In meiner großen Vorschau für 2016 habe ich ja von fünf Filmen gesprochen, auf die ich mich am meisten freue. „The Revenant“ und „Deadpool“ konnten mich dabei fast vollständig überzeugen, während ich von „The Hateful Eight“ doch ziemlich enttäuscht war. Nun war es an der Zeit, auch den Film zu sehen, den ich in der Vorschau auf den ersten Platz gesetzt habe: Hail, Caesar! von den Coen-Brüdern. Die beiden konnten mich ja bereits mit unzähligen Filmen zuvor überzeugen und der Trailer war für sich allein schon großes Kino. Was konnte also bei diesem Film schief gehen? Ziemlich viel, wie meine Bekannten beklagten. Er sei zu zerstückelt, zu seltsam, um wirklich gut zu sein. Das Fazit von vielen Zuschauern: „Hail, Caesar!“ sei sehenswert, aber nicht das Meisterwerk, was man sich erhofft hat. Ich habe mir selbst ein Bild gemacht und versuche zu klären, ob ich begeistert oder auch enttäuscht war.
Handlung
Eddie Mannix arbeitet in den fünfziger Jahren als „Fixer“ bei „Capitol Pictures“ in der Filmhauptstadt Hollywood. Seine Aufgabe besteht darin, auftretende Probleme beiseite zu räumen und von der Presse fernzuhalten. Der Druck auf Mannix ist groß: „Capitol Pictures“ dreht mehrere kostenintensive Produktionen gleichzeitig, widrige Umstände wie abtrünnige Stars, unfähige Schauspieler oder strömender Regen am Außenspielort sind nicht selten, die Klatschpresse wartet händereibend auf den nächsten Skandal. In der Zwischenzeit versucht das Luftfahrtunternehmen Lockheed Corporation mehrfach, Mannix abzuwerben und bietet ihm eine lukrative Führungsposition an, statt weiter für „diesen Zirkus“ zu arbeiten. (Wikipedia)
Kritik
Wer sich jetzt bei der Handlung gefragt hat, woher denn der Name „Hail, Caesar!“ kommt: Dies ist der Titel einer der Hauptfilme des Studios, dessen Hauptdarsteller (George Clooney) entführt wird und damit einen der Hauptstränge des Films beschreibt. Denn hier geht es nicht, wie der Trailer vermuten lässt, allein um die Entführung eben jenen Darstellers, sondern um das ganze Zusammenwirken eines Apparates, der gespickt ist mit Diven und Stars, die alle ihre Probleme haben und gleichzeitig bei Laune gehalten werden müssen. Da steht eine Entführung nun mal an der Tagesordnung… Mehr hatten die Coen-Brüder auch nicht vor beim Dreh dieses Films. Sie wollten zeigen, was für ein Circus das Hollywood der 50er Jahre war und das schaffen sie hervorragend.
Innerhalb eines Tages wird der Tagesablauf des Studioproduzenten Mannix (Josh Brolin) gezeigt, der hier auch die absolute Hauptrolle spielt. Stars, die in der Werbung groß angekündigt wurden, verkommen hier zu Nebenfiguren, bzw. sie haben die Ehre, hier eine Nebenfigur spielen zu dürfen. Denn der Film funktioniert nur mit den Stars und die Stars funktionieren teilweise nur in dem Film. Wenn ein Jonah Hill für ein paar Minuten zu sehen ist und eine Tilda Swinton grandios unecht ein Zwillingspaar spielt, ist das zum einen absolut witzig und zum anderen perfekt passend, da sie ja wirklich Stars spielen. Dies wird dadurch deutlich, dass heutige Stars die erloschenen Sterne von damals spielen.
