Kritik: Game of Thrones – Staffel 6

Dienstag war es endlich so weit, ich habe die letzte Folge der sechsten Staffel von Game of Thrones gesehen und kann endlich meine Meinung in die weite Welt hinausschreiben. Es wurde ja schon massig über die Staffel berichtet, da gab es sogar Leute, die über jede einzelne Folge reden mussten. Ich beschränke mich mal auf die gesamte Staffel, muss aber dazu sagen, dass ich ein unfassbar großer Fan der Buchvorlage „Das Lied von Eis und Feuer“ bin. Und auch wenn ich die Serie liebe, so muss sie sich doch mit den Büchern messen und versagt daran öfter mal. Insofern ist meine abschließende Wertung auch unter dem Hintergrund aufzufassen, dass andere Zuschauer sehr viel mehr Spaß haben werden mit der Serie. Und natürlich gilt bei dieser Kritik: Es wird massig gespoilert!


Handlung

Während Jon Snow an der Mauer niedergestochen wurde, ist Cerseis Macht so gering wie noch nie. Der Glaube rund um den hohen Spatz haben den König und damit die Macht an sich gerissen. Derweil muss Tyrion in Meereen die Kontrolle bewahren, solange Daenerys mit ihrem Drachen unterwegs ist. Sansa ist noch immer mit Theon auf der Flucht vor Ramsay Bolton und Arya trainiert in Bravos noch immer, um zu „Niemandem“ zu werden. Dies und mehr erwartet einen, während noch immer das Spiel der Throne über allem tobt.


Kritik

Ich könnte jetzt mehrere Absätze darüber schreiben, wie toll die Serie aussieht und wie grandios sie gefilmt ist, aber ich würde eh nur zum selben Ergebnis kommen wie alle anderen Kritiker. Game of Thrones ist vom Budget, von den Kulissen und von den Darstellern her mitunter das Beste, was man im Fernsehen bekommen kann. Besonders die Schlacht der Bastarde und die Explosion der Septa in der letzten Folge zeigen eindrucksvoll, was ein riesiges Budget ausrichten kann. Nur wenn es zu den Drachen kommt und Daenarys auf diesen reitet, merkt man wieder, dass wir uns doch in einer Fantasy-Welt befinden. Aus diesen Gründen beschränke ich mich in dieser Kritik auch auf die Handlung und hoffe, dass ich es in wenigen Absätzen schaffe, meine Meinung auszudrücken.

Dabei werde ich zunächst auf die drei fulminantesten Szenen eingehen und die Probleme, die ich dennoch mit ihnen habe. Die erste Szene, dir mir dabei in den Sinn kommt, ist der Tod von Hodor und die Erklärung, woher sein Name eigentlich kommt. Am Ende der fünften Folge muss Hodor eine Tür zuhalten, damit die Zombies nicht Bran töten. Dabei wird er jedoch von diesen zerfetzt. In Rückblenden sieht man dabei, dass dieser Tod erst dazu geführt hat, dass Hodor (kurz für „Hold the Door“) nur noch seinen Namen sagen kann. Als Kind hat er seinen eigenen Tod in der Zukunft miterlebt und konnte das nicht verkraften. Die Szene ist so stark, weil sie zum einen ein ewiges Geheimnis der Serie erklärt und gleichzeitig den emotionalsten Abschied einer liebenswürdigen Figur zeigt.

Das Problem dabei ist jedoch, dass alles mit einer Trash-Szene beginnt, in der kleine Waldwesen Feuerbälle auf Zombies werfen. Hier merkt man eindrücklich, dass das Budget der Serie nicht in jede Szene gleichermaßen fließt. Diese Szene hatte so einen Trash-Faktor, dass ich mich fast geschämt habe. Kurz danach wird dann noch die dreiäugige Krähe und Summer aus der Geschichte geschrieben, so lustlos und unbefriedigend, wie es nur weiteren Charakteren blühen sollte.

