welt des Blutes und des Schmerzes. Und kann nun wahrlich sagen, dass diese Erwartung zu einem großen Teil erfüllt wurde, auch wenn ich mit der Umsetzung nicht überall gänzlich zufrieden war. Doch dazu gleich mehr.


Handlung:

Kopfgeldjäger John Ruth (Kurt Russel), weithin bekannt als „Hangman“ möchte seinem Ruf gerecht werden und seine Gefangene Daisy Domergue(Jennifer Jason Leigh) lebend nach Red Rock bringen, wo sie gehängt wird und Ruth die 10.000$ Kopfgeld abkassieren kann. Allerdings müssen sie es dafür erst einmal durch den herrschenden Schneesturm schaffen. So unwahrscheinlich es auch sein mag, trifft der Gefangenentransport im Schneegestöber auf zwei weitere Gesellen, denen Ruth nicht recht über den Weg trauen mag, sie unter Argwohn aber dennoch in der Pferdekutsche mitnimmt: Den ehemaligen Major und mitlerweile auch Kopfgeldjäger Marquis Marren (Samuel L. Jackson), sowie Chris Mannix (Walton Goggins), der angibt, auch auf dem Weg nach Red Rock zu sein, um dort seinen ersten Tag als neuer Sherrif anzutreten.

Der Blizzard ebbt nicht ab und so sucht die Fahrgemeinschaft Unterschlupf in einem Gasthaus. Auch hier sitzen einige zwilichtige Gestalten rum, deren kruden Geschichten John Ruth nur wenig Glauben schenken mag. Irgendwer in dieser Hütte ist nicht der, der er vorgibt zu sein.


Kritik:

Es gibt so viele Aspekte, auf die man bei diesem Film einfach gesondert eingehen muss. Ich fange an mit den Charakteren und den Dialogen. Was manchem eventuell zu langatmig oder scheinbar nicht zielführend erschien, hat mir sehr gut gefallen, ein großer Schwerpunkt wurde im Film darauf gelegt, die wichtigsten Charaktere mit einfallsreichen und witzigen Eigenheiten und auszustatten, durch die Dialoge immer wieder punktuelle Einblicke in die Vergangenheit der Protagonisten zu gewähren und sie gleichzeitig mysteriös und undurchschaubar zu lassen. Besonders fällt das auf bei Leigh’s Charakter Daisy Domergue, von deren Taten der Zuschauer nichts erfährt, da sie aber jeden Ellbogenschlag und Nasenbruch, den Ruth ihr zufügt, mit einem breiten Lächeln hinnimmt, kommt man zu dem Schluss, dass das hohe Kopfgeld und die Vorsicht seitens des Hangman wohl nicht unbegründet ist. Auf das Schauspiel von Tim Roth habe ich mich im Vorfeld gefreut, weil ich seine Auftritte in Reservoir Dogs und Pulp Fiction sehr gut fand. Leider hat mir jemand vor dem Film gesagt, ihn hätte der Charakter etwas zu sehr an das Spiel von Christoph Waltz erinnert, was ich versucht habe, auszublenden. Dennoch lässt sich da eine gewisse Ähnlichkeit nicht abstreiten, Roth spielt hier den gewollt wortgewandten Europäer, der scheinbar Wert auf gewisse Etikette legt, dabei aber noch schmieriger rüberkommt, als z.B. Waltz in Django. Und negativ bewerten möchte ich dies auch nicht, schließlich passt der Charakter wunderbar in die Szenerie, neben all diesen verschwiegenen bärtigen Gesellen. Man könnte zu jedem der Darsteller so einiges schreiben, dass dürfte aber an dieser Stelle den Rahmen sprengen.

Was das Szenenbild betrifft war ich rundum zufrieden, ich für meinen Geschmack hätte mich an mehr Einstellungen wie in der Eröffnungsszene nicht gestört, dieser Aufbau purer Dramatik durch das unfassbar stimmungsvolle musikalische Thema von Ennio Morricone war für mich eigentlich schon das Highlight. Das vereint mit der Kutsche und dem Schneesturm – einfach wunderbar. Davon hätte ich persönlich mir noch mehr gewünscht. Die Tarantinoüblichen Blut und Gewaltspiele gegen Ende des Film waren natürlich wieder der gewünschte krasse Gegensatz, an zwei Stellen war es mir eine Spur zuviel, auch wenn ich das Argument nachvollziehen kann, dass es durch die Überspitzung schon wieder etwas humoristisches erhält. Mir kommt da immer das Bild eines Dominostein- oder Kartenhaus-Bauers in den Sinn, der mit aller größter Sorgfalt und liebe zum Detail Karte auf Karte stellt, um das fertige Kartenhaus am Ende mit vollem Körpereinsatz  einzureißen – oder mit einem Flammenwerfer niederzubrennen.


Fazit

Knapp zwei Tage nachdem ich den Film gesehen habe, denke ich um einiges besser über ihn als kurz direkt nach dem Kinobesuch. Dieser Film bietet, obwohl er örtlich so begrenzt ist, eine große Fülle an Szenen, die eine Weile im Gedächnis bleiben werden. Auch das muss ein Film erst einmal schaffen. Auch wenn ich hier und da schon ein wenig negative Kritik anbringen musste, so ist The Hateful Eight nichtsdestotrotz ein wunderbarer und auf jeden Fall sehenswerter Film!

8


Cast

  • Regisseur: Quentin Tarantino
  • Drehbuch: Quentin Tarantino

Hauptdarsteller

Darsteller Rolle
Kurt Russel
John Ruth (The Hangman)
Jennifer Jason Leigh Daisy Domergue (The Prisoner)
Samuel L. Jackson Major Marquis Warren (The Bounty Hunter)
Démian Bichir Bob (The Mexican)
Tim Roth Oswoldo Mobray (The little man)
Michael Madsen Joe Gage (Grouch Douglass)
Bruce Dern General Smithers (The Confederate)

Nebendarsteller

  • James Park
  • Channing Tatum
  • Zoë Bell

Links


Weitere Meinungen

 

  • Schnitt: 7,8/10

8


Die Filme von Quentin Tarantino

  • Reservoir Dogs (1992)
  • Pulp Fiction (1994)
  • Jackie Brown (1997)
  • Kill Bill: Vol. 1 (2003)
  • Kill Bill: Vol. 2 (2004)
  • Death Proof (2007)
  • Inglourious Basterds (2009)
  • Django Unchained (2012)
  • The Hateful Eight (2015)

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