Aber auch darüber hinaus hat „Hail, Caesar!“ viel zu bieten. Vor allem ist er kurzweilig. Ich war in den 106 Minuten des Films nicht einmal gelangweilt und das, obwohl nicht mal eine richtige Story existiert. Es sind vielmehr mehrere kleine, die dadurch ein Gesamtwerk schaffen, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Die Kritik, der Film sei zu zerstückelt, kann man auch nicht wirklich wegdiskutieren, aber mir hat das sehr gut gefallen und ich war immer wieder überrascht, was für Ideen sich die Coens haben einfallen lassen. Oft sind es dabei die kurzen Sequenzen bei der Cutterin oder der Zeitung, die dann den Irrsinn der Traumfabrik umso verrückter erscheinen und den Zuschauer laut auflachen lassen.
Hinzu kommt eben der typische Humor der Coen-Brüder, den man einfach mögen muss. Wer bei „The Big Lebowski“ oder „Burn After Reading“ nicht lachen konnte, der wird hier auch nicht viel Spaß haben. Auch nach dem Film habe ich im Kino Menschen über Szenen sprechen hören, die sie unfassbar langweilig fanden. Ich wäre am liebsten dazwischen gegangen und hätte gesagt, wie witzig ich die Szene fand. Hier muss man wirklich einschätzen, ob man das Regie-Duo mag. Einen so furiosen Film, wie er im Trailer angedeutet wird, wird man hier aber so oder so nicht bekommen. Er ist eher ruhig melancholisch, so als erinnere man sich an eine längst vergangene, tolle Zeit.
Fazit
So wie die Coens scheinbar das Hollywood der 50er Jahre lieben, so liebe ich diesen Film. Kritik an den Längen und der ruhigen Machart muss man sich gefallen lassen, ich liebe diesen Stil aber umso mehr. Wer die Coens mag, wird diesen Film lieben, alle anderen können sich aber trotzdem auf einen kurzweiligen und vor allem selbst-referenziellen Film freuen. Von mir gibt es eine glasklare Empfehlung, mit dem Wissen im Hinterkopf, das manch einer enttäuscht wurde. Ich wurde es nicht und freue mich schon jetzt auf die erneute Sichtung.
Cast
- Regisseur: Joel und Ethan Coen
- Drehbuch: Joel und Ethan Coen
Hauptdarsteller
Darsteller | Rolle |
---|---|
Josh Brolin | Eddie Mannix |
George Clooney | Baird Whitlock |
Alden Ehrenreich | Hobie Doyle |
Nebendarsteller
- Ralph Fiennes
- Jonah Hill
- Scarlett Johansson
- Frances McDormand
- Tilda Swinton
- Channing Tatum
Weitere Meinungen
- Christian Neffe (Audio\visuell) – 2,5/6
- Der Cineast – 6,5/10
- Franziska-T – 4/6
- Friedl von Grimm – 8/10
- Gina Dieu Armstark (Passion of Arts) – 4,5/10
- Hurzfilm – 1,5/3
- Ivonni21 (Cinemagisch)
- JOHN – 8/10
- Motion Picture Maniacs – 3/10
- Ohmyalexblog – 7/10
- Thomas Schroers
- Wulf Bengsch (Medienjournal) – 7/10
- Schnitt: 6,3/10
Die Filme der Coen-Brüder
- Blood Simple (1984)
- Arizona Junior (1987)
- Miller’s Crossing (1990)
- Barton Fink (1991)
- Hudsucker (1994)
- Fargo (1996)
- The Big Lebowski (1998)
- O Brother, Where Art Thou? (2000)
- The Man Who Wasn’t There (2001)
- Ein (un)möglicher Härtefall (2003)
- Ladykillers (2004)
- Paris, je t’aime (2006)
- No Country for Old Men (2007)
- Burn After Reading (2008)
- A Serious Man (2009)
- True Grit (2010)
- Inside Llewyn Davis (2013)
- Hail, Caesar! (2016)
Danke für deine Rezension. Ich bin auch immer noch guter Hoffnung, dass mich der Film begeistert. Wer FARGO , BIG LEBOWSKI und NO COUNTRY FOR OLD MEN von den Coens schätzt, wird keine Schenkelklopferkomödie erwarten. Da gebe ich dir recht ☺
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