Die nächste starke Szene ist die Schlacht der Bastarde, bei der Jon Snow Winterfell zurückerobern möchte. Hier ist dabei das Budget geblieben, was man sich vorher noch so gewünscht hätte. Jeder, der mit der Entwicklung der Geschichte so seine Probleme hatte, wird hier durch eine riesige Schlacht entschädigt, die man selbst im Kino nicht allzu oft sieht. Doch auch hier habe ich so ein Problem, das einen Namen trägt: Rickon Stark. Der Junge taucht plötzlich auf und ist nur dafür da, Jon Snow in eine schwierige Lage während der Schlacht zu bringen. Hier kommt es zum größten Problem, welches ich mit der letzten Staffel hatte. Die Autoren nehmen immer den einfachsten Weg. Es gibt kaum Überraschungen, alles ist vorhersehbar. So hat man eventuell vermutet, Rickon Stark sei nur eine Finte und einige Männer würden sich noch gegen Ramsay Bolton stellen. Aber nein, er wurde gefangen und ist nur dafür da, im Finale getötet zu werden.

Diese Problematik zieht sich durch die gesamte Staffel, sodass es unzählige Beispiele gibt. Euron Greyjoy taucht plötzlich auf und tötet Balon, damit Theon nach Meereen reist. Was in den Büchern ein halbes Buch einnimmt, wird hier in einer Szene abgehandelt. Euron taucht danach natürlich nicht mehr auf. Und in Dorne werden mal eben die wichtigsten Figuren der Bücher getötet, damit man einen Grund hat, Daenerys zu unterstützen. Den schlimmsten Handlungsstrang besitzt allerdings Arya, die zur Attentäterin trainiert wird. Hier musste man irgendwie die Staffel mit ihrer Handlung füllen, was dann auch zu völligen Charakterwandlungen ihrer Figur führt, die durch Fantheorien wunderbar erklärt werden, in der Serie ist es aber so und es wird nicht darauf eingegangen. In solchen Momenten habe ich mich immer wieder gefragt, ob die Autoren das ernst meinen. Leider meinten sie es sehr oft sehr ernst.

Dass ich die sechste Staffel aber nicht grundsätzlich schlecht finde, zeigt die letzte Szene, über ich die ich schreiben möchte. Ich meine natürlich die ersten 15 Minuten der letzten Folge, in der sich Cersei aller Feinden entledigt. Damit habe ich nicht gerechnet und auch die Umsetzung war grandios. Hier passt einfach alles: der Soundtrack, die Kamera, der Spannungsaufbau und natürlich die Special Effects, auf die ich oben schon eingegangen bin. In diesem Moment hat „Game of Thrones“ gezeigt, was die Serie kann. Schade ist nur, dass mir keine weiteren Szenen dieser Staffel einfallen, die mich so überzeugt haben.

Auf einige Dinge muss ich noch eingehen, die mich gestört haben. Da ist Daenarys, die meiner Meinung nach grauenhaft schlecht geschrieben ist. Dann gibt es noch Jorah Mormont, Tyrion und Littlefinger, für die die Autoren scheinbar keine Rolle mehr haben. Sie laufen nur umher und machen nichts. Das ist besonders schade, weil ich die Figuren sonst eigentlich mochte. Ansonsten muss ich mich hier aber zügeln, sonst führt das alles zu weit. Auf die positiven Aspekte der Staffel gehe ich noch im Fazit ein, das kann man auf anderen Seiten ja noch genauer nachlesen.


Fazit

Nachdem ich mich so auf die sechste Staffel gefreut habe, wurde ich doch sehr enttäuscht. Auch wenn es im Vergleich zu fünften Staffel wieder einen Qualitätssprung gab, so zwickt es doch an allen Ecken und Enden. Langweilige und dumme Handlungsstränge wechseln sich dabei mit großartigen Momenten ab. Über Special Effects, Kulissen und Darsteller mus ich dabei nichts sagen, die sind immernoch das Beste im Fernsehen, weshalb meine Wertung auch noch relativ hoch ist. Doch wenn das Niveau der Geschichte so bleibt wie bislang, dann könnte ich im Endeffekt doch etwas enttäuscht auf die Serie zurückblicken.

7


Cast

  • Showrunner: David Benioff

Hauptdarsteller

Darsteller Rolle
Peter Dinklage Tyrion Lannister
Lena Headey Cersei Lannister
Emilia Clarke Daenerys Targaryen
Kit Harington Jon Snow
Sophie Turner Sansa Stark
Maisie Williams Arya Stark
Nikolaj Coster-Waldau Jaime Lannister
Isaac Hempstead Wright Bran Stark

Nebendarsteller

  • Iain Glen
  • Alfie Allen
  • John Bradley
  • Conleth Hill
  • Aidan Gillen
  • Gwendoline Christie
  • Jerome Flynn
  • Liam Cunningham
  • Rory McCann
  • Natalie Dormer
  • Carice van Houten
  • Iwan Rheon
  • Jonathan Pryce

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Weitere Meinungen

 

  • Schnitt: 8,8/10

9

11 Kommentare Gib deinen ab

  1. Filmschrott sagt:

    Gebe dir größtenteils recht. Keine Ahnung, ob du meine Reviews zu den einzelnen Folgen gelesen hast, aber ich stelle da genau die gleichen Kritikpunkte heraus. Es ist alles zu simpel gehalten. Zu vorhersehbar. Zu sehr gerade aus.
    Das gilt nebenbei meiner Meinung nach auch für die letzte Folge und den Massenmord. Da durch hat man einfach mal das komplette Konfliktpotenzial in Kings Landing gekillt. Die Geschichte zwischen Cersei, Margaery und eigentlich auch dem High Sparrow hatte noch unendlich viel Potenzial. Margaery hat ja offensichtlich nur einen auf Gläubige gemacht, um die Sparrows und alle anderen zu täsuchen und daraus einen Vorteil zu ziehen. Und dann läuft sogar der König über zu denen. Zum ersten Mal, seit man diese „Sekte“ in der Serie eingeführt hat, wirkt die wirklich wie eine Bedrohung, weil endlich klar ist, warum sie eine solche Macht haben. Und was macht man? Man bringt alle mal eben so um die Ecke. Ein ganz klares Zeichen dafür, dass man erstens Balast los werden muss, um schneller zum Serienfinale zu kommen und zwwitens das Budget der Staffeln etwas eingestampft wurde (damit verbunden ja auch die Herabsetzung der Folgen pro Staffel ab nächstem Jahr). Tut der Serie ganz und gar nicht gut. Man war mal richtig stark. Langsam beginnt das Gerüst zu bröckeln. Und wenn man nicht vorsichtig ist, zerstört man sich noch selbst.

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    1. k4tze sagt:

      Meiner Meinung nach war es genau der richtige Zeitpunkt um die religiösen Fanatiker aus der Serie zu schreiben, und Cersei somit zum Gegenspiel von Feuer und Eis zu machen. Nachdem es eben nur mehr 13 Episoden geben sollte – wobei in der 7. Season vermutlich Jon und Daenerys gegen Cersei kämpfen, gibt es im Norden die White Walker, als ultimativen Bösewicht, der schlussendlich eine Menge Chaos hinterlassen wird – finde ich es gut, dass mit der Religion beiderorts aufgeräumt wurde.

      Sicherlich, die 6. Season wurde etwas Zuschauerfreundlich gehalten, aber ob es dem entspricht was Martin vorhatte (die Showrunner beziehen sich ja auf sein Ende), kann man vermutlich erst in 2 Jahren sagen.

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      1. Filmschrott sagt:

        Ich gebe dir insofern recht, dass der Zeitpunkt richtig war, in Bezug auf das nahende Ende. Man musste den ganzen Balast jetzt halt loswerden. Das macht es aber nun mal nicht besser, dass das alles sehr überhastet und aus dem Nichts kommend wirkte. Zumindest was die Auslöschung der Tyrells angeht. Dadurch hat nämlich nun mal die ganze Story um die Sparrows in dieser Staffel komplett seinen Sinn verloren.
        Ich gehe stark davon aus, dass Martin selber das nicht so lösen wird. Aber er hat nun mal auch den Luxus „Zeit“. Den hat die Serie leider nicht.

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  2. donpozuelo sagt:

    Ich kann dir da auch nur recht geben… es ist halt doch langsam ersichtlicht, dass sie ein bisschen anziehen müssen. Es bleibt immer noch eine tolle Serie, aber sie dürfen sich jetzt nicht zu sehr auf ihrem Ruhm ausruhen. Natürlich ist es schade, dass George RR Martin seine Bücher nicht fertig hat und natürlich merkt man, dass das der Serie echt fehlt. Aber irgendwie hatte ich trotzdem gehofft, dass die MAcher lange genug dabei waren, um Martin würdiger zu sein. Naja… schauen wir mal, was uns die letzten zwei STaffeln noch bringen werden.

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  3. Pingback: filmexe